Frostige Abenddämmerung auf dem Parkplatz vor dem Audimax-Gebäude. In Sichtweite der eingeschneite Park Sanssouci. Eine Handvoll junger Frauen und Männer stopft aufgekratzt Taschen und Schlafsäcke in ein Auto mit Bonner Kennzeichen. Drei Tage voller Diskussionen und Workshops liegen hinter ihnen. Nun noch zehn Stunden Heimfahrt. War es das wert? Die Schüler Niklas und Anna nicken:
"Ich denke schon. Wir haben viele neue Leute kennengelernt aus dem Bildungsstreik, uns vernetzt mit denen. Und wir haben angesprochen, dass auf jeden Fall die Vernetzung mit Schülern und anderen sozialen Gruppen vermehrt werden muss. Das bedeutet, dass wir als breites gesellschaftliches Bündnis auftreten, und nicht nur als Studierendenprotest oder nur als Schülerprotest, einfach alles zusammenarbeitet."
"Deshalb haben wir auch die lange Fahrt aus Bonn auf uns genommen, weil das einfach wichtig ist, dass der Protest jetzt nicht abflacht. Uns geht es auf keinen Fall nur um die Studienbedingungen, nein."
"Wir kämpfen auch für die Lehrenden, wir kämpfen auch dafür, dass die Bildung generell, dass wir da mehr Selbstbestimmung haben, auch an Schulen, Hochschulen, überall."
Hoch motiviert und voller neuer Eindrücke quetschen sich die Freunde ins Auto. Derweil herrscht im Haus acht noch pralles Leben: Unten, in der provisorischen Küche, gönnt sich Zora eine letzte Plenums-Pause. Die Philosophie Studentin kommt von der Uni Magdeburg. Widerstand lohnt sich - davon ist sie mittlerweile überzeugt:
"In Magdeburg hatten wir auch eine Demo, da war irgendwie die Frage, dass die Unis nur noch 90 Prozent bezahlt bekommen und die restlichen zehn Prozent nur noch ausfinanziert bekommen, wenn sie gut gearbeitet haben. Und da gab es eine landesweite Demo auch am Tag der Kultusministerkonferenz - und das wurde gekippt. Sie haben es geschafft: sie wird voll ausfinanziert. Und diese Proteste bringen echt was und man sieht Erfolge."
Das beflügelt eine Treppe höher auch die Kongressteilnehmer im Audimax. Allerdings erlauben sie hier keine Bild- und Ton-Aufnahmen. Auf dem Fußboden sitzen rund 50 junge Leute. Vorn stellt gerade eine der zwölf Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor. - Die AG will ab Januar gemeinsame bundesweite Forderungen an die Politik formulieren. Gar nicht so einfach - da Bildung Ländersache ist - und die Gruppe so lange diskutiert, bis ein Konsens gefunden ist, - erklärt der Leipziger Max Strötzel, Student an der Uni Bremen, - draußen vor der Hörsaal-Tür:
"Einen Bundesweiten Forderungskatalog zu erstellen, ist sehr, sehr viel Arbeit. Wenn sich jeder mit allem beschäftigt, dann ist das sehr ineffektiv. Deswegen haben wir zum Beispiel jetzt - Struktur des Studiums, Finanzen, Zugangsprobleme - inhaltlich einfach abgegrenzt, dass man erst mal sagt: Okay, ich beschäftige mich jetzt ganz konkret damit, wie die Lehre dann verbessert werden kann, wie viel neue Professorenstellen wir brauchen, wie viel neue Hiwi-Stellen, wie viel das kosten wird, von woher das Geld zu bekommen ist und so weiter. Das wir ganz konkret der Politik begegnen können."
Deshalb gibt es diesmal noch keine gemeinsame Resolution. Dafür aber um sehr mehr Hausaufgaben bis zum nächsten bundesweiten Bündnistreffen. An dem will auch die Potsdamer Lehramtsstudentin und Audimax-Besetzerin Susanne Eckler wieder teilnehmen:
"Ich mache weiter, weil ich einfach die Missstände sehe, weiß, dass ich was verändern muss. Wir wollen zum Beispiel Viertelparität in allen entscheidungstragenden Gremien in der Universität. Das heißt, dass Studierende irgendwie so beteiligt werden, dass sie auch was entscheiden können und nicht immer von Professorinnen und Professoren überstimmt werden. Wir wollen, dass es einen Master für alle gibt, weil der Bachelor absolut nicht berufsqualifizierend ist. Und das ist einfach ein Problem: Bildungszugänge sind nicht für alle offen. Es gibt immer noch extrem viele, die gar nicht studieren können, weil sie es sich nicht leisten können, die hier ausgeschlossen werden aus dieser Bildung."
Neue Aktionen sind bereits geplant. Die Liste allerdings aber ist noch nicht spruchreif, ergänzt die Berliner Schülerin Paula Rauch. Die 19-Jährige mit der roten Schiebermütze ist in der AG Protestfahrplan: Ihre Prognose - 2010 wird es noch heißer in Sachen Bildungsstreik:
"Dass es massenhafte Streiks, wahrscheinlich auch wieder Besetzungen geben wird, dass zeichnet sich jetzt ab. Ganz spannend wird das zehnjährige internationale Bologna-Jubiläum am 11. bis 13. März, wo es halt Feierlichkeiten geben wird der verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Budapest und in Wien. Wo wie auch auf internationaler Ebene einen Gegengipfel planen. Wir wollen auf jeden Fall ein Zeichen setzen, dass wie nicht zulassen, dass da unsere Bildung, unsere Zukunft zerstört wird. Und da wird's auf jeden Fall viel große und kreative Aktionen gegen geben."
