Eine Schiffsglocke kündigt den Besucher an. Das ist standessgemäß, denn 17 Jahre lang hat Franz Schmitz auf der Marie-Astrid Dienst getan. Das Moselschiff lag vor 20 Jahren in Schengen vor Anker als am 14. Juni der erste Schengen – Vertrag unterzeichnet wurde. Franz Schmitz war nicht nur Matrose auf dem Ausflugsdampfer sondern auch begeisterter Hobbyfotograf. Beim Blättern in den Alben schwelgt der heute dreiundachtzigjährige in Erinnerungen:
"Damals vom Luxemburg war der Minister Goebbels anwesend und die Lalumière das war eine sehr attraktive Frau...und manierlich und gut."
Gutes taten die Staatssekretärinnen und Staatssekretäre aus den drei Benelux-Ländern, der Bundesrepublik und Frankreich für die Menschen. Sie vereinbarten, dass die Schlagbäume an den Grenzen dieser fünf Länder sich öffneten, um dauerhaft offen zu bleiben. Die lästigen Kontrollen sollten durch stichprobenartige Überprüfungen von Personen und mitgeführten Waren ersetzt werden.
Euphorie über die neu gewonnene Freizügigkeit sei bei den Beteiligten damals jedoch nicht unbedingt spürbar gewesen, sagt Franz Schmitz.
"Damals waren die, die teilgenommen haben an der Sache noch ganz pessimistisch. Man hatte nicht daran gedacht, dass es sich auswirken würde, wie es heute ist. Nach 14 Tagen sind die Grenzen schon geöffnet worden, man konnte gehen und fahren, wohin man wollte."
Das Moseldorf Schengen, wenige hundert Einwohner, ein Schloss, eine Kirche und ein paar Weinberge, liegt im Dreiländereck. Hier stoßen die Staatsgebiete Frankreichs, Deutschlands und Luxemburgs aneinander. Nun, 20 Jahre nach dem ersten Schengen-Vertrag, überschreiten mehr als 100 000 Menschen in der Region tagtäglich die Grenze, um bei den Nachbarn zu arbeiten, zu wohnen oder einzukaufen. Damals, als die Symbolkraft der Schengener Grenzlage von den luxemburgischen Politkern bemüht wurde, hat sie kaum einer erkannt. Robert Goebbles seinerzeit Staatssekretär im luxemburgischen Außenministerium:
"Um die Symbolik noch zu erweitern, haben wir auf einem Schiff unterzeichnet, das in der Mosel ankerte und die Mosel ist ein condominium, das heißt ein Hoheitsgewässer Deutschlands, Frankreichs und Luxemburgs. Das Ganze war vielleicht eine überzogene Symbolik, die viele nicht verstanden haben und als ich am Ende meiner Begrüßungsansprache sagte, dieser Vertrag wird als Schengen-Vertrag in die Weltgeschichte eingehen, haben alle nur gelacht."
Reibungslos verlief die praktische Umsetzung der Freizügigkeit allerdings nicht. Es bedurfte eines zweiten Schengen-Vertrags, der dem Bedürfnis nach Sicherheit Rechnung trug. Dazu zählte zum Beispiel die Verstärkung der Kontrollen an den Außengrenzen der Schengen-Staaten, eine gemeinsame Visa-Politik und eine stärkere Abstimmung in Fragen der Asylpolitik. Der zweite Vertrag wurde fünf Jahre später ebenfalls auf der Marie-Astrid unterzeichnet. Und trotz aller Anlaufschwierigkeiten, ist Robert Goebbels überzeugt, sind die Schengener Verträge eine europäische Erfolgsgeschichte:
"Schengen ist ein Symbol für Kerneuropa. Dadurch, dass die Gründerstaaten die Grenzen geöffnet haben, sind immer mehr Staaten hinzu gekommen und werden immer mehr Staaten hinzukommen. Hier schaffen wir das richtige Europa, das Europa der Bürger."
Die Bürger, allen voran diejenigen aus dem Grenzgebiet, haben vergessen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit, lange Warteschlangen an den Grenzen in Kauf nehmen mussten, dass ihre Mobilität stark eingeschränkt war.
"Schengen ist berühmt geworden wegen der Europa-Verträge aber ich denke, dass die wenigsten Luxemburger wissen, um was es bei diesem Verträgen geht. Hat das mit den Grenzen vielleicht zu tun? Nie darüber nachgedacht. Die Grenzen wurden aufgemacht zwischen den Ländern."
Die drei Stelen am Moselufer, die auf die Vertragsunterzeichnung hinweisen, werden kaum wahrgenommen. Obwohl die Zahl der Besucher vor allem aus osteuropäischen Staaten beständig wächst. Schließlich haben dort viele Menschen lange Zeit auf begehrte Schengen-Visa warten müssen. Ihre Vorstellung von Schengen habe daher mit der Wirklichkeit oft nicht viel zu tun, sagt Bürgermeister Roger Weber:
"Die meisten kommen nach Schengen und glauben irgendeine Großstadt oder ein Konferenzzentrum zu sehen; öfter sind sie enttäuscht und sagen, es ist ja nur ein kleines Dorf, wie all die anderen."
Die Gemeinde hat inzwischen reagiert. Mit finanzieller Unterstützung der EU ist ein Informationszentrum entstanden, das am kommenden Wochenende offiziell eingeweiht wird.
"Damals vom Luxemburg war der Minister Goebbels anwesend und die Lalumière das war eine sehr attraktive Frau...und manierlich und gut."
Gutes taten die Staatssekretärinnen und Staatssekretäre aus den drei Benelux-Ländern, der Bundesrepublik und Frankreich für die Menschen. Sie vereinbarten, dass die Schlagbäume an den Grenzen dieser fünf Länder sich öffneten, um dauerhaft offen zu bleiben. Die lästigen Kontrollen sollten durch stichprobenartige Überprüfungen von Personen und mitgeführten Waren ersetzt werden.
Euphorie über die neu gewonnene Freizügigkeit sei bei den Beteiligten damals jedoch nicht unbedingt spürbar gewesen, sagt Franz Schmitz.
"Damals waren die, die teilgenommen haben an der Sache noch ganz pessimistisch. Man hatte nicht daran gedacht, dass es sich auswirken würde, wie es heute ist. Nach 14 Tagen sind die Grenzen schon geöffnet worden, man konnte gehen und fahren, wohin man wollte."
Das Moseldorf Schengen, wenige hundert Einwohner, ein Schloss, eine Kirche und ein paar Weinberge, liegt im Dreiländereck. Hier stoßen die Staatsgebiete Frankreichs, Deutschlands und Luxemburgs aneinander. Nun, 20 Jahre nach dem ersten Schengen-Vertrag, überschreiten mehr als 100 000 Menschen in der Region tagtäglich die Grenze, um bei den Nachbarn zu arbeiten, zu wohnen oder einzukaufen. Damals, als die Symbolkraft der Schengener Grenzlage von den luxemburgischen Politkern bemüht wurde, hat sie kaum einer erkannt. Robert Goebbles seinerzeit Staatssekretär im luxemburgischen Außenministerium:
"Um die Symbolik noch zu erweitern, haben wir auf einem Schiff unterzeichnet, das in der Mosel ankerte und die Mosel ist ein condominium, das heißt ein Hoheitsgewässer Deutschlands, Frankreichs und Luxemburgs. Das Ganze war vielleicht eine überzogene Symbolik, die viele nicht verstanden haben und als ich am Ende meiner Begrüßungsansprache sagte, dieser Vertrag wird als Schengen-Vertrag in die Weltgeschichte eingehen, haben alle nur gelacht."
Reibungslos verlief die praktische Umsetzung der Freizügigkeit allerdings nicht. Es bedurfte eines zweiten Schengen-Vertrags, der dem Bedürfnis nach Sicherheit Rechnung trug. Dazu zählte zum Beispiel die Verstärkung der Kontrollen an den Außengrenzen der Schengen-Staaten, eine gemeinsame Visa-Politik und eine stärkere Abstimmung in Fragen der Asylpolitik. Der zweite Vertrag wurde fünf Jahre später ebenfalls auf der Marie-Astrid unterzeichnet. Und trotz aller Anlaufschwierigkeiten, ist Robert Goebbels überzeugt, sind die Schengener Verträge eine europäische Erfolgsgeschichte:
"Schengen ist ein Symbol für Kerneuropa. Dadurch, dass die Gründerstaaten die Grenzen geöffnet haben, sind immer mehr Staaten hinzu gekommen und werden immer mehr Staaten hinzukommen. Hier schaffen wir das richtige Europa, das Europa der Bürger."
Die Bürger, allen voran diejenigen aus dem Grenzgebiet, haben vergessen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit, lange Warteschlangen an den Grenzen in Kauf nehmen mussten, dass ihre Mobilität stark eingeschränkt war.
"Schengen ist berühmt geworden wegen der Europa-Verträge aber ich denke, dass die wenigsten Luxemburger wissen, um was es bei diesem Verträgen geht. Hat das mit den Grenzen vielleicht zu tun? Nie darüber nachgedacht. Die Grenzen wurden aufgemacht zwischen den Ländern."
Die drei Stelen am Moselufer, die auf die Vertragsunterzeichnung hinweisen, werden kaum wahrgenommen. Obwohl die Zahl der Besucher vor allem aus osteuropäischen Staaten beständig wächst. Schließlich haben dort viele Menschen lange Zeit auf begehrte Schengen-Visa warten müssen. Ihre Vorstellung von Schengen habe daher mit der Wirklichkeit oft nicht viel zu tun, sagt Bürgermeister Roger Weber:
"Die meisten kommen nach Schengen und glauben irgendeine Großstadt oder ein Konferenzzentrum zu sehen; öfter sind sie enttäuscht und sagen, es ist ja nur ein kleines Dorf, wie all die anderen."
Die Gemeinde hat inzwischen reagiert. Mit finanzieller Unterstützung der EU ist ein Informationszentrum entstanden, das am kommenden Wochenende offiziell eingeweiht wird.