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Rechtsruck in der Forschungsförderung?

Italiens Bildungsministerin reformiert den CNR. Das ist die grösste staatliche Forschungseinrichtung des Landes. Ihr gehören sämtliche Zweige der Forschung und der Wissenschaften an. Der CNR wird von ihr neuorganisiert. Mit fünf Hauptabteilungen. Jede dieser Abteilungen erhält einen Präsidenten. Der soll die Forschungsziele vorgeben und entscheidet über die Finanzierungen. Leiter der Abteilung Geisteswissenschaften ist jetzt Roberto De Mattei geworden. Eine schillernde Figur, die bisher nur wenigen bekannt ist. De Mattei leitet die "Stiftung Lepanto", eine private Einrichtung, die sich darum bemüht, ein streng konservatives Weltbild zu propagieren. Für De Mattei hat Darwin Unrecht und wir Menschen sind Gotteskinder. Moslems gehören nach seiner Meinung sofort ausgewiesen und das zweite vatikanische Konzil mit seiner behutsamen Öffnung der Kirche zur modernen Welt gegenüber ist reines Teufelswerk.

Ein Beitrag von Thomas Migge |
    Die Emanzipation der Frauen und, noch viel schlimmer, gleichgeschlechtlicher Paare, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch oder auch die zeitgenössische Kunst - all das sind für ihn und seine hyperkatholischen Mitstreiter Dinge, die es mit Stumpf und Stil auszumerzen gilt. Dass ein Mann wie De Mattei einmal eine führende Stellung innerhalb des italienischen Wissenschaftslebens einnehmen würde, damit hatte niemand gerechnet. Berlusconis Ministerin ist aber selbst aus einem streng frommen Holz geschnitzt. Sie scheint die Ansichten von De Mattei zu teilen. So muss damit gerechnet werden, dass die staatlich finanzierte geisteswissenschaftliche Forschung in Zukunft von einem Hardliner dominiert wird.

    Gegen die Wahl De Matteis protestieren jetzt Italiens bekannteste Historiker. Darunter Rosario Villari und Girolamo Arnaldi. Sie fordern die sofortige Absetzung des Ultra-Konservativen. Diesem Protest - in Form eines Briefes an die Bildungsministerin - haben sich die Präsidenten der wichtigsten historischen Forschungseinrichtungen angeschlossen. In ihrem Schreiben sprechen sie von einer großen Gefahr für die Geisteswissenschaften, die, davon sind die überzeugt, nicht Leuten wie De Mattei anvertraut werden dürfen.

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