"Ich denke schon. Wir haben viele neue Leute kennengelernt aus dem Bildungsstreik, uns vernetzt mit denen. Und wir haben angesprochen, dass auf jeden Fall die Vernetzung mit Schülern und anderen sozialen Gruppen vermehrt werden muss. Das bedeutet, dass wir als breites gesellschaftliches Bündnis auftreten, und nicht nur als Studierendenprotest oder nur als Schülerprotest, einfach alles zusammenarbeitet."
"Deshalb haben wir auch die lange Fahrt aus Bonn auf uns genommen, weil das einfach wichtig ist, dass der Protest jetzt nicht abflacht. Uns geht es auf keinen Fall nur um die Studienbedingungen, nein."
"Wir kämpfen auch für die Lehrenden, wir kämpfen auch dafür, dass die Bildung generell, dass wir da mehr Selbstbestimmung haben, auch an Schulen, Hochschulen, überall."
Hoch motiviert und voller neuer Eindrücke quetschen sich die Freunde ins Auto. Derweil herrscht im Haus acht noch pralles Leben: Unten, in der provisorischen Küche, gönnt sich Zora eine letzte Plenums-Pause. Die Philosophie Studentin kommt von der Uni Magdeburg. Widerstand lohnt sich - davon ist sie mittlerweile überzeugt:
"In Magdeburg hatten wir auch eine Demo, da war irgendwie die Frage, dass die Unis nur noch 90 Prozent bezahlt bekommen und die restlichen zehn Prozent nur noch ausfinanziert bekommen, wenn sie gut gearbeitet haben. Und da gab es eine landesweite Demo auch am Tag der Kultusministerkonferenz - und das wurde gekippt. Sie haben es geschafft: sie wird voll ausfinanziert. Und diese Proteste bringen echt was und man sieht Erfolge."
Das beflügelt eine Treppe höher auch die Kongressteilnehmer im Audimax. Allerdings erlauben sie hier keine Bild- und Ton-Aufnahmen. Auf dem Fußboden sitzen rund 50 junge Leute. Vorn stellt gerade eine der zwölf Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor. - Die AG will ab Januar gemeinsame bundesweite Forderungen an die Politik formulieren. Gar nicht so einfach - da Bildung Ländersache ist - und die Gruppe so lange diskutiert, bis ein Konsens gefunden ist, - erklärt der Leipziger Max Strötzel, Student an der Uni Bremen, - draußen vor der Hörsaal-Tür:
"Einen Bundesweiten Forderungskatalog zu erstellen, ist sehr, sehr viel Arbeit. Wenn sich jeder mit allem beschäftigt, dann ist das sehr ineffektiv. Deswegen haben wir zum Beispiel jetzt - Struktur des Studiums, Finanzen, Zugangsprobleme - inhaltlich einfach abgegrenzt, dass man erst mal sagt: Okay, ich beschäftige mich jetzt ganz konkret damit, wie die Lehre dann verbessert werden kann, wie viel neue Professorenstellen wir brauchen, wie viel neue Hiwi-Stellen, wie viel das kosten wird, von woher das Geld zu bekommen ist und so weiter. Das wir ganz konkret der Politik begegnen können."
Deshalb gibt es diesmal noch keine gemeinsame Resolution. Dafür aber um sehr mehr Hausaufgaben bis zum nächsten bundesweiten Bündnistreffen. An dem will auch die Potsdamer Lehramtsstudentin und Audimax-Besetzerin Susanne Eckler wieder teilnehmen:
"Ich mache weiter, weil ich einfach die Missstände sehe, weiß, dass ich was verändern muss. Wir wollen zum Beispiel Viertelparität in allen entscheidungstragenden Gremien in der Universität. Das heißt, dass Studierende irgendwie so beteiligt werden, dass sie auch was entscheiden können und nicht immer von Professorinnen und Professoren überstimmt werden. Wir wollen, dass es einen Master für alle gibt, weil der Bachelor absolut nicht berufsqualifizierend ist. Und das ist einfach ein Problem: Bildungszugänge sind nicht für alle offen. Es gibt immer noch extrem viele, die gar nicht studieren können, weil sie es sich nicht leisten können, die hier ausgeschlossen werden aus dieser Bildung."
Neue Aktionen sind bereits geplant. Die Liste allerdings aber ist noch nicht spruchreif, ergänzt die Berliner Schülerin Paula Rauch. Die 19-Jährige mit der roten Schiebermütze ist in der AG Protestfahrplan: Ihre Prognose - 2010 wird es noch heißer in Sachen Bildungsstreik:
"Dass es massenhafte Streiks, wahrscheinlich auch wieder Besetzungen geben wird, dass zeichnet sich jetzt ab. Ganz spannend wird das zehnjährige internationale Bologna-Jubiläum am 11. bis 13. März, wo es halt Feierlichkeiten geben wird der verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Budapest und in Wien. Wo wie auch auf internationaler Ebene einen Gegengipfel planen. Wir wollen auf jeden Fall ein Zeichen setzen, dass wie nicht zulassen, dass da unsere Bildung, unsere Zukunft zerstört wird. Und da wird's auf jeden Fall viel große und kreative Aktionen gegen geben."