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Reise zum Mond

Raumfahrt. - Der Mond erlebt als Reiseziel sein Comeback: China und Japan haben im letzten Jahr ihre ersten Sonden zum Erdbegleiter gestartet, im Herbst wollen die USA den Lunar Reconnaissance Orbiter auf die Reise schicken – und auch in Indien läuft derzeit zum ersten Mal der Countdown für einen Raketenstart zum Mond.

Von Guido Meyer |
    Reise zum Mond – Chandrayaan, so der schlichte Name der ersten Sonde aus Indien, die sich aufmachen soll zum Erd-Trabanten. Der Subkontinent geht damit den nächsten Schritt hin zur Emanzipation in der Raumfahrt. Eine eigene Trägerrakete hat das Land bereits, die nun auch die Mond-Sonde ins All schießen soll. Fünf der Experimente an Bord der würfelförmigen Sonde sind ebenfalls made in India, zwei steuern die USA bei, eines die bulgarische Akademie der Wissenschaften und drei die europäische Weltraumagentur. Bernard Foing, Chefwissenschaftler der Esa:

    "Für die indische Chandrayaan-Mission hat die Esa zwei Instrumente weiterentwickelt, die bereits 2005 auf der europäischen Mond-Sonde Smart-1 mitgeflogen sind. Die Sonde der Inder hat eine sehr interessante Umlaufbahn: Sie wird sich der Oberfläche bis auf 100 Kilometer nähern. Das ist drei- bis viermal näher als Smart-1 ihr gekommen ist. Damit werden wir für unsere Infrarot- und Röntgenkameras eine genauere Auflösung bekommen, um die Mineralien und den inneren Aufbau des Mondes zu untersuchen."

    Ist Chandrayaan-1 am Mond angekommen, soll sie ihn zwei Jahre lang umrunden. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau hat ein System entwickelt, das die Kruste des Mondes in ihren vertikalen Schichtungen untersuchen soll. Von Schweden aus geht Sara mit auf die Reise. Das Experiment beschreibt Stas Barabash vom Schwedischen Institut für Weltraumphysik (IRF) in Kiruna:

    "Der Weltraum ist nicht leer. Er ist angefüllt mit Plasma, ionisiertem Gas also, das die Sonne ins All schleudert. Dieses Plasma kann mit der Oberfläche des Mondes wechselwirken, da er keine Atmosphäre besitzt. Als Reaktion werde bestimmte Teilchen aus der Oberfläche herausgeschlagen. Diese wollen wir nachweisen. So erhalten wir weitere Hinweise auf die Zusammensetzung der Mond-Oberfläche."

    Mit vollem Namen heißt Sara Sub-atomarer Reflektions-Analyst und soll die von der Sonne ausgestoßenen geladenen Partikel verfolgen, die auf den Mond treffen. Auf ähnliche Wechselwirkungen zwischen Sonne und Mond setzt das Experiment Hex aus Indien.

    "Die Sonne ist eine konstante Quelle von Röntgenstrahlung. Während Eruptionen emittiert sie besonders viel davon ins All. Die Strahlen können von den Elementen der Mond-Oberfläche absorbiert und wieder abgegeben werden. Hinterher haben die Strahlen eine spezifische Energie, die wir nachweisen wollen. Aus der Zahl der Photonen mit genau dieser Energiemenge können wir Rückschlüsse ziehen auf die Häufigkeit der jeweiligen Elemente auf der Oberfläche, die diese Veränderung verursacht haben."

    Noch bevor die Mission Chandrayaan-1 überhaupt gestartet ist, plant Indiens Weltraumforschungsorganisation Isro bereits den Nachfolger, Chandrayaan-2, der 2011 starten und einen Rover auf dem Mond absetzen soll. Und auch bemannte Raumflüge seien nur noch eine Frage der Zeit, so der Vorsitzende der Isro, Madhavan Nair.

    "Wir verfügen über gute Erkundungsroboter, mit denen wir sehr gut Exploration betreiben können. Für den nächsten Schritt bei der Erforschung des Weltraums ist die Präsenz von Menschen aber ein Muss, so dass wir wohl ein bemanntes Programm entwickeln werden."

    Geht die Entwicklung in der indischen Raumfahrt weiter derart rasant voran, soll Indien – nach Russland, den USA und China – nach eigenen Planungen schon 2014 in den erlesenen Club jener Nationen aufsteigen, die Menschen ins All schicken können.