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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (20)

Der Schriftsteller Bruno Preisendörfer, der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen und die buddhistische Nonne Carola Roloff kommentieren Martin Luthers 20. These.

14.07.2017
    These 20: "Der Papst meint mit 'vollkommener Erlass aller Strafen' nicht einfach 'aller', sondern nur derjenigen, die er selbst auferlegt hat."
    Bruno Preisendörfer, Schriftsteller: "Der Papst kann nur diejenigen Strafen aufheben, die er auch selbst auferlegt hat. Es ist allein eine Sache zwischen ihm und den Glaubensleuten, nicht mehr eine zwischen Gott und den Gläubigen. Das ist ganz wichtig für Luther und für das Verständnis der Thesen. Glaube ich jedenfalls. Wenn ich es so salopp sagen darf: Aus dieser Beziehungskiste zwischen Gott und den Gläubigen wird der Papst als Mittler hinausgedrängt."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Sehr ähnlich wie in der Kirche gibt es natürlich auch in der Medizin diese Halbgötter und diese aufgeplusterten Autoritäten. Und Luther ist bis heute in dem Sinne aktuell, dass er sich ja wirklich vorbildlich angelegt hat mit den Ideologien seiner Zeit. Und so gesehen ist Luther in seiner Grundhaltung auch 500 Jahre später noch ein Vorbild für mich."
    Carola Roloff, buddhistische Nonne: "Heute sind ja beide Kirchen – die evangelische wie die katholische – für ihr großes soziales Engagement und ihre Wohlfahrtsverbände bekannt. Und das ist offenbar auch diesem Widerspruch von Luther zu verdanken. Deswegen denke ich, dass wir auch immer wieder die Pflicht und die Aufgabe haben, zu widersprechen wenn wir sehen, dass in unseren Religionen etwas schiefläuft und sich Entwicklungen abzeichnen, die nicht mehr mit dem ursprünglichen Sinn übereinstimmen."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern