Es sind nur drei Türen, die Heiko Marskis Büro vom Arbeitszimmer des Rektors trennen. Der junge Mann - seit einer Woche im Amt als Rostocks neuer studentischer Prorektor – läuft eilig über den Flur. Das gestreifte Hemd über dem T-Shirt trägt er wie ein Jackett und selbstbewusst nimmt er am ovalen Besprechungstisch im Rektorat Platz. 90 Stunden, so schätzt er, hat er sich mit dem Landeshochschulgesetz, das heute auf der Tagesordnung steht, beschäftigt. Nun kann er mitreden. Ohnehin genießt der 26-Jährige an der Uni den Ruf eines redegewandten Querulanten.
"Na ja, selbstkritisch gesagt, ich bin nicht dahin gehend einfach, dass ich den Mund halte und fleißig nicke, also ich lese mich sehr tief in Papiere ein. Ich versuche, die Dinge zu verstehen und stelle dementsprechend auch Fragen. Ich denke, dort wo Fragen sind, ist häufig auch Bewegung und das bringt Dinge voran."
Gerade hat sich der Lehramtsstudent, der später einmal Englisch, Geschichte und Dänisch unterrichten will, beurlauben lassen für seinen ersten Vollzeitjob als Mitglied der Hochschulleitung. Der Rektor der Rostocker Universität, Professor Wolfgang Schareck, schätzt die studentische Perspektive, weiß aber auch, warum sich viele andere Hochschulen schwer tun mit einem solchen Amt.
"Man hat ein bisschen Angst vor den Vertraulichkeiten. Dass es doch vielleicht sein könnte, dass dann der studentische Prorektor sich eben auch als Sprachrohr der Studierenden verstehen könnte und es gibt nun ja Dinge, ich bin immer für eine große Transparenz, aber es gibt Dinge, die müssen zunächst einmal angedacht werden im Rektorat. Das erfordert eine gewisse Vertraulichkeit. Mir hat mal ein anderer Rektor gesagt: Ja dann können Sie ja nichts geheim mehr beraten! Und das drückt, glaube ich, die Sorge und die Angst aus."
18.000 Menschen arbeiten an der Rostocker Uni, davon sind 15.000 Studierende. Täglich landen Anfragen per Email beim studentischen Prorektor Heiko Marski. Aber nicht immer kann er helfen.
"Ich kann keinen Einfluss darauf nehmen, wer welchen Sitzplatz in einem Kurs bekommt, das geht selbstverständlich nicht. Die meisten verstehen das dann auch, dass es nicht geht."
Und Heiko Marski hat auch keine Budgetverantwortung. Ein großer Erfolg für ihn wäre, wenn er noch in seiner einjährigen Amtszeit als studentischer Prorektor den lange geplanten Unikindergarten einweihen könnte. Aber auch die Studienfachberatung und die Evaluation von Lehrveranstaltungen sieht er als seine Aufgabenfelder. Und ein bisschen fühlt er sich auch als Mittler zwischen Generationen.
"Diejenigen, die heute vielleicht 40, 50, 60 sind, die Professoren sind, die in der Verwaltung sehr weit sind, mit ihren Erinnerungen an ihre wilden Jugendzeiten werden sie nicht in der Lage sein, die heutigen Studierenden zu verstehen. Wir sind eine Generation Internet. Für uns existieren praktisch keine Grenzen mehr, viele von uns haben viele Kontinente gesehen. Und ich glaube, dass es deshalb wichtig ist, um einander zu verstehen, müssen wir einander zuhören. Und das funktioniert nicht, indem man einmal im Monat einen Termin mit der Studierendenvertretung hat, sondern ich glaube, das funktioniert nur, wenn man in der Hochschulleitung jemand hat, der sich hauptamtlich darum kümmert, mit Studierenden zu reden, studentische Perspektiven einzuholen und möglichst auch selber eine hat."
Laut Uni-Angaben ist Heiko Marski sogar der einzige studentische Prorektor Deutschlands. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen erzählt Katharina Mahrt vom Rostocker ASTA -Büro:
"In der Zeit des Bildungsstreiks sind Anfragen von anderen Hochschulen gekommen, gerade aus den südlicheren Bundesländern also ich glaube Sachsen-Anhalt, Sachsen und so. Die haben angefragt, wie das bei uns funktioniert, und haben auch überlegt, ob sie so was selbst einrichten. Also das ist schon etwas, was momentan langsam aber sicher durch Deutschland geht, ob man das nicht doch institutionalisieren könnte."
Der Landesrechnungshof Mecklenburg Vorpommerns ist allerdings nicht begeistert. Anfang des Jahres hatte er die Universitätsverwaltungen in Rostock und Greifswald auf ihre Effektivität hin überprüft. Und forderte, in Rostock die Universitätsgremien mit einem studentischen Prorektor nicht unnötig aufzublähen. Rostocks Rektor Wolfgang Schareck:
"Man kann Demokratie schlecht nach Effizienz beurteilen. Ich finde es durchaus in Ordnung, dass der Landesrechnungshof sich Gedanken macht, wofür Geld ausgegeben wird. Die Ausgaben für das studentische Prorektorat sind durchaus in sehr geringen Grenzen, dass ich nicht glaube, dass das ein Problem ist, mit dem sich der Landesrechnungshof beschäftigen muss."
Genaue Zahlen will man in Rostock nicht nennen. Nur so viel: Die Aufwandsentschädigung für den studentischen Prorektor betrage deutlich unter 1000 Euro. Und Heiko Marski würde sich freuen, wenn er bald nicht mehr ein Exot, sondern einer von vielen wäre.
