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Reisen per Röhre
Eine Kapsel für den Hyperloop

Als der Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk 2013 seine Vision für einen Hochgeschwindigkeitszug in einer Röhre vorstellte, gab es viele Bedenken. Inzwischen tüfteln Forscher an den Bauteilen. In einem Uni-Wettbewerb wird gerade die beste Kabinenkapsel für die Röhre gesucht. Mit dabei ist auch ein Team aus München.

Von Bernd Schlupeck |
    Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop
    Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop, nach Plänen US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk (picture alliance/dpa/Foto: Elon Musk )
    "Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München ... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen ... am ... am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug."
    Was der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber vor einigen Jahren bewerben wollte, lässt sich mit zwei Worten beschreiben: schneller Personentransport. 17 Autominuten vom Münchner Flughafen entfernt, am Institut für Luft- und Raumfahrt im Garching-Forschungszentrum, sucht die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt, kurz WARR, nach einer Lösung.
    "Mein Name ist Thomas Ruck und ich bin Mitglied des WARR-Hyperloop-Teams der TU München und wir haben uns letztes Jahr im Juni entschlossen bei der SpaceX-Hyperloop-Pod-Competition teilzunehmen."
    Dazu aufgerufen hatte SpaceX-Gründer Elon Musk. Die Aufgabe für Thomas Ruck und sein Team, wie für die übrigen 29 Mitbewerber: Baut eine Kabinenkapsel, die Menschen mit Schallgeschwindigkeit durch eine fast luftleere Stahlröhre auf Betonstelzen bewegt. Der Forscher führt zum Prototyp für den Wettbewerb. Er hat ein bisschen was von einem Projektil oder einer Zigarre.
    Kernstück ist ein Kompressor
    "Unser Prototyp ist recht groß im Vergleich zu den anderen Teams: vier Meter lang, ein Meter breit und ein Meter hoch, wiegt um die 600 Kilogramm. Unten ist ein Aluminiumgerüst, an dem die Rollen, die Bremsen, das Schwebesystem angebracht werden. Auf dem Aluminiumgerüst befindet sich dann die Fahrgastzelle. Und abgerundet wird das Ganze von einer Carbonfaserhülle, die jetzt außen in schwarz zu sehen ist, mit den schönen Beklebungen unserer Sponsoren darauf."
    Noch ist der Bauch der Konstruktion, den der Forscher Pod nennt, leer. Einzelne Komponenten liegen verteilt herum: Stützräder, eine der zwei Wirbelstrombremsen, die Vor-Vorversion eines Sitzes aus Holz. Und der Kompressor, das Kernstück der Münchener Kabinenkapsel.
    "Wenn man jetzt sehr schnell fährt, kriegt man das Problem, dass man eine Luftsäule vor sich her schiebt, weil die Luft nicht mehr um das Gefährt herum strömen kann. Bei unserem Konzept ist es jetzt so umgesetzt, dass man einen großen Kompressor vorne dran hat, der aktiv die Luft, die sich vor dem Pod anstaut, absaugt, komprimiert und dann hinten wieder ausstößt."
    Der Kompressor nimmt zwei Drittel der Konstruktion ein. Im hinteren Drittel ist halb sitzend, halb liegend Platz für einen Passagier. In Elon Musks Vision sollen es einmal 28 Menschen sein. Um sich schnell in der Röhre zu bewegen, brauchen die Forscher weitere Technik: ein externes Schiebefahrzeug, das am Anfang genügend Schub liefert und eine Reihe Permanentmagneten, die das Gefährt durch Abstoßung zum Schweben bringen. Vorwärts fahren soll das Projektil in größeren Versionen des Hyperloops dann mithilfe von magnetischen Induktionsmotoren, die in den Tunnelwänden angebracht sind. Das Konzept funktioniert also ähnlich wie der Transrapid.
    Hoffnung auf den technisch besten Pod
    "Der Transrapid hat ein komplexes Regelungssystem mit Elektromagneten. Das würde ich jetzt hiermit noch nicht vergleichen. Aber es ist vom Prinzip her auch ein Schwebesystem, das auf magnetischer Abstoßung beruht."
    Von der Idee bis zum Prototypen hat das Forscherteam ein Jahr intensiv neben dem Studium gewerkelt. Und Material im sechsstelligen Euro Bereich verbaut. Ein Teil des Geldes steuerten 31 teils prominente Unternehmen bei. Nun stehen noch ausgiebige Tests der Einzelsysteme an. Der erste echte Fahrtest wird der Wettbewerb.
    "Es gibt zwei Kategorien, in denen man gewinnen kann: einmal, wer den schnellsten und wer den technisch ausgefeiltesten Pod hat. Wir haben jetzt eine schwere Konstruktion, da werden wir nicht ganz so hohe Geschwindigkeiten erreichen. Wir reden da von 300 bis 350 Kilometern pro Stunde. Die Schnellsten werden wir daher nicht sein. Aber wir bauen darauf, dass wir den technisch besten Pod haben und in dieser Kategorie gewinnen können."
    Was der Preis sein wird, weiß Thomas Ruck noch nicht. SpaceX spricht vom 'most awesome price ever', also dem atemberaubendsten Preis auf der ganzen Welt. Ob das Team aus München gewinnt, soll ein Probelauf im Januar zeigen. Ursprünglich war er für den Spätsommer vorgesehen. Wie Thomas Ruck vermutet, brauchen einige Teams wohl etwas mehr Zeit. Aber auch die 1,6 Kilometer lange Teststrecke im US-Bundesstaat Kalifornien ist noch nicht fertig. Ende Dezember geht der Prototyp auf die Reise – ganz konventionell per Flugzeug.