Im Permafrostboden eingefrorene Leichen, in Bleisärgen konservierte Körper und in Paraffin gegossene Gewebeproben lieferten den Forschern spärliches Material von der Gensequenz des Grippevirus, das 1918 die spanische Grippe auslöste. Es dauerte Jahre bis sich aus diesen Fragmenten endlich die acht Gene des tödlichen Virus zusammensetzen ließen. Diese acht Gene waren die Grundlage für die Wiedergeburt der spanischen Grippe im Labor. Mit der Rekonstruktion des Virus von 1918 infizierten Forscher aus Seattle, Wisconsin und Winnipeg einen Makaken. Nun konnte Michael Katze von der Washington Universität verfolgen, was das Virus im Körper des Tieres anrichtete:
"In den Lunge, die mit dem 1918 Virus infiziert waren, sahen wir eine leicht herabgesetzte Immunantwort direkt nach der Infektion. Diese Immunreaktion war allerdings sehr robust. Sie bildete sich nicht mehr zurück, wie bei den gewöhnlichen Grippeviren. Das Virus von 1918 löste eine anhaltende Immunantwort aus, die etwa acht Tage nach der Infektion zu einer unkontrollierten, überschießenden Entzündungsreaktion des Immunsystems wurde."
Es ist normal, dass das Immunsystem auf ein Grippevirus reagiert, schließlich ist es seine Aufgabe, den Körper vor eben solchen Eindringlingen zu schützen. Dabei werden auch körpereigene Zellen zerstört, sofern sie mit dem Virus infiziert sind. Normalerweise geht die Immunantwort nach einigen Tagen zurück, damit sich die Zellen in der Lunge und in den Bronchien wieder regenerieren können.
"Wir denken, das dieses Ergebnis deswegen so interessant ist, weil 1918 auffallend viele junge Erwachsene zwischen 20 und 30 [Jahren] starben. Von der gewöhnlichen Grippe sind vor allem alte Menschen betroffen. 1918 starben möglicherweise deswegen so viele junge Menschen, weil ihr Immunsystem besonders stark war. Anstatt sie zu schützen, hat die Immunantwort möglicherweise noch dazu beigetragen, dass das Virus sie töten konnte. Unsere Experimente zeigen jedenfalls sehr deutlich, das die überschießende Immunantwort, diese Entzündungsreaktion, letztlich zum Tod der Versuchstiere geführt hat."
Kein anderes bekanntes Grippevirus ist für Affen tödlich. Die Experimente haben einiges zum Verständnis der Spanischen Grippe von 1918 beigetragen. Mit diesem Wissen und bereits jetzt verfügbaren Medikamenten ließen sich diese Seuche heute ganz anders bekämpfen als vor knapp 90 Jahren.
"Wenn tatsächlich eine unkontrollierte Immunreaktion für die tödliche Wirkung des Virus verantwortlich sein sollte, dann ließe sich da bestimmt eine angemessene Behandlungsstrategie finden. Wir könnten beispielsweise antivirale Medikamente wie Tamiflu mit Wirkstoffen kombinieren, die die Entzündungsreaktion hemmen. Aber natürlich wissen wir nicht genau, wie das nächste Pandemievirus aussehen wird. Wie auch immer: Die beste Art sich auf die nächste Pandemie vorzubereiten, besteht darin, ein echtes Pandemievirus zu studieren."
Selbst wenn die Rekonstruktion des Virus von 1918 aus den Hochsicherheitslaboren entkommen würde, es hätte kaum die gleiche verheerende Wirkung wie damals. Denn ein naher Verwandter von ihm kursiert immer noch in der menschlichen Bevölkerung. Und gegen den sind viele Menschen so gut wie immun. 90 Jahre nach seinem ersten Auftreten unter Menschen ist dieses Virus für den menschlichen Körper kein Unbekannter Feind mehr – und auch nicht mehr für die Wissenschaftler, die es erforschen.
"In den Lunge, die mit dem 1918 Virus infiziert waren, sahen wir eine leicht herabgesetzte Immunantwort direkt nach der Infektion. Diese Immunreaktion war allerdings sehr robust. Sie bildete sich nicht mehr zurück, wie bei den gewöhnlichen Grippeviren. Das Virus von 1918 löste eine anhaltende Immunantwort aus, die etwa acht Tage nach der Infektion zu einer unkontrollierten, überschießenden Entzündungsreaktion des Immunsystems wurde."
Es ist normal, dass das Immunsystem auf ein Grippevirus reagiert, schließlich ist es seine Aufgabe, den Körper vor eben solchen Eindringlingen zu schützen. Dabei werden auch körpereigene Zellen zerstört, sofern sie mit dem Virus infiziert sind. Normalerweise geht die Immunantwort nach einigen Tagen zurück, damit sich die Zellen in der Lunge und in den Bronchien wieder regenerieren können.
"Wir denken, das dieses Ergebnis deswegen so interessant ist, weil 1918 auffallend viele junge Erwachsene zwischen 20 und 30 [Jahren] starben. Von der gewöhnlichen Grippe sind vor allem alte Menschen betroffen. 1918 starben möglicherweise deswegen so viele junge Menschen, weil ihr Immunsystem besonders stark war. Anstatt sie zu schützen, hat die Immunantwort möglicherweise noch dazu beigetragen, dass das Virus sie töten konnte. Unsere Experimente zeigen jedenfalls sehr deutlich, das die überschießende Immunantwort, diese Entzündungsreaktion, letztlich zum Tod der Versuchstiere geführt hat."
Kein anderes bekanntes Grippevirus ist für Affen tödlich. Die Experimente haben einiges zum Verständnis der Spanischen Grippe von 1918 beigetragen. Mit diesem Wissen und bereits jetzt verfügbaren Medikamenten ließen sich diese Seuche heute ganz anders bekämpfen als vor knapp 90 Jahren.
"Wenn tatsächlich eine unkontrollierte Immunreaktion für die tödliche Wirkung des Virus verantwortlich sein sollte, dann ließe sich da bestimmt eine angemessene Behandlungsstrategie finden. Wir könnten beispielsweise antivirale Medikamente wie Tamiflu mit Wirkstoffen kombinieren, die die Entzündungsreaktion hemmen. Aber natürlich wissen wir nicht genau, wie das nächste Pandemievirus aussehen wird. Wie auch immer: Die beste Art sich auf die nächste Pandemie vorzubereiten, besteht darin, ein echtes Pandemievirus zu studieren."
Selbst wenn die Rekonstruktion des Virus von 1918 aus den Hochsicherheitslaboren entkommen würde, es hätte kaum die gleiche verheerende Wirkung wie damals. Denn ein naher Verwandter von ihm kursiert immer noch in der menschlichen Bevölkerung. Und gegen den sind viele Menschen so gut wie immun. 90 Jahre nