Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Regionalliga-Drama
Aufsteiger KFC Uerdingen zittert

Im Fußball von der vierten in die dritte Liga aufzusteigen ist für die Vereine ein Kraftakt: 5 Regionalligameister und der Zweite der Regionalliga Südwest streiten sich um nur drei Aufstiegsplätze. Sportlich hat der KFC Uerdingen es jetzt geschafft. Dennoch steht der Aufstieg in Frage.

Von Jessica Sturmberg | 31.05.2018
    Blick eine Seite des Stadion mit der Zuschauertribüne.
    Uerdingens Stadion: Ort großer Erfolge und bitterer Niederlagen. (imago )
    Was ist das Problem?
    Die Vereine müssen beim Deutschen Fußball-Bund diverse Bedingungen für das Lizenzierungsverfahren erfüllen. Dazu gehört, dass sie nachweisen, ausreichend liquide zu sein, um den Ligabetrieb durchführen zu können. Reisekosten, Sicherheitsauflagen, Anforderungen an Stadion usw. das alles muss finanziell zu stemmen sein. Und das müssen die Vereine, die potenziell aufsteigen können und das auch wollen, alles vorbereiten. Da gibt es eine Frist, innerhalb derer alles eingereicht bzw. nachgewiesen sein muss und bei der Liquiditätsreserve hat Uerdingen möglicherweise diese Frist gerissen.
    Kann ein Formfehler den Aufstieg kosten?
    Ja, das wäre im Fall des KFC Uerdingen so. Der Zulassungsbeschwerdeausschuss des Deutschen Fußball Bundes wird am 04. Juni 2018 anhand der vorliegenden Unterlagen überprüfen, ob diese Liquiditätsreserve fristgerecht gestellt wurde oder nicht. Falls nicht, hat der DFB auch schon angekündigt, dass es keinen Ermessensspielraum geben würde, wegen der "Drittbetroffenheit der anderen Bewerber, für die dieselben Fristen und Regeln galten".
    Wer würde stattdessen aufsteigen?
    Waldhof Mannheim. Der Zweite der Regionalliga Südwest. Das war der Gegner im Aufstiegsplayoff. Generell ist der Übergang von der Regionalliga in die 3. Liga problematisch, weil besonders schwierig:
    Es gibt fünf Regionalligen, derzeit noch drei Aufstiegsplätze. D.h. die fünf Regionalligameister sowie der Zweite der Regionalliga Südwest machen unter sich die drei Aufsteiger aus. KFC Uerdingen hatte als Gegner eben Waldhof Mannheim, das Hinspiel hatte Uerdingen zu Hause 1:0 gewonnen, das Rückspiel wurde in der 82. Minute beim Stand von 2:1 für Uerdingen abgebrochen wegen Ausschreitungen von Mannheimer Anhängern. Der DFB hatte das Spiel zu Gunsten von Uerdingen gewertet.
    Da stand die Frage im Raum, hängt das mit dem generellen Unmut über diese Aufstiegsregelung zusammen? Sie ist ein Nadelöhr und der DFB hat deswegen die Regelung für die nächsten zwei Spielzeiten ein kleines bisschen geändert: Mit einem vierten Aufstiegsplatz in die 3. Liga und nur noch ein Aufstiegsspiel zwischen zwei Regionalligameistern. Es wird gelost, welche beiden Regionalligen es trifft, die eine Relegation ausspielen müssen.
    Wie reagiert der KFC Uerdingen?
    Der Verein hat eine Bundesliga-Vergangenheit, hieß früher Bayer Uerdingen, die endete Mitte der 90er, als der Bayer-Konzern sich zurückzog. Da fiel der KFC in ein finanzielles und in der Folge auch in ein sportliches Loch, aus dem sich der Verein mühsam herausgearbeitet hat, zuletzt mit Hilfe seines Präsidenten Mikhail Ponomarev. Der wird auf der Internetseite vom KFC Uerdingen zitiert mit den Worten, wie geschockt sie seien über das Statement des DFB. Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins sei eine Relegation gewonnen worden, inklusive des chaotischen Spiels in Mannheim, bei dem die Familien und Spieler angegriffen, beleidigt und bespuckt worden seien. Dazu habe der Verein geschwiegen, sich professionell verhalten und sich den Aufstieg verdient. Es sei alles erfüllt und Fristen gehalten worden. Man könne nicht die Qualität der Dienstleister, und die Arbeitsweise der Banken kontrollieren.
    Der Verein habe alles richtig gemacht, hieß es weiter, für ihn, Ponomarev, stehe fest, dass – wenn der DFB die Zulassung für die 3. Liga nicht erteilt – könne er sein Engagement beim KFC Uerdingen nicht aufrecht erhalten. Das könnte den Verein erschüttern. Und die Stadt Krefeld auch, die hatte schon Pläne, ihr Stadion auszubauen.
    Wer ist Mikhail Ponomarev?
    Ein russischer Investor, Geschäftsführer von Energy Consulting, der KOnzern ist auch Hauptsponsor des KFC Uerdingen. Energy Consulting ist in der Energiebranche aktiv und bietet Dienst- und Beratungsleistungen in dem Bereich an. Ponomarev engagiert sich seit März 2015 beim KFC, seit Juni 2016 ist er Präsident. Zwischenzeitlich hatte er sich auch beim Eishockeyclub Düsseldorfer EG beteiligt und beim englischen Fußball-Klub AFC Bournemouth.