Mittwoch, 24. April 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (92)

Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, die Historikerin Katharina Kunter und der Humanist Frieder Wolf kommentieren Martin Luthers 92. These.

25.10.2017
    These 92: "Mögen all jene Propheten verschwinden, die zum Volk Christi sagen: Friede, Friede!, und ist doch nicht Friede."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Luther warnt hier in These 92 vor den falschen Propheten. Da hat Jesus ja auch schon eine sehr gute Richtschnur gesagt, nämlich: 'An den Früchten sollt Ihr sie erkennen. Schaut, was aus den Worten wird, ob es hohle Phrasen sind oder ob die kongruent sind mit den Taten.' So gesehen ist diese Grundfähigkeit, dieser Blick dafür, hinter die Fassaden von wortreichen Hülsen zu schauen, ja auch im postfaktischen Zeitalter, wo alle immer Lügenpresse schreien, ganz wichtig."
    Katharina Kunter, Historikerin: "Ja falsche Propheten, vor denen auch die Bibel warnt, gibt es zu allen Zeiten. Heute in diesen Zeiten haben wir auch besonders viele – und vielleicht wie diese Kinderhexe Bibi Blocksberg würden wir auch sehr gerne sagen: 'Hex, hex und weg mit Euch', denn sie bringen Unfrieden und den wirklichen Frieden bringen sie nicht."
    Frieder Wolf, Humanist: "Das ist sehr zweischneidig. Das ist eine Zeit sich vertiefender Konflikte, die auch dann zunehmend ja kriegerisch ausgetragen werden, in Deutschland zugespitzt bis zum Dreißigjährigen Krieg. Aber nun zu sagen, in einer Zeit zunehmender Konflikte soll niemand mehr für Frieden plädieren, das scheint mir nun eine völlige Fehlhaltung zu sein. Gerade in solchen Zeiten ist es notwendig, für Frieden einzutreten."
    Kunter: "Heute sind wir vielleicht insgesamt eher wegen des politischen Friedens besorgt, aber der Frieden, den Luther hier meint, das ist noch mehr als der politische Frieden, denn er meint den inneren Frieden des Gläubigen."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern