Wer bisher in seinem Urlaub die Umwelt schonen wollte, der war oft ratlos. Ist nun Bahnfahren wirklich besser als Autofahren? Und sollte nicht lieber die kleine Pension genommen werden? Und nicht das Hotel mit der großen Sauna-Anlage? Die kostet doch bestimmt eine Menge Energie. Um dem Verbraucher da zu helfen, warben in der Vergangenheit einige Hotels mit besonderen Gütesiegeln. Die alle versprachen: Hier wird keine Energie verschwendet. Doch ob das so stimmte, darüber wusste der Verbraucher recht wenig. Er konnte also nie wirklich sicher sein, umweltfreundlich zu reisen. Das soll nun anders werden. Ab September vergangenen Jahres gibt es ein Gütesiegel des Umweltministeriums. Es nennt sich Viabono - der gute Weg. Dieses Siegel soll nur der Anbieter bekommen, der wirklich etwas für die Umwelt tut. Gertrud Saale, Referentin beim Bundesumweltministerium:
Man muss sich zunächst die Frage stellen: Was zeichnen wir eigentlich aus? Bei einem Hotel ist das relativ einfach. Und bei der Tourismus-Kommune auch noch. Aber beim Veranstalter haben wir immerhin die Alternative: zeichnen wir den Veranstalter als Ganzes aus, oder die Reise oder nur einzelne Reise- Segmente. Und da die Dachmarke zunächst mal eine Marke für den Deutschland-Tourismus ist, kommt im Prinzip von vorn herein gar nicht in Betracht, den Reiseveranstalter unter der Marke als Ganzes zu sammeln.
Das heißt: Bisher werden noch keine kompletten Reisen ausgezeichnet. Sondern der Urlauber kann sich zunächst nur darüber informieren, wer der Umwelt gut tun will. Dabei helfen die Informationen des Bundesumweltministeriums. Erste Broschüren sind gedruckt. Überdies gibt es im Internet eine eigene Viabono-Seite. Auf ihr findet der Verbraucher zunächst Hotels in Deutschland, die mit dem Viabono-Gütesiegel ausgezeichnet wurden. Sie haben sich zuvor einer aufwendigen Prozedur unterziehen müssen. Vom Ministerium gab es eine Bestandsaufnahme. Über 40 Fragen musste der Hotelbesitzer beantworten. Etwa, woher er seine Lebensmittel bezieht. Ob sie aus der Region kommen. Wo er Energie einspart. Und wie er seinen Abfall entsorgt. Erfüllt das Hotel diese Auflagen, verleiht das Umweltministerium das Viabono-Gütesiegel. Der Hotel- und Gaststätten-Verband in Deutschland begrüßt diese Idee. Er konnte als Partner gewonnen werden. Simone Probst ist die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumwelt-Ministerium. Sie erklärt, was das Gütesiegel noch bezwecken soll:
Es geht darum, sowohl im Hotel- und Gaststätten-Gewerbe, auf Camping-Plätzen, in Großschutz-Gebieten, in Ferienwohnungen, in Privatzimmern, dem Kunden die Möglichkeit zu geben, ihr Reiseangebot für einen nachhaltigen Tourismus zu wählen. Und das Gute daran ist, dass bei der Dachmarke Viabono der Urlaub im Vordergrund steht. Es soll gut sein. Es soll eine gute Lebens-Qualität sein. Es soll eine gute Erholung sein. Also, Genießen, gute Verpflegung, eine schöne Umgebung.
Dazu zählt der Wellness-Urlaub oder die Radtour. Die Reisen sind vor allem für Deutschland gedacht.
Uns geht es darum, dass diejenigen, die sich erholen möchten die Möglichkeit haben, eine umweltverträgliche Anreise zu haben. Das es zum Beispiel für Kommunen darum - die sich auch bewerben können - ob sie das auch unterstützen. Ob ihre Gemeinde wirklich jeden Tag zu vernünftigen Uhrzeiten mit dem öffentlichen Personen Nahverkehr erreichbar ist. Das heißt es geht nicht nur um das Hotel- und Gaststätten-Gewerbe. Es geht vor allem um das drum rum. Und ich glaube, dass viele Reisende den Anspruch haben, sich umweltverträglich zu verhalten. Und das es für sie ein Mehr an Lebens-Qualität ist. Und mit der Dachmarke haben wir jetzt endlich eine Orientierung und ich freue mich, dass sich so viele Verbände zusammen geschlossen haben.
Dennoch: 80 Prozent der Deutschen fliegen gern. Und das vor allem in ferne Länder. Barbara Saale:
Wir werden es nie schaffen, die Deutschen vom Reisen ins Ausland abzuhalten. Das will auch niemand. Weil es gibt eine ganze Reihe von Ländern, gerade auch Entwicklungsländer, die ganz stark auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen sind. Und wenn das beim Verbraucher ankommt, ist da ja auch in Ordnung so. Wer aber jetzt eine Fernreise buchen möchte, dem würde ich dringend bitten, Minimum 14 Tage dort vor Ort zu bleiben. Damit die Co2 Bilanz nicht ganz so miserabel ausfällt.
Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Der Inlands-Tourismus ist im Kommen. Allerdings weniger aus ökologischen Gründen. Sondern vor allem die Angst nach dem 11. September lässt viele Deutsche wieder das eigene Land entdecken. Im Mai vergangenen Jahres plante gerade mal ¼ seinen Urlaub in der Heimat. Im November war es schon über die Hälfte. 20 Verbände haben sich der Viabono-Idee angeschlossen. Alle wollen mithelfen, einen umweltfreundlichen Urlaub anzubieten. Zumal für 2002 die UN das Internationale Jahr des Ökotourismus ausgerufen hat. Dabei ist etwa der Deutsche Naturschutzring und der Bundesverband der Deutschen Touristikwirtschaft. Aber auch ein Verband wie der ADAC. Simone Probst nennt Gründe, die auch für das Reisen mit dem eigenen PKW sprechen:
Sie reisen individuell an. Sie haben aber vor Ort die Möglichkeit, sich mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln fortzubewegen. Es ist ein großes Plus für die Umwelt als wenn Sie mit der Bahn anreisen. Und dann vor Ort einen Leihwagen nehmen müssen. Insofern ist viel Verantwortung bei dem Kunden. Mit der Dachmarke geben wir eine Orientierung.
Möglicherweise ist da der Verbraucher noch verunsichert. Denn sowohl der ADAC wie auch die Deutsche Bahn AG unterstützen die Viabono-Idee. Es geht dem Bundes-Umweltministerium nicht darum, ein Verkehrsmittel als ökologisch gut zu bewerten und das andere nicht. Es käme immer auf den Einzelfall an, heißt es. Simone Probst ist zuversichtlich, noch mehr Verbände für ihre Idee zu gewinnen.
Jeder Verband, der sich anschließt hat doch Vorteile. Diese Auszeichnung für sich in Anspruch zu nehmen. Ich glaube, dass es ein ganz entscheidendes Werbe- und Qualitäts-Mittel sein wird in Zukunft. Diejenigen, die sich zusammen schließen werden Vorteile davon haben.
Jürgen Marbach ist im Vorstand des Verbandes der Reisebüros und Reiseveranstalter in Deutschland. In ihm sind alle großen Reiseanbieter organisiert. Sein Verband hat sich der Viabono-Idee nicht angeschlossen. Obwohl er den Gedanken einer Umwelt-Dachmarke erst einmal gut findet.
Der ist erst mal sehr zu begrüßen. Problem der Geschichte ist allerdings: Es ist ungeheuer schwierig, eine komplette Reise, die nun mal auch sehr komplex ist, mit einheitlichen Umweltkriterien zu belegen. Es ist viel leichter das bei einem Hotel zu machen. Es ist umweltfreundlich: Aha Abfall wird entsorgt. Wasser wird gespart. Elektrizität. Das kann man messen als das gleiche bei einer Reise zu sagen. Welcher Flug ist ökologisch vorteilhafter als der andere? Natürlich der, der weniger Emissionen hat, der weniger Sprit braucht. Aber es gibt andere Bestandteile: Anreise, Bahn, Flugzeug, Fahrrad. Ist ja alles möglich. Es ist ja nicht immer nur Flugtourismus. Wie sieht es im Hotel aus?. Wie sieht es mit der Transfer aus? Wie sieht es aus mit den Angeboten an Ausflügen? Also ein ganz komplexes Thema. Und das ist auch mit der Viabone-Dachmarke für .die Reiseveranstalter, für die Reiseveranstalter--Kriterien leider noch nicht gelöst.
Jürgen Marbach ist auch Geschäftsführer der Fluggesellschaft LTU und von Atlas-Reisen. Und die beschränken ihr Angebot nicht nur auf den Inlandstourismus. Sondern vor allem auf Ziele in ferne Länder. Das Bundes-Umweltministerium geht genau den anderen Weg und wirbt für Reisen nach Deutschland. Der Urlauber kann sich bei uns - so der Tenor - auch wohlfühlen. Einige Tipps finden sich auf der Webpage des Ministeriums. Da lockt der Hütten-Trip in den Schwarzwald, eine Pirsch durch Vogel-Reviere oder ein paar Tage Wellness. Nicht aufgeführt ist der Urlaub auf Biohöfen, die sich im Reiseführer Eceat finden. Der ist soeben als Buch erschienen. Hinweise dazu gibt es auch im Internet. Vom ökologischen Weingut in Baden-Württemberg ist da die Rede oder von der Grünen Landscheune in Bayern. Inwieweit sich Biohöfe der Viabono-Idee anschließen, ist noch nicht geklärt. Jürgen Marbach vom Verband der Reisebüros und Reiseveranstalter ist skeptisch ob der Vorbehalte der Verbraucher. Vor allem, wenn die "grünen" Reisen teurer sind als die anderen. Ein weiterer Grund, der dagegen spricht: Die Deutschen fliegen sehr gern in ferne Länder und sind nicht nur mit der Natur im eigenen Lande zufrieden zu stellen.
Es ist völlig an der Realität vorbei, wenn man Flugreisen ausklammern würde. Flugreisen sind der wichtigste Bestandteil der Mobilität. Und wenn ich das schon ausklammere, kann ich natürlich nie eine ordentliche Klammer haben. Und eine ordentliche Bewertung für Reisen haben.
Mit dem Gütesiegel "Viabono" des Umweltministeriums ist es nach Marbach allein nicht getan. Seiner Meinung müsste noch viel mehr passieren, bevor von einem umweltverträglichen Tourismus gesprochen werden kann. Und das Angebot sollte sich nicht nur auf Deutschland beschränken.
Was in der Zukunft einfach stattfinden muss, ist ein deutlicher Hinweis in den Katalogen. In den Mitteilungen, die an die Reisenden gehen. Die an den Verbraucher gehen. In den Reisebestätigungen. Und man muss letztlich auch den Mut finden, zwischen guten und schlechten im ökologischen Sinne - Hotels oder auch Regionen zu unterscheiden. Man muss eben ganz klar sagen: der Strand in der Saloniki, Sunny Beach, da ist seit Jahren eine Blaue Flagge, da ist die Wasserqualität kontrolliert. Da wissen wir, dass sie gut ist. Und eben fünf Buchten weiter ist dies nicht der Fall. Im Moment ist es so, über die schlechten redet man nicht. Und über die guten wird zu wenig gesprochen.
Nach Marbach reicht es nicht aus, einzelne Angebote einer Reise auszuzeichnen. Oder nur auf unbeschwerten Urlaub auf Helgoland hinzuweisen. Vielmehr müssten auch beliebte Reiseziele kritisch unter die Lupe genommen werden, die vielleicht ökologisch bedenklich sind. Der Viabono-Idee des Umweltministeriums dagegen anschließen kann sich die Deutsche Bahn. Schon im vergangenen Jahr ist sie eine Kooperation eingegangen mit den vier großen Umweltverbänden in Deutschland. Die Initiative nennt sich "Fahrziel Natur" . Um was es dabei geht, erklärt Peter Westenberger, Umweltbeauftragter der Deutschen Bahn.
Und zwar geht uns darum, den inländischen Tourismus zu stärken. Und wir haben das fokussiert auf die großen Naturschutzgebiete und 2 Nationalparke, Biosphärenreservate und einige Naturparke in Deutschland. Die wir ganz konkret in dieser Kooperation so bewerben wollen, dass wir den potenziellen Reisenden bessere Informationen geben wie, sie in mit öffentlichen Verkehrsmitteln diese Gebiete kommen und vor allen Dingen, was sie dort erwartet. Und das muss in vielen Fällen wiederentdeckt werden und es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zu entdecken, das ist...gar nicht so einfach. Weil viele Leute denken, die öffentlichen Verkehrsmittel bewegen sich abseits der breiten Ströme, der breiten Reiseströme gar nicht mehr. Man kann nicht in abgelegene Winkel, in denen sich teilweise diese großen Schutzgebiete befinden mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin- und auch heil wieder zurückkommen.
Das soll nun anders werden. Beim Fernverkehr ist das einfach. Den organisiert die Bahn selbst. Beim Nahverkehr wird von den jeweiligen Bundesländern bestimmt, welche Leistungen die Bahn erbringen soll. Peter Westenberger:
Wir erhoffen uns schon, dass die Kooperation dazu beiträgt auch den Focus in den Landeshauptstädten auf diese Regionen wie im bayerischen Wald oder auch Rügen zu richten, um dort nicht nur eine Stabilisierung des Angebotes zu bestellen, sondern auch ganz gezielt Ausweitung, also verdichtete Züge, oder auch mehr Züge oder auf bestimmte Anschlüsse zu achten. Das hat allerdings in erster der Besteller in der Hand. Die Bahn ist dort in der Funktion nur die Verkehrsleistung zu bringen. Und natürlich auch das Know-How einzubringen, was ein Verkehrsunternehmen auch hat.
Erste Erfolge gibt es schon. Mit dem Reiseunternehmen Ameropa schloss die Bahn einen Vertrag. Geplant sind preiswerte Reisen im Inland. Günstige Angebote braucht die Bahn. Denn oftmals ist es für den Verbraucher nicht nachzuvollziehen, weshalb ein Inlandsflug preiswerter sein kann als eine Bahnfahrt. Doch nicht nur Preis stört den Verbraucher. Oftmals ist Zugfahren umständlich. Wer von Düsseldorf auf die Nordseeinsel Langeoog reisen will, steigt bei der Hinfahrt dreimal und bei der Rückfahrt fünfmal um. Daneben sind einige Züge hoffnungslos überfüllt. Besonders an Wochenenden und wenn die Sonne scheint.
Die grundsätzliche Problematik, dass die Leute bei schönem Wetter ihren Ausflug machen wolle, also vor allem Tagesausflüge, die kann natürlich kein Verkehrsmittel in den Griff bekommen. Auch auf der Straße haben Sie die gleiche Situation. Sowohl die Infrastruktur bei der Straße als auch bei der Schiene lässt sich nicht auf diese wenigen Spitzentage dimensionieren. Weil das die Kosten extrem in die Höhe treiben würde. Aber in einem langfristigen Prozess ist es schon möglich und das betreibt die Bahn auch mit den Bestellern des Nahverkehrs zu gucken wo haben wir den Überlastung. Können wir denn beispielsweise durch die Verlängerung der Züge oder durch Taktverdichtung dort auch dafür sorgen, dass das Angebot auch in Spitzenzeiten besser wird.
Denn der schlechten Ruf, den die Bahn bei einigen Reisenden genießt, muss besser werden. Doch nicht nur das. Die Initiative des Bundesumweltministeriums für einen umweltbewussten Urlaub in Deutschland könnte die Bahn um ein Vielfaches aufwerten. Peter Westenberger:
Natürlich hat sich auch in einem Diskussionsprozess gezeigt, dass der Deutschlandtourismus und der Ökotourismus.. und die Bahn schlicht und einfach zusammengehören. Und von daher ist auch das Interesse der Bahn sich in diesem Bereich zu arrangieren wesentlich stärker geworden. Ich glaube, dass wir dort durchaus auf einen neuen Trend aufsatteln können. Weil die Attraktivität der Fernreiseziele, insbesondere auch für kürzere Ausflüge nimmt doch auf Grund eines Gewöhnungs-Effektes zum einen, zum anderen mit einem häufig verbundenen Stresses bei Reisen ab. Und von daher glauben wir, dass wir mit den Deutschland-Angeboten und auch mit Thema Ökotourismus und 'Was kann man in Deutschland alles entdecken' ein Produkt verstärkt in den Vordergrund rücken, was viel interessanter ist, als was die meisten glauben.
Vor allem Jugendliche und Studenten will die Bahn ansprechen. Sie haben das Wandern wieder entdeckt. Ein zunehmender Deutschland-Tourismus könnte die Bahn wirtschaftlich ankurbeln. Daher wird nun alles versucht, die Idee den Umweltministeriums für einen ökologischen Inlandstourismus zu unterstützen. Dazu zählt auch das Gütesiegel-Viabono. Es spielt bei den Planungen der Bahn eine gewichtige Rolle.
Wir haben jetzt bei der Kooperation "Fahrziel Natur" beschlossen...solche Hotels, die das Viabono-Gütesiegel tragen gezielt herauszustellen, wenn sie von in den von uns beworbenen fünf Regionen liegen und da sind noch wesentlich mehr Kooperations-Möglichkeiten denkbar. Eben unser Reiseveranstalter Ameropa, der hat auch deutlich das Interesse signalisiert mit solchen Hotels stärker zusammen zu arbeiten. .
Die Bahn springt also auf den Umwelt-Zug. Und nicht nur mit Angeboten in die Naturschutzgebiete. Und ausgewählte Hotels. Auch Bahn und Rad sollen viel enger zusammengehören wie bisher. In ihren Prospekten bewirbt die Bahn fast alle Fahrradverleiher. In Binz auf Rügen steht einer Verleiher schon im Bahnhof. Das könnte Schule machen. Und natürlich soll dafür gesorgt werden, in allen Zügen problemlos das Rad mitzunehmen. Im ICE darf allerdings kein Fahrrad mitgenommen werden. Und diese Züge werden vermehrt auf Fernstrecken eingesetzt. Die Bahn setzt auf den Öko-Tourismus. Peter Westenberger ist überzeugt, auch den Verbraucher dafür zu gewinnen. Fernreisen sollten ihm allerdings nicht madig gemacht werden.
Dort ist natürlich schwierig für den Einzelnen zu sagen: ich leiste meinen Beitrag dazu, dass die Umwelt besser wird. Und deswegen werde ich meinen Urlaub in Deutschland machen. Ich glaube mit so einer vergleichsweise moralisch angelegten Keule wird man keine Veränderung bewirken. Wir haben eigentlich eher den Ansatz, dass wir ein attraktiveres Angebot als Alternative zu häufigerem Ferntourismus anbieten und damit auch eine Trendverschiebung hinbekommen. Und damit auch den deutschen Tourismus stärken und gleichzeitig die Umwelt entlasten.
Sollte die Bahn tatsächlich beim Verbraucher als besonders umweltfreundlich ankommen, könnten die Fluggesellschaften leicht in ein Schattendasein rücken. Doch bis es soweit ist, müsste sich bei der Bahn einiges ändern. Wie Frank Walle weiß. Er ist der Leiter für Umweltkonzepte bei der Lufthansa in Frankfurt am Main.
Die Lufthansa möchte seit langem die Ultra-Kurz-Strecken auf die Bahn verlegen. Die Bahn hat da nur größere Probleme unsere Passagiere mit der von uns geforderten Qualität anzunehmen. Eine Strecke von Stuttgart nach Frankfurt ist ja schon eingerichtet. Da kann der Passagier in Stuttgart einsteigen, kann auch einchecken, Gepäck abgeben und dann hier in Frankfurt umsteigen und in die weite Welt reisen. Das funktioniert ja schon. Aber die Auslastung ist noch nicht so zufriedenstellend. Sodass wir die Flüge noch nicht gänzlich einstellen können.
Das heißt: Bisher hat sich die Bahn als Zubringer für Fernreisen noch nicht ausreichend bewährt und so will sich die Lufthansa immer noch auf eigene umweltfreundlichere Kurzstreckenflugzeuge verlassen. Auch auf Kurzreisen nach Marllorca wird der Verbraucher nicht verzichten wollen. Vor allem, wenn wie bisher Billiganbieter mit günstigen Angeboten locken.
Letztlich ist dann auch entscheidend wie der Tourist dann die Dinge sieht, wenn man ihn nach seinem Geldbeutel fragt. Natürlich gibt's die Umweltschonung auch nicht kostenfrei. Und die vielen Projekte, die wir haben, zahlt die Lufthansa. Irgendwie wird es dann auch umgelegt. Aber jetzt zwischen zwei Flügen zu wählen. Und dann für den einen 30 Mark mehr zu bezahlen. Da der ein wenig umweltfreundlicher ist. Da das Essen vielleicht ein wenig anders verpackt ist. Und die Getränke leichter verpackt sind. Da tun sich die Touristen auch schwer. Des wegen muss man da ein Optimum versuchen.
Nach Frank Walle müssten umweltbewusste Fluggesellschaften viel mehr als bisher unterstützt werden. Er schränkt allerdings ein:
Also Subventionen finden wir nicht so gut. Wir wollen uns dem Wettbewerb stellen. Das zweite wäre: Wenn man mit Umweltministerium und Bundesumweltamt Projekte gemeinsam ansprechen könnte. Dass sich eben beide finanziell beteiligen könnten. Das könnte zum Beispiel so aussehen, dass dann die airlines, die für die Natur besondere Dinge tun, eine Entlastung kriegen. .Man sole das Geld, was für die Emissionen, sei es Lärm, sei es Abgas-Emission, bezahlt wird, das soll dann auch wieder zurückfließen zur Verbesserung der Lage in der Natur beim Menschen.
Das umweltbewusste Fliegen hätte also seinen Preis. Ob das Umweltministerium tatsächlich Fluggesellschaften unterstützt, darf bezweifelt werden. Wenn nicht, könnte umweltverträglicheres Fliegen teurer werden. Der Verbraucher müsste tiefer in die Tasche greifen. Will er sich weiter Fernreisen leisten. Er könnte - vielleicht fast schon notgedrungen - das eigene Land dann wieder entdecken.
Man muss sich zunächst die Frage stellen: Was zeichnen wir eigentlich aus? Bei einem Hotel ist das relativ einfach. Und bei der Tourismus-Kommune auch noch. Aber beim Veranstalter haben wir immerhin die Alternative: zeichnen wir den Veranstalter als Ganzes aus, oder die Reise oder nur einzelne Reise- Segmente. Und da die Dachmarke zunächst mal eine Marke für den Deutschland-Tourismus ist, kommt im Prinzip von vorn herein gar nicht in Betracht, den Reiseveranstalter unter der Marke als Ganzes zu sammeln.
Das heißt: Bisher werden noch keine kompletten Reisen ausgezeichnet. Sondern der Urlauber kann sich zunächst nur darüber informieren, wer der Umwelt gut tun will. Dabei helfen die Informationen des Bundesumweltministeriums. Erste Broschüren sind gedruckt. Überdies gibt es im Internet eine eigene Viabono-Seite. Auf ihr findet der Verbraucher zunächst Hotels in Deutschland, die mit dem Viabono-Gütesiegel ausgezeichnet wurden. Sie haben sich zuvor einer aufwendigen Prozedur unterziehen müssen. Vom Ministerium gab es eine Bestandsaufnahme. Über 40 Fragen musste der Hotelbesitzer beantworten. Etwa, woher er seine Lebensmittel bezieht. Ob sie aus der Region kommen. Wo er Energie einspart. Und wie er seinen Abfall entsorgt. Erfüllt das Hotel diese Auflagen, verleiht das Umweltministerium das Viabono-Gütesiegel. Der Hotel- und Gaststätten-Verband in Deutschland begrüßt diese Idee. Er konnte als Partner gewonnen werden. Simone Probst ist die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumwelt-Ministerium. Sie erklärt, was das Gütesiegel noch bezwecken soll:
Es geht darum, sowohl im Hotel- und Gaststätten-Gewerbe, auf Camping-Plätzen, in Großschutz-Gebieten, in Ferienwohnungen, in Privatzimmern, dem Kunden die Möglichkeit zu geben, ihr Reiseangebot für einen nachhaltigen Tourismus zu wählen. Und das Gute daran ist, dass bei der Dachmarke Viabono der Urlaub im Vordergrund steht. Es soll gut sein. Es soll eine gute Lebens-Qualität sein. Es soll eine gute Erholung sein. Also, Genießen, gute Verpflegung, eine schöne Umgebung.
Dazu zählt der Wellness-Urlaub oder die Radtour. Die Reisen sind vor allem für Deutschland gedacht.
Uns geht es darum, dass diejenigen, die sich erholen möchten die Möglichkeit haben, eine umweltverträgliche Anreise zu haben. Das es zum Beispiel für Kommunen darum - die sich auch bewerben können - ob sie das auch unterstützen. Ob ihre Gemeinde wirklich jeden Tag zu vernünftigen Uhrzeiten mit dem öffentlichen Personen Nahverkehr erreichbar ist. Das heißt es geht nicht nur um das Hotel- und Gaststätten-Gewerbe. Es geht vor allem um das drum rum. Und ich glaube, dass viele Reisende den Anspruch haben, sich umweltverträglich zu verhalten. Und das es für sie ein Mehr an Lebens-Qualität ist. Und mit der Dachmarke haben wir jetzt endlich eine Orientierung und ich freue mich, dass sich so viele Verbände zusammen geschlossen haben.
Dennoch: 80 Prozent der Deutschen fliegen gern. Und das vor allem in ferne Länder. Barbara Saale:
Wir werden es nie schaffen, die Deutschen vom Reisen ins Ausland abzuhalten. Das will auch niemand. Weil es gibt eine ganze Reihe von Ländern, gerade auch Entwicklungsländer, die ganz stark auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen sind. Und wenn das beim Verbraucher ankommt, ist da ja auch in Ordnung so. Wer aber jetzt eine Fernreise buchen möchte, dem würde ich dringend bitten, Minimum 14 Tage dort vor Ort zu bleiben. Damit die Co2 Bilanz nicht ganz so miserabel ausfällt.
Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Der Inlands-Tourismus ist im Kommen. Allerdings weniger aus ökologischen Gründen. Sondern vor allem die Angst nach dem 11. September lässt viele Deutsche wieder das eigene Land entdecken. Im Mai vergangenen Jahres plante gerade mal ¼ seinen Urlaub in der Heimat. Im November war es schon über die Hälfte. 20 Verbände haben sich der Viabono-Idee angeschlossen. Alle wollen mithelfen, einen umweltfreundlichen Urlaub anzubieten. Zumal für 2002 die UN das Internationale Jahr des Ökotourismus ausgerufen hat. Dabei ist etwa der Deutsche Naturschutzring und der Bundesverband der Deutschen Touristikwirtschaft. Aber auch ein Verband wie der ADAC. Simone Probst nennt Gründe, die auch für das Reisen mit dem eigenen PKW sprechen:
Sie reisen individuell an. Sie haben aber vor Ort die Möglichkeit, sich mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln fortzubewegen. Es ist ein großes Plus für die Umwelt als wenn Sie mit der Bahn anreisen. Und dann vor Ort einen Leihwagen nehmen müssen. Insofern ist viel Verantwortung bei dem Kunden. Mit der Dachmarke geben wir eine Orientierung.
Möglicherweise ist da der Verbraucher noch verunsichert. Denn sowohl der ADAC wie auch die Deutsche Bahn AG unterstützen die Viabono-Idee. Es geht dem Bundes-Umweltministerium nicht darum, ein Verkehrsmittel als ökologisch gut zu bewerten und das andere nicht. Es käme immer auf den Einzelfall an, heißt es. Simone Probst ist zuversichtlich, noch mehr Verbände für ihre Idee zu gewinnen.
Jeder Verband, der sich anschließt hat doch Vorteile. Diese Auszeichnung für sich in Anspruch zu nehmen. Ich glaube, dass es ein ganz entscheidendes Werbe- und Qualitäts-Mittel sein wird in Zukunft. Diejenigen, die sich zusammen schließen werden Vorteile davon haben.
Jürgen Marbach ist im Vorstand des Verbandes der Reisebüros und Reiseveranstalter in Deutschland. In ihm sind alle großen Reiseanbieter organisiert. Sein Verband hat sich der Viabono-Idee nicht angeschlossen. Obwohl er den Gedanken einer Umwelt-Dachmarke erst einmal gut findet.
Der ist erst mal sehr zu begrüßen. Problem der Geschichte ist allerdings: Es ist ungeheuer schwierig, eine komplette Reise, die nun mal auch sehr komplex ist, mit einheitlichen Umweltkriterien zu belegen. Es ist viel leichter das bei einem Hotel zu machen. Es ist umweltfreundlich: Aha Abfall wird entsorgt. Wasser wird gespart. Elektrizität. Das kann man messen als das gleiche bei einer Reise zu sagen. Welcher Flug ist ökologisch vorteilhafter als der andere? Natürlich der, der weniger Emissionen hat, der weniger Sprit braucht. Aber es gibt andere Bestandteile: Anreise, Bahn, Flugzeug, Fahrrad. Ist ja alles möglich. Es ist ja nicht immer nur Flugtourismus. Wie sieht es im Hotel aus?. Wie sieht es mit der Transfer aus? Wie sieht es aus mit den Angeboten an Ausflügen? Also ein ganz komplexes Thema. Und das ist auch mit der Viabone-Dachmarke für .die Reiseveranstalter, für die Reiseveranstalter--Kriterien leider noch nicht gelöst.
Jürgen Marbach ist auch Geschäftsführer der Fluggesellschaft LTU und von Atlas-Reisen. Und die beschränken ihr Angebot nicht nur auf den Inlandstourismus. Sondern vor allem auf Ziele in ferne Länder. Das Bundes-Umweltministerium geht genau den anderen Weg und wirbt für Reisen nach Deutschland. Der Urlauber kann sich bei uns - so der Tenor - auch wohlfühlen. Einige Tipps finden sich auf der Webpage des Ministeriums. Da lockt der Hütten-Trip in den Schwarzwald, eine Pirsch durch Vogel-Reviere oder ein paar Tage Wellness. Nicht aufgeführt ist der Urlaub auf Biohöfen, die sich im Reiseführer Eceat finden. Der ist soeben als Buch erschienen. Hinweise dazu gibt es auch im Internet. Vom ökologischen Weingut in Baden-Württemberg ist da die Rede oder von der Grünen Landscheune in Bayern. Inwieweit sich Biohöfe der Viabono-Idee anschließen, ist noch nicht geklärt. Jürgen Marbach vom Verband der Reisebüros und Reiseveranstalter ist skeptisch ob der Vorbehalte der Verbraucher. Vor allem, wenn die "grünen" Reisen teurer sind als die anderen. Ein weiterer Grund, der dagegen spricht: Die Deutschen fliegen sehr gern in ferne Länder und sind nicht nur mit der Natur im eigenen Lande zufrieden zu stellen.
Es ist völlig an der Realität vorbei, wenn man Flugreisen ausklammern würde. Flugreisen sind der wichtigste Bestandteil der Mobilität. Und wenn ich das schon ausklammere, kann ich natürlich nie eine ordentliche Klammer haben. Und eine ordentliche Bewertung für Reisen haben.
Mit dem Gütesiegel "Viabono" des Umweltministeriums ist es nach Marbach allein nicht getan. Seiner Meinung müsste noch viel mehr passieren, bevor von einem umweltverträglichen Tourismus gesprochen werden kann. Und das Angebot sollte sich nicht nur auf Deutschland beschränken.
Was in der Zukunft einfach stattfinden muss, ist ein deutlicher Hinweis in den Katalogen. In den Mitteilungen, die an die Reisenden gehen. Die an den Verbraucher gehen. In den Reisebestätigungen. Und man muss letztlich auch den Mut finden, zwischen guten und schlechten im ökologischen Sinne - Hotels oder auch Regionen zu unterscheiden. Man muss eben ganz klar sagen: der Strand in der Saloniki, Sunny Beach, da ist seit Jahren eine Blaue Flagge, da ist die Wasserqualität kontrolliert. Da wissen wir, dass sie gut ist. Und eben fünf Buchten weiter ist dies nicht der Fall. Im Moment ist es so, über die schlechten redet man nicht. Und über die guten wird zu wenig gesprochen.
Nach Marbach reicht es nicht aus, einzelne Angebote einer Reise auszuzeichnen. Oder nur auf unbeschwerten Urlaub auf Helgoland hinzuweisen. Vielmehr müssten auch beliebte Reiseziele kritisch unter die Lupe genommen werden, die vielleicht ökologisch bedenklich sind. Der Viabono-Idee des Umweltministeriums dagegen anschließen kann sich die Deutsche Bahn. Schon im vergangenen Jahr ist sie eine Kooperation eingegangen mit den vier großen Umweltverbänden in Deutschland. Die Initiative nennt sich "Fahrziel Natur" . Um was es dabei geht, erklärt Peter Westenberger, Umweltbeauftragter der Deutschen Bahn.
Und zwar geht uns darum, den inländischen Tourismus zu stärken. Und wir haben das fokussiert auf die großen Naturschutzgebiete und 2 Nationalparke, Biosphärenreservate und einige Naturparke in Deutschland. Die wir ganz konkret in dieser Kooperation so bewerben wollen, dass wir den potenziellen Reisenden bessere Informationen geben wie, sie in mit öffentlichen Verkehrsmitteln diese Gebiete kommen und vor allen Dingen, was sie dort erwartet. Und das muss in vielen Fällen wiederentdeckt werden und es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zu entdecken, das ist...gar nicht so einfach. Weil viele Leute denken, die öffentlichen Verkehrsmittel bewegen sich abseits der breiten Ströme, der breiten Reiseströme gar nicht mehr. Man kann nicht in abgelegene Winkel, in denen sich teilweise diese großen Schutzgebiete befinden mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin- und auch heil wieder zurückkommen.
Das soll nun anders werden. Beim Fernverkehr ist das einfach. Den organisiert die Bahn selbst. Beim Nahverkehr wird von den jeweiligen Bundesländern bestimmt, welche Leistungen die Bahn erbringen soll. Peter Westenberger:
Wir erhoffen uns schon, dass die Kooperation dazu beiträgt auch den Focus in den Landeshauptstädten auf diese Regionen wie im bayerischen Wald oder auch Rügen zu richten, um dort nicht nur eine Stabilisierung des Angebotes zu bestellen, sondern auch ganz gezielt Ausweitung, also verdichtete Züge, oder auch mehr Züge oder auf bestimmte Anschlüsse zu achten. Das hat allerdings in erster der Besteller in der Hand. Die Bahn ist dort in der Funktion nur die Verkehrsleistung zu bringen. Und natürlich auch das Know-How einzubringen, was ein Verkehrsunternehmen auch hat.
Erste Erfolge gibt es schon. Mit dem Reiseunternehmen Ameropa schloss die Bahn einen Vertrag. Geplant sind preiswerte Reisen im Inland. Günstige Angebote braucht die Bahn. Denn oftmals ist es für den Verbraucher nicht nachzuvollziehen, weshalb ein Inlandsflug preiswerter sein kann als eine Bahnfahrt. Doch nicht nur Preis stört den Verbraucher. Oftmals ist Zugfahren umständlich. Wer von Düsseldorf auf die Nordseeinsel Langeoog reisen will, steigt bei der Hinfahrt dreimal und bei der Rückfahrt fünfmal um. Daneben sind einige Züge hoffnungslos überfüllt. Besonders an Wochenenden und wenn die Sonne scheint.
Die grundsätzliche Problematik, dass die Leute bei schönem Wetter ihren Ausflug machen wolle, also vor allem Tagesausflüge, die kann natürlich kein Verkehrsmittel in den Griff bekommen. Auch auf der Straße haben Sie die gleiche Situation. Sowohl die Infrastruktur bei der Straße als auch bei der Schiene lässt sich nicht auf diese wenigen Spitzentage dimensionieren. Weil das die Kosten extrem in die Höhe treiben würde. Aber in einem langfristigen Prozess ist es schon möglich und das betreibt die Bahn auch mit den Bestellern des Nahverkehrs zu gucken wo haben wir den Überlastung. Können wir denn beispielsweise durch die Verlängerung der Züge oder durch Taktverdichtung dort auch dafür sorgen, dass das Angebot auch in Spitzenzeiten besser wird.
Denn der schlechten Ruf, den die Bahn bei einigen Reisenden genießt, muss besser werden. Doch nicht nur das. Die Initiative des Bundesumweltministeriums für einen umweltbewussten Urlaub in Deutschland könnte die Bahn um ein Vielfaches aufwerten. Peter Westenberger:
Natürlich hat sich auch in einem Diskussionsprozess gezeigt, dass der Deutschlandtourismus und der Ökotourismus.. und die Bahn schlicht und einfach zusammengehören. Und von daher ist auch das Interesse der Bahn sich in diesem Bereich zu arrangieren wesentlich stärker geworden. Ich glaube, dass wir dort durchaus auf einen neuen Trend aufsatteln können. Weil die Attraktivität der Fernreiseziele, insbesondere auch für kürzere Ausflüge nimmt doch auf Grund eines Gewöhnungs-Effektes zum einen, zum anderen mit einem häufig verbundenen Stresses bei Reisen ab. Und von daher glauben wir, dass wir mit den Deutschland-Angeboten und auch mit Thema Ökotourismus und 'Was kann man in Deutschland alles entdecken' ein Produkt verstärkt in den Vordergrund rücken, was viel interessanter ist, als was die meisten glauben.
Vor allem Jugendliche und Studenten will die Bahn ansprechen. Sie haben das Wandern wieder entdeckt. Ein zunehmender Deutschland-Tourismus könnte die Bahn wirtschaftlich ankurbeln. Daher wird nun alles versucht, die Idee den Umweltministeriums für einen ökologischen Inlandstourismus zu unterstützen. Dazu zählt auch das Gütesiegel-Viabono. Es spielt bei den Planungen der Bahn eine gewichtige Rolle.
