Die Webseite gefällt Ihnen nicht mehr – auch wenn sie gerade mal ein paar Jahre alt ist. Sie ist Ihnen zu statisch und langweilig. Sie hat weder Datenbanken im Hintergrund, noch lädt sie mit dynamischen Formularen die Besucher zum Dialog ein. 'Nicht einfach löschen!' rät Nikolaus Gierszewski. Als Vorstandsvorsitzender der Berliner Web-Agentur Skileon ist er auf die Idee gekommen, alte Webseiten wie ein altes Auto gegen Gebühr auszuschlachten. Denn auch sie enthalten noch viel Brauchbares.
von Klaus Herbst
Das sind vier Komponenten, die wir dabei untersuchen: Bildrechte, die wir hier aufkaufen. Das sind Collagen, wo schon manuell Arbeit geleistet wurde. Und dann beurteilen wir die Struktur der Seite, Navigationsebenen, und als vierte Funktion wären sämtliche Programmierungen zu nennen, die sozusagen Skripte sind, mit denen man interaktiv Funktionen ausführen kann. Ein Beispiel wäre die Mail-Versand-Option. Diesen Quelltext kann man direkt übernehmen und in einer anderen Seite wieder benutzen.
Auch wenn die Internetauftritte nicht mehr aktuell sind, so verbirgt sich doch in ihrem Innenleben so manches wertvolle Detail – man muss nur etwas näher hinschauen. Das kann sich lohnen.
Wenn wir ein Formular zum Beispiel nehmen, das eine Auswahl von Dokumenten speichert und an eine gewisse Mail-Adresse versendet, dann haben wir hier eine Art Merkfunktion zusammen mit der Aufnahme von Benutzerdaten. Dann könnten hierfür vielleicht hundert Euro in Frage kommen.
... vorausgesetzt – so das Geschäftsmodell – man lässt seinen neuen Auftritt von der Berliner Firma gestalten. Wenn nun aber gar nichts Wertvolles in der alten Webseite steckt, dann gibt es auch keine Euros. Funktioniert sie aber dennoch, dann kann sie kostenlos von einem gemeinnützigen Verein übernommen werden - und leistet unter neuer Regie noch viele Jahre treue Dienste. Beim Begutachten alter Auftritte ist Nikolaus Gierszewski auf Phänomene gestoßen, die man nach heutigen Geschmackskriterien als gestalterische Fehlleistungen bezeichnen würde.
Besonders skurrile Webseiten haben verschiedene Eigenarten. Es war früher so eine Unart, animierte Bilder auf die Seite zu setzen für einzelne Funktionalitäten, zum Beispiel der Mailversand, da war immer der Briefumschlag zu sehen, der sich selbst zusammenfaltet und dann wegsendet. Das würde man heutzutage sehr selten finden, genauso auch wie die Navigationsmenüs, die oft Sackgassenmenüs waren. Das heißt, man hat in einer Richtung navigiert, kam nicht weiter, wusste nicht mehr den Weg zurück.
Die Informationstechnologie rast und mit ihr das Design ihrer Auftritte. Der Berliner Webagent nennt weitere Eigenschaften, an denen man alte und nicht so perfekte Webseiten erkennt. Das ist zum Einen der Griff ins Volle.
Das sind die Stilmischungen, die wir auf einer Seite finden. Das heißt, man hat versucht, alles was ein Rechner so hergibt auf einer Seite zu integrieren, sei das Schriftgrößen, seien das Farben, also dieser Mix an Darstellungen, das würde man heutzutage auch nicht mehr finden.
Fatal sind außerdem Sackgassen, in die man beim Navigieren gerät. Auch könne das Sitemap genannte Inhaltsverzeichnis ein Indiz dafür sein, dass der Gestalter selbst seine Webseite für unübersichtlich hält. Hüpfende Briefumschläge, grelle Farbexplosionen und springlebendige Animationen, solche schon nach kürzester Zeit verlebten Schönheiten werden erstmalig in einem Internet-Museum der Nachwelt überliefert
Das behalten wir uns vor, dass wir einige Auftritte, die wir eventuell auch käuflich erwerben, in einem Website-Museum ausstellen möchten. Denn wenn man überlegt, dass im Internetzeitalter so schnell die Veränderungen sind, dass man, wenn man vier Jahre zurückblickt, waren es Internetauftritte, die so einfach gestrickt waren, die man heutzutage gar nicht mehr vermuten würde, dass sie neunzehnhundertachtundneunzig, -neunundneunzig noch im Netz standen und auch von großen Firmen noch im Netz standen. Die Zeit ist so schnelllebig, dass wir diese kuriosen oder skurrilen Seiten gerne ausstellen würden, um hier ein klein bisschen eine Zeitreise zu ermöglichen.
Dass es einmal Internet-Oldtimer geben könnte, die ungleich mehr wert sind als ein Neuwagen, hält Nikolaus Gierszewski für eine interessante Idee, kann es sich aber noch nicht vorstellen.
von Klaus Herbst
Das sind vier Komponenten, die wir dabei untersuchen: Bildrechte, die wir hier aufkaufen. Das sind Collagen, wo schon manuell Arbeit geleistet wurde. Und dann beurteilen wir die Struktur der Seite, Navigationsebenen, und als vierte Funktion wären sämtliche Programmierungen zu nennen, die sozusagen Skripte sind, mit denen man interaktiv Funktionen ausführen kann. Ein Beispiel wäre die Mail-Versand-Option. Diesen Quelltext kann man direkt übernehmen und in einer anderen Seite wieder benutzen.
Auch wenn die Internetauftritte nicht mehr aktuell sind, so verbirgt sich doch in ihrem Innenleben so manches wertvolle Detail – man muss nur etwas näher hinschauen. Das kann sich lohnen.
Wenn wir ein Formular zum Beispiel nehmen, das eine Auswahl von Dokumenten speichert und an eine gewisse Mail-Adresse versendet, dann haben wir hier eine Art Merkfunktion zusammen mit der Aufnahme von Benutzerdaten. Dann könnten hierfür vielleicht hundert Euro in Frage kommen.
... vorausgesetzt – so das Geschäftsmodell – man lässt seinen neuen Auftritt von der Berliner Firma gestalten. Wenn nun aber gar nichts Wertvolles in der alten Webseite steckt, dann gibt es auch keine Euros. Funktioniert sie aber dennoch, dann kann sie kostenlos von einem gemeinnützigen Verein übernommen werden - und leistet unter neuer Regie noch viele Jahre treue Dienste. Beim Begutachten alter Auftritte ist Nikolaus Gierszewski auf Phänomene gestoßen, die man nach heutigen Geschmackskriterien als gestalterische Fehlleistungen bezeichnen würde.
Besonders skurrile Webseiten haben verschiedene Eigenarten. Es war früher so eine Unart, animierte Bilder auf die Seite zu setzen für einzelne Funktionalitäten, zum Beispiel der Mailversand, da war immer der Briefumschlag zu sehen, der sich selbst zusammenfaltet und dann wegsendet. Das würde man heutzutage sehr selten finden, genauso auch wie die Navigationsmenüs, die oft Sackgassenmenüs waren. Das heißt, man hat in einer Richtung navigiert, kam nicht weiter, wusste nicht mehr den Weg zurück.
Die Informationstechnologie rast und mit ihr das Design ihrer Auftritte. Der Berliner Webagent nennt weitere Eigenschaften, an denen man alte und nicht so perfekte Webseiten erkennt. Das ist zum Einen der Griff ins Volle.
Das sind die Stilmischungen, die wir auf einer Seite finden. Das heißt, man hat versucht, alles was ein Rechner so hergibt auf einer Seite zu integrieren, sei das Schriftgrößen, seien das Farben, also dieser Mix an Darstellungen, das würde man heutzutage auch nicht mehr finden.
Fatal sind außerdem Sackgassen, in die man beim Navigieren gerät. Auch könne das Sitemap genannte Inhaltsverzeichnis ein Indiz dafür sein, dass der Gestalter selbst seine Webseite für unübersichtlich hält. Hüpfende Briefumschläge, grelle Farbexplosionen und springlebendige Animationen, solche schon nach kürzester Zeit verlebten Schönheiten werden erstmalig in einem Internet-Museum der Nachwelt überliefert
Das behalten wir uns vor, dass wir einige Auftritte, die wir eventuell auch käuflich erwerben, in einem Website-Museum ausstellen möchten. Denn wenn man überlegt, dass im Internetzeitalter so schnell die Veränderungen sind, dass man, wenn man vier Jahre zurückblickt, waren es Internetauftritte, die so einfach gestrickt waren, die man heutzutage gar nicht mehr vermuten würde, dass sie neunzehnhundertachtundneunzig, -neunundneunzig noch im Netz standen und auch von großen Firmen noch im Netz standen. Die Zeit ist so schnelllebig, dass wir diese kuriosen oder skurrilen Seiten gerne ausstellen würden, um hier ein klein bisschen eine Zeitreise zu ermöglichen.
Dass es einmal Internet-Oldtimer geben könnte, die ungleich mehr wert sind als ein Neuwagen, hält Nikolaus Gierszewski für eine interessante Idee, kann es sich aber noch nicht vorstellen.