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Red Dead Redemption 2
Das Monumental-Meisterwerk

Das Computerspiel "Red Dead Redemption 2" ist zwar gerade veröffentlicht worden, gilt aber jetzt schon als Meisterwerk und Meilenstein. Der Spieler erlebt die Zeit des zu Ende gehenden Wilden Westens - mit großem Detailreichtum und einer scheinbar grenzenlosen digitalen Welt.

Von Christian Schiffer | 29.10.2018
    Red Dead Redemption II Werbung in New York
    Die Werbekampagne für "Red Dead Redemption 2" läuft weltweit (imago stock&people (Richard B. Levine))
    Amerika im Jahr 1899: Arthur Morgan kämpft sich mit anderen Gesetzlosen durch einen Schneesturm. Die Vorräte sind knapp, das Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt wurde, üppig. Diese Szene ist der Auftakt zu "Red Dead Redemption 2" und dieses "Red Dead Redemption 2" ist, so muss man mit größtmöglicher Zurückhaltung und Nüchternheit konstatieren, eine Sensation, ein Spiel, für das man kaum superlativigere Superlative finden kann.
    Das einzige, was noch größer ist, als die Erhabenheit und Schönheit von "Red Dead Redemtion 2" ist die Herausforderung, diesem Meisterwerk in einem kurzen Radiobetrag gerecht zu werden. Trotzdem, hier ein Versuch:
    Da ist zunächst einmal die schiere Größe. "Red Dead Redemption 2" ist ein sogenanntes Open World-Spiel, das heißt: Der Spieler kann sich in der Welt frei bewegen, er kann Aufträge annehmen, er kann der Geschichte folgen, ins Theater gehen, jagen, Poker spielen, in den Sonnenuntergang reiten oder einfach nur staunen. Denn "Red Dead Redemption 2" steckt voller Details.
    Großer Detailreichtum
    Da sind nicht nur das viel beachtete Kuriosum, mit den Pferdehoden, die bei kaltem Wetter schrumpfen, und der Bart von Arthur Morgen, der irgendwann unkontrolliert vor sich hin wuchert, wenn man sich nicht regelmäßig rasiert. Da sind vor allem einsame Höfe, Geisterstädte, dichte Wälder, knietiefer Schnee, kristallklare Bäche, dampfende Sümpfe, vereiste Berggipfel, 200 verschiedene Tierarten und verraucht-verruchte Saloons.
    Angeblich enthält das Spiel 300.000 Animationen und 500.000 Dialogzeilen, die von 700 Sprechern aufgenommen wurden. Klar, das sind erst einmal nur Zahlen, aber der Aufwand zahlt sich aus. "Red Dead Redemption 2" erzählt an jeder Ecke kleine Geschichten, die zusammen ein brutal-beeindruckendes Sittengemälde formen, ein digitales Panoptikum über die Zeit, in der der Wilde Westen langsam aufhörte wild zu sein.
    Meilenstein der Computerspiele
    Ja, viel war die Rede in den letzten Tagen von fragwürdigen Arbeitsbedingungen beim Hersteller Rockstar Games, von 100 Stunden Wochen und ein wenig hat dieses Spiel deswegen vielleicht etwas von ägyptischen Pyramiden. Ja, sie sind gigantisch. Ja, sie sind sehr beeindruckend. Aber nein, beim Bau will man nicht unbedingt dabei gewesen sein. Und trotzdem: Man will immer wieder hin.
    Vielleicht wird man irgendwann sagen, dass es eine Zeit vor "Red Dead Redemption 2" gab und eine danach. So oft hieß es in den letzten Jahren, das Medium Computerspiel brauche sein "Citizen Kane", seinen Meilenstein, sein popkulturelles Ausrufezeichen, sein "Fuck you" in Richtung des Feuilletons. "Red Dead Redemption 2" ist genau das.