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"Regarding Warhol"

Mit Andy Warhol wurde der Künstler vom Genie zum Star. Als Star inszeniert ihn auch die Ausstellung "Regarding Warhol" in New York. Zu sehen sind hundertfünfzig Werke, darunter fünfzig von Warhol selbst, von Campbell's Büchsensuppen von 1962 bis hin zu Ryan Trecartins Transvestiten-Filmen von 2010.

Von Sacha Verna | 23.09.2012
    Was haben Gerhard Richter, Damien Hurst und eine Videoinstallation mit Super Mario von Nintendo gemeinsam? Sie alle wären nicht oder ganz anders ohne Andy Warhol.

    "It's as if a meteor hit the earth and changed the configuration of the typography. And so there are new riverbeds…"

    Andy Warhol sei wie ein Meteorit auf die Erde geprallt und habe die Kunstlandschaft für immer verändert, sagt der Kurator Max Rosenthal. Diese Prämisse liegt der Ausstellung im Metropolitan Museum zugrunde, die Warhols Einfluss auf sechzig zeitgenössische Künstler und darüber hinaus untersucht. Zu sehen sind hundertfünfzig Werke, darunter fünfzig von Andy Warhol, beginnend mit Warhols legendären Campbell's Büchsensuppen von 1962 bis zu Ryan Trecartins Transvestiten-Filmen von 2010.

    "Ich glaube nicht, dass Warhol die Absicht hatte, die Welt zu verändern. Am Anfang jedenfalls war er vor allem eifersüchtig auf Jasper Jones und Robert Rauschenberg und buhlte um deren Aufmerksamkeit. Aber das Erstaunliche ist, wie schnell sich Warhols Wirkung zeigte. Seine ersten Ausstellungen fanden 1962 in New York und Los Angeles statt. Schon 1966 war er unglaublich berühmt."

    Mit Andy Warhol wurde der Künstler vom Genie zum Star. Und als Star inszeniert diese Ausstellung Andy Warhol. Im Zentrum der zwölf Säle stehen jeweils zwei oder drei Arbeiten Warhols. Darum herum sind, wie die Jünger um Jesus, die Werke der anderen Künstler gruppiert. Es beginnt mit Konsumartikelkultur: Da steht neben Warhols Brillo-Boxen eine neolithische Vase, die Ai Weiwei mit dem Schriftzug von Coca-Cola verziert hat. Im Saal mit den Prominentenporträts leisten Cindy Shermans Cindy Sherman und Chuck Closes Philip Glass Warhols Marilyn Monroe Gesellschaft. Und in der Blumenabteilung blühen Warhols Hibiskusblüten zusammen mit einer blumigen Tapete von Takashi Murakami und mit einem hölzernen Blumenkranz von Jeff Koons.

    Das kuratorische Prinzip dieser Ausstellung schwankt zwischen Unbedarftheit und Willkür. Es ist eine Retrospektive, die keine sein will, gepaart mit einer Ansammlung all dessen was die Sonne in den letzten fünfzig Jahren an Kunst mit Massen-Appeal und Marktwert beschienen hat. Nur dass an den Platz der Sonne in diesem Universum Andy Warhol gerückt ist. "Wir zementieren uns einen Mythos", könnte die Schau auch heißen. Oder, wir hauen ihn in die Pfanne. Die Campbell's Soup Company hat nämlich im Zusammenhang mit der Ausstellung 1,2 Millionen Dosen Tomatensuppe im poppigen Warhol-Jubiläums-Design in die Geschäfte gebracht und den Presse-Lunch spendiert.