Sonntag, 05. Mai 2024

Italien
Regierung kündigt Übergewinnsteuer für Banken an

Italiens Regierung hat überraschend eine Steuer auf die "milliardenschweren Übergewinne" der Banken angekündigt. Das Kabinett in Rom stimmte für die 40-Prozent-Steuer.

09.08.2023
    Ministerpräsidentin Meloni und Vize-Regierungschef Salvini betraten sich im italienischen Parlament.
    Italiens Regierungschefin Meloni und Vize-Regierungschef Salvini planen Übergewinnsteuer für Banken. (picture alliance / ZUMAPRESS.com / LaPresse / Roberto Monaldo)
    Vize-Regierungschef Salvini erklärte, die Einnahmen sollten Familien und Unternehmen zugute kommen, die unter den hohen Zinsen litten. Die Banken würden dank der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) "milliardenschwere Übergewinne" einfahren. Für Privathaushalte und Unternehmen dagegen stiegen die Kosten für Kredite. Die geplante Steuer sei eine Maßnahme der "ausgleichenden Gerechtigkeit". Der Gesetzentwurf der Regierung kommt nun ins Parlament, wo er noch deutlich verändert werden kann.

    Banken machen Rekordgewinne

    Regierungschefin Meloni will mit der Steuer auch die Einnahmen erhöhen. Die Wirtschaft des Landes schwächelt, im zweiten Quartal von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft.
    Die Banken machten im ersten Halbjahr Rekordgewinne, vor allem wegen der hohen Zinsen auf Kredite. Das größte Institut des Landes, Intesa Sanpaolo, steigerte den Gewinn um 80 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, die Unicredit wies einen Nettogewinn von 4,4 Milliarden Euro aus.
    Besteuert werden sollen die Zinsgewinne der Banken im Jahr 2022, wenn sie drei Prozent über denen des Jahres 2021 liegen, oder des Jahres 2023, wenn sie sechs Prozent über denen des Jahres 2022 liegen. Italienische Medien schätzen die möglichen Einnahmen des Staates auf mehr als zwei Milliarden Euro. Das Geld soll in einen Fonds fließen, aus dem wiederum Steuererleichterungen für Haushalte und Unternehmen finanziert werden sollen.

    Börsenkurse der Banken brechen ein

    Analyst Francesco Galietti vom Beratungsunternehmen Policy Sonar nannte die geplante Steuer eine "typisch populistische Maßnahme". Auch in Spanien hatte die Linksregierung im vergangenen Jahr eine Übergewinnsteuer für Banken angekündigt. Die EZB warnte vor "möglichen negativen Folgen" für die Branche.
    An der Börse in Mailand fielen am Dienstag die Kurse aller Bankaktien. Bis Mittag verlor etwa Intesa Sanpaolo 8,6 Prozent, Unicredit 7,0 Prozent und Monte dei Paschi di Siena 10,2 Prozent. Auch in Deutschland wirkten sich die Pläne der Regierung auf die Kurse der Banken aus: Die Aktie der Deutschen Bank lag um 3,7 Prozent im Minus, die der Commerzbank um 4,8 Prozent.
    Diese Nachricht wurde am 08.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.