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Reitsport
Springreiter Hans Günter Winkler gestorben

Der erfolgreichste Springreiter der Geschichte, Hans Günter Winkler, ist mit 91 Jahren gestorben. Sein Olympiasieg 1956 in Stockholm mit der Wunderstute Halla machte ihn weltberühmt. Bis zum Schluss blieb er dem Reitsport als Trainer, Offizieller, Buchautor und Vermarkter treu.

Von Marcus Tepper | 09.07.2018
    ARCHIV - 17.06.1956, Schweden, Stockholm: Springreiter Hans Günter Winkler auf seiner «Wunderstute» Halla beim Jagdspringen während der Olympischen Spiele in Stockholm. Mit dem fehlerfrei Ritt sichert er sich den Olympiasieg. (Zu "Springreiter Hans-Günter Winkler gestorben" vom 09.07.2018) Foto: dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Hans Günter Winkler mit Halla bei den Olympischen Spielen 1956. (dpa-Bildfunk)
    Bis zu seinem Abschied vom aktiven Sport 1986 als knapp 60-Jähriger wurde Hans Günter Winkler, den meisten Reitern kurz als HGW bekannt, fünfmal Olympiasieger, zweimal Welt- und einmal Europameister. 107-mal ritt er für Deutschland bei Nationenpreisen. Bis heute unerreicht.
    "Der liebe Gott ist gut mit mir gewesen und die Gene und alles und darum bin ich so, wie ich bin."
    Goldmedaille in Stockholm
    Geboren am 24. Juli 1926 in Wuppertal Barmen als Sohn eines Reitlehrers waren ihm Stiefel, Saum- und Sattelzeugt quasi schon in die Wiege gelegt und obwohl er nicht nur ein guter Spring-, sondern auch Dressurreiter war, absolvierte er nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung zum Textilkaufmann.
    Zur Legende wurde Hans Günter Winkler am 17. Juni 1956 bei den Olympischen Reiterspielen in Stockholm. Schwer an der Leiste verletzt reitet Winkler, schreiend vor Schmerzen, im Sattel seiner Stute Halla zur Goldmedaille.
    "Halla weiß ganz genau, worum es jetzt geht."
    "Angaloppiert, erster Sprung geschrien, und je mehr ich schrie, umso höher sprang die, weil die wusste, irgendwas war nicht in Ordnung. Sie hat mir geholfen."
    "Verzeihen sie, wenn ich so erregt werde, aber Halla lacht noch immer. Man merkt es bis zu uns herauf. Halla sagt: nun kommt das Gatter, viele Fehler kann er nicht mehr machen, lass mich in Ruhe, da gehe ich drüber hinweg. Und jetzt wollen wir sehen, der letzte Sprung und…*Jubel*
    Deutsche Sportlegende
    Halla wird an diesem Tag zur Wunderstute und Hans Günter Winkler zu einer deutschen Sportlegende. In einer Reihe genannt mit Max Schmeling oder Fritz Walter. Auch nach seiner aktiven Zeit bleibt er dem Reitsport verbunden: Als Trainer, Offizieller, Buchautor und Vermarkter. Mit klarem Blick und ohne Wehmut:
    "Ich sehe alles gut und finde es fantastisch. Nur meine Zeit war meine Zeit und es war eine wunderbare Zeit."
    Viermal war Hans Günter Winkler verheiratet. Er hat zwei erwachsene Kinder. Seine vierte Frau Debby, eine amerikanische Springreiterin, starb im Frühjahr 2011 an den Folgen eines tragischen Trainingsunfalls. "Für den Rest meines Lebens werde ich trauern", sagte Hans Günter Winkler danach in einem Zeitungsinterview. Jetzt ist der erfolgreichste Springreiter aller Zeiten gestorben.