Wir haben jetzt bei der Kooperation "Fahrziel Natur" beschlossen...solche Hotels, die das Viabono-Gütesiegel tragen gezielt herauszustellen, wenn sie von in den von uns beworbenen fünf Regionen liegen und da sind noch wesentlich mehr Kooperations-Möglichkeiten denkbar. Eben unser Reiseveranstalter Ameropa, der hat auch deutlich das Interesse signalisiert mit solchen Hotels stärker zusammen zu arbeiten. .
Die Bahn springt also auf den Umwelt-Zug. Und nicht nur mit Angeboten in die Naturschutzgebiete. Und ausgewählte Hotels. Auch Bahn und Rad sollen viel enger zusammengehören wie bisher. In ihren Prospekten bewirbt die Bahn fast alle Fahrradverleiher. In Binz auf Rügen steht einer Verleiher schon im Bahnhof. Das könnte Schule machen. Und natürlich soll dafür gesorgt werden, in allen Zügen problemlos das Rad mitzunehmen. Im ICE darf allerdings kein Fahrrad mitgenommen werden. Und diese Züge werden vermehrt auf Fernstrecken eingesetzt. Die Bahn setzt auf den Öko-Tourismus. Peter Westenberger ist überzeugt, auch den Verbraucher dafür zu gewinnen. Fernreisen sollten ihm allerdings nicht madig gemacht werden.
Dort ist natürlich schwierig für den Einzelnen zu sagen: ich leiste meinen Beitrag dazu, dass die Umwelt besser wird. Und deswegen werde ich meinen Urlaub in Deutschland machen. Ich glaube mit so einer vergleichsweise moralisch angelegten Keule wird man keine Veränderung bewirken. Wir haben eigentlich eher den Ansatz, dass wir ein attraktiveres Angebot als Alternative zu häufigerem Ferntourismus anbieten und damit auch eine Trendverschiebung hinbekommen. Und damit auch den deutschen Tourismus stärken und gleichzeitig die Umwelt entlasten.
Sollte die Bahn tatsächlich beim Verbraucher als besonders umweltfreundlich ankommen, könnten die Fluggesellschaften leicht in ein Schattendasein rücken. Doch bis es soweit ist, müsste sich bei der Bahn einiges ändern. Wie Frank Walle weiß. Er ist der Leiter für Umweltkonzepte bei der Lufthansa in Frankfurt am Main.
Die Lufthansa möchte seit langem die Ultra-Kurz-Strecken auf die Bahn verlegen. Die Bahn hat da nur größere Probleme unsere Passagiere mit der von uns geforderten Qualität anzunehmen. Eine Strecke von Stuttgart nach Frankfurt ist ja schon eingerichtet. Da kann der Passagier in Stuttgart einsteigen, kann auch einchecken, Gepäck abgeben und dann hier in Frankfurt umsteigen und in die weite Welt reisen. Das funktioniert ja schon. Aber die Auslastung ist noch nicht so zufriedenstellend. Sodass wir die Flüge noch nicht gänzlich einstellen können.
Das heißt: Bisher hat sich die Bahn als Zubringer für Fernreisen noch nicht ausreichend bewährt und so will sich die Lufthansa immer noch auf eigene umweltfreundlichere Kurzstreckenflugzeuge verlassen. Auch auf Kurzreisen nach Marllorca wird der Verbraucher nicht verzichten wollen. Vor allem, wenn wie bisher Billiganbieter mit günstigen Angeboten locken.
Letztlich ist dann auch entscheidend wie der Tourist dann die Dinge sieht, wenn man ihn nach seinem Geldbeutel fragt. Natürlich gibt's die Umweltschonung auch nicht kostenfrei. Und die vielen Projekte, die wir haben, zahlt die Lufthansa. Irgendwie wird es dann auch umgelegt. Aber jetzt zwischen zwei Flügen zu wählen. Und dann für den einen 30 Mark mehr zu bezahlen. Da der ein wenig umweltfreundlicher ist. Da das Essen vielleicht ein wenig anders verpackt ist. Und die Getränke leichter verpackt sind. Da tun sich die Touristen auch schwer. Des wegen muss man da ein Optimum versuchen.
Nach Frank Walle müssten umweltbewusste Fluggesellschaften viel mehr als bisher unterstützt werden. Er schränkt allerdings ein:
Also Subventionen finden wir nicht so gut. Wir wollen uns dem Wettbewerb stellen. Das zweite wäre: Wenn man mit Umweltministerium und Bundesumweltamt Projekte gemeinsam ansprechen könnte. Dass sich eben beide finanziell beteiligen könnten. Das könnte zum Beispiel so aussehen, dass dann die airlines, die für die Natur besondere Dinge tun, eine Entlastung kriegen. .Man sole das Geld, was für die Emissionen, sei es Lärm, sei es Abgas-Emission, bezahlt wird, das soll dann auch wieder zurückfließen zur Verbesserung der Lage in der Natur beim Menschen.
Das umweltbewusste Fliegen hätte also seinen Preis. Ob das Umweltministerium tatsächlich Fluggesellschaften unterstützt, darf bezweifelt werden. Wenn nicht, könnte umweltverträglicheres Fliegen teurer werden. Der Verbraucher müsste tiefer in die Tasche greifen. Will er sich weiter Fernreisen leisten. Er könnte - vielleicht fast schon notgedrungen - das eigene Land dann wieder entdecken.