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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (74)

Der Fernsehjournalist Peter Hahne, die Rabbinerin Elisa Klapheck und der Schriftsteller Feridun Zaimoglu kommentieren Martin Luthers 74. These.

    These 74: "Der Papst beabsichtigt, den Bann gegen die zu schmettern, die unter dem Deckmantel der Ablässe etwas zum Schaden der heiligen Liebe und Wahrheit im Schilde führen."
    Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Wahrheit und Liebe sind zwei Seiten derselben Münze. Das sagt übrigens nicht nur Luther. Das sagte auch Papst Benedikt XVI. Da hat sich in 500 Jahren Erstaunliches entwickelt: Luther hat seine derbe Sprache inzwischen verloren, ohne inkonsequent zu werden. Und der Papst gesteht, dass der Deckmantel – also welch ein schönes Wort – der Deckmantel der Ablässe dazu dienen kann, Wahrheit und Liebe zu verdunkeln, statt in ein helles göttliches Licht zu stellen.
    Elisa Klapheck, Rabbinerin: "Die Ablässe waren ja nichts anderes als eine Form der Finanzierung der damaligen Kirche. Das sollte man nicht in Verbindung bringen mit der heiligen Liebe. Die heilige Liebe wird nicht besser und nicht schlechter durch Ablässe oder ohne Ablässe. Aber man soll die beiden Sphären doch getrennt halten."
    Feridun Zaimoglu, Schriftsteller: "Die Heiligkeit des Heilands wird angerührt im nämlichen Moment, da man das Himmelreich zum Wirtschaftszweig macht."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern