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Reise durch den Darm

Ein neues bildgebendes Verfahren könnte in Zukunft die konventionelle Dickdarmspiegelung ergänzen: die so genannte Virtuelle Coloskopie. Grundlage dieser Dickdarm-Untersuchung am Computer-Bildschirm ist eine Schichtaufnahme des Bauchraums mit High-Tech-Geräten: Entweder mit einem Magnet-Resonanz-Spektroskopen oder mittels der Computer-Tomographie - kurz CT. Die Daten der dünnen Schnittbilder des Körpers werden in den Computer eingespeist und dort zu einem virtuellen, dreidimensionalen Bild zusammengesetzt. Der Vorteil: die eigentlich CT-Untersuchung dauert eine halbe Minute. Der Nachteil: Die Strahlenbelastung. Bei einer CT-Aufnahme wird der Körper mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Und: Weil die Virtuelle Coloskopie sehr aufwendig ist, kann sie bislang auch nur in großen medizinischen Zentren durchgeführt werden. Zum Beispiel an der Universitätsklinik in Düsseldorf.

Martin Winkelheide |
    Bitte einatmen..... und die Luft anhalten ...... Und bitte weiteratmen....

    Institut für diagnostische Radiologie der Universität Düsseldorf. Der Radiologe Mathias Cohnen betreut eine Computer-Tomographie:

    Die Untersuchung dauert so etwa 20 bis 25 Sekunden und während dieser Phase - während der der Patient auch die Luft anhalten muss, wird dann einmal das ganze Abdomen, so wie wir das sagen, der ganze Bauchraum auf einen Zug untersucht. So dass für den Patienten selber die Untersuchung eigentlich nur zwanzig Sekunden dauert.

    Leistungsstarke Computer errechnen aus fünf bis sechs Hundert Einzelaufnahmen das virtuelle 3-D-Bild des Darms. Der Darm kann von außen oder von innen am Bildschirm inspiziert werden. Im Computerraum des Institutes startet Mathias Cohnen das Computer-Programm.

    Ich ruf das jetzt mal auf, und nehme einen Patienten den wir jetzt gerade untersucht haben.....

    Mathias Cohnen kann zwischen zwei Bildschirmen wechseln. Auf dem einen sind die einzelnen Schichtaufnahmen zu sehen. Auf dem anderen ist der Dickdarm in 3-D abgebildet.

    Wir können jetzt praktisch frei hier durch den Dickdarm durchfliegen. Man sieht hier - ja wir sagen Haustren, so kulissenartige Wand eh Wandschichten, die sich hintereinander aufbauen. Das ist der ganz typische Befund...

    Der Magen-Darm Spezialist Christoph Vogt kommt hinzu. Die beiden Mediziner begeben sich gemeinsam auf den virtuellen Flug durch den Darm.

    Hier sieht es so aus, dass sich hier ein deutlich veränderter Bereich darstellt, der so ganz sicher nicht normal ist, und wir haben hier den hochgradigen Verdacht, dass sich bei den hier vor uns befindlichen Bildern des Patienten ein Tumor befindet...

    Ringförmig ist der Tumor in das Darminnere hineingewachsen. An dieser Stelle ist der Darm stark verengt.

    Das wird auch wahrscheinlich der Grund für die Beschwerden des Patienten in diesem Fall gewesen sein. Das wird zum Beispiel geblutet haben, dieser Tumor, und der wird auch zu Bauchschmerzen geführt haben.

    Erste Erfahrungen mit der virtuellen Coloskopie zeigen: Größere Polypen und Dickdarmtumore werden zu 100 Prozent beim "Flug durch den Darm" entdeckt. Etwa 10 bis 20 Prozent der ganz kleinen Polypen bis 5 Millimeter Größe werden übersehen. Schwierig ist es zudem, auf dem Computer-Bildschirm zwischen Polypen und Resten von Stuhl im Darm zu unterscheiden. Spezielle Färbemethoden, die noch in der Erprobung sind, könnten künftig bei der Differenzierung helfen. Bislang ist aber die konventionelle Darmspiegelung der neuen Methode überlegen.

    Beitrag als Real-Audio

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