"Eigentlich ist ja eine der Vereinbarungen in Bologna, dass Studierende auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung beteiligt werden, das schließt selbstverständlich die Rektorate mit ein. Ich weiß nicht, ob die anderen sich nicht trauen. Ich kann nur dazu ermuntern, ein Student ist immer eine Bereicherung, vielleicht nicht immer ganz einfach, aber auf jeden Fall eine Bereicherung auch für ein Rektorat."
"Na ja, selbstkritisch gesagt, ich bin nicht dahin gehend einfach, dass ich den Mund halte und fleißig nicke, also ich lese mich sehr tief in Papiere ein. Ich versuche, die Dinge zu verstehen und stelle dementsprechend auch Fragen. Ich denke, dort wo Fragen sind, ist häufig auch Bewegung und das bringt Dinge voran."
Gerade hat sich der Lehramtsstudent, der später einmal Englisch, Geschichte und Dänisch unterrichten will, beurlauben lassen für seinen ersten Vollzeitjob als Mitglied der Hochschulleitung. Der Rektor der Rostocker Universität, Professor Wolfgang Schareck, schätzt die studentische Perspektive, weiß aber auch, warum sich viele andere Hochschulen schwer tun mit einem solchen Amt.
"Man hat ein bisschen Angst vor den Vertraulichkeiten. Dass es doch vielleicht sein könnte, dass dann der studentische Prorektor sich eben auch als Sprachrohr der Studierenden verstehen könnte und es gibt nun ja Dinge, ich bin immer für eine große Transparenz, aber es gibt Dinge, die müssen zunächst einmal angedacht werden im Rektorat. Das erfordert eine gewisse Vertraulichkeit. Mir hat mal ein anderer Rektor gesagt: Ja dann können Sie ja nichts geheim mehr beraten! Und das drückt, glaube ich, die Sorge und die Angst aus."
18.000 Menschen arbeiten an der Rostocker Uni, davon sind 15.000 Studierende. Täglich landen Anfragen per Email beim studentischen Prorektor Heiko Marski. Aber nicht immer kann er helfen.
"Ich kann keinen Einfluss darauf nehmen, wer welchen Sitzplatz in einem Kurs bekommt, das geht selbstverständlich nicht. Die meisten verstehen das dann auch, dass es nicht geht."
Und Heiko Marski hat auch keine Budgetverantwortung. Ein großer Erfolg für ihn wäre, wenn er noch in seiner einjährigen Amtszeit als studentischer Prorektor den lange geplanten Unikindergarten einweihen könnte. Aber auch die Studienfachberatung und die Evaluation von Lehrveranstaltungen sieht er als seine Aufgabenfelder. Und ein bisschen fühlt er sich auch als Mittler zwischen Generationen.
"Diejenigen, die heute vielleicht 40, 50, 60 sind, die Professoren sind, die in der Verwaltung sehr weit sind, mit ihren Erinnerungen an ihre wilden Jugendzeiten werden sie nicht in der Lage sein, die heutigen Studierenden zu verstehen. Wir sind eine Generation Internet. Für uns existieren praktisch keine Grenzen mehr, viele von uns haben viele Kontinente gesehen. Und ich glaube, dass es deshalb wichtig ist, um einander zu verstehen, müssen wir einander zuhören. Und das funktioniert nicht, indem man einmal im Monat einen Termin mit der Studierendenvertretung hat, sondern ich glaube, das funktioniert nur, wenn man in der Hochschulleitung jemand hat, der sich hauptamtlich darum kümmert, mit Studierenden zu reden, studentische Perspektiven einzuholen und möglichst auch selber eine hat."
Laut Uni-Angaben ist Heiko Marski sogar der einzige studentische Prorektor Deutschlands. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen erzählt Katharina Mahrt vom Rostocker ASTA -Büro:
"In der Zeit des Bildungsstreiks sind Anfragen von anderen Hochschulen gekommen, gerade aus den südlicheren Bundesländern also ich glaube Sachsen-Anhalt, Sachsen und so. Die haben angefragt, wie das bei uns funktioniert, und haben auch überlegt, ob sie so was selbst einrichten. Also das ist schon etwas, was momentan langsam aber sicher durch Deutschland geht, ob man das nicht doch institutionalisieren könnte."
Der Landesrechnungshof Mecklenburg Vorpommerns ist allerdings nicht begeistert. Anfang des Jahres hatte er die Universitätsverwaltungen in Rostock und Greifswald auf ihre Effektivität hin überprüft. Und forderte, in Rostock die Universitätsgremien mit einem studentischen Prorektor nicht unnötig aufzublähen. Rostocks Rektor Wolfgang Schareck:
"Man kann Demokratie schlecht nach Effizienz beurteilen. Ich finde es durchaus in Ordnung, dass der Landesrechnungshof sich Gedanken macht, wofür Geld ausgegeben wird. Die Ausgaben für das studentische Prorektorat sind durchaus in sehr geringen Grenzen, dass ich nicht glaube, dass das ein Problem ist, mit dem sich der Landesrechnungshof beschäftigen muss."
Genaue Zahlen will man in Rostock nicht nennen. Nur so viel: Die Aufwandsentschädigung für den studentischen Prorektor betrage deutlich unter 1000 Euro. Und Heiko Marski würde sich freuen, wenn er bald nicht mehr ein Exot, sondern einer von vielen wäre.
"Eigentlich ist ja eine der Vereinbarungen in Bologna, dass Studierende auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung beteiligt werden, das schließt selbstverständlich die Rektorate mit ein. Ich weiß nicht, ob die anderen sich nicht trauen. Ich kann nur dazu ermuntern, ein Student ist immer eine Bereicherung, vielleicht nicht immer ganz einfach, aber auf jeden Fall eine Bereicherung auch für ein Rektorat."