Donnerstag, 28. März 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (3)

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, die Schriftstellerin Julia Franck und der islamische Theologe Mouhanad Khorchide kommentieren Martin Luthers dritte These.

21.06.2017
    These 3: "Das Wort Buße zielt nicht nur auf eine innere Buße; ja, eine innere Buße ist keine, wenn sie nicht äußerlich vielfältige Marter des Fleisches schafft."
    Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker: "Buße meint neutestamentlich Umkehr, radikale Umkehr, Umdenken. Es geht darum, dass sich der ganze Mensch auf Gott hin ausrichtet. Das schließt eben auch asketische Akte ein. Der hier spricht, Luther, ist zum damaligen Zeitpunkt noch ein Bettelmönch und für ihn sind äußerliche Einschränkungen der Lebensfreude ein selbstverständlicher Bestandteil einer christlichen Lebensführung."
    Julia Franck, Schriftstellerin: "Ich finde es auch schwierig, zumal es ja dann doch letztlich so wirkt als müsse derjenige, der innerlich eine Fehlbarkeit erkennt, also schon auch Buße tut, Buße empfindet, Buße leistet, als müsse er sich quälen, also müsse er sich selbst schlagen, peitschen. Also die Marter des Fleisches zu schaffen, das finde ich schon schwierig.
    Mouhanad Khorchide, islamischer Theologe: "Wir kennen im Islam ein ähnliches Konzept, dass es nicht ausreicht, wenn man etwas Falsches gemacht hat, dass man einfach nur in sich hinein geht und Reue zeigt, sondern man muss hier handeln, man muss ja den Glauben auch durch Handeln bezeugen. An 50 Stellen im Koran heißt es: 'Die glauben und Aufrichtiges tun.' Also Glaube und Handeln sind zwei Seiten derselben Medaille. Das deckt sich so in etwa mit dieser These eigentlich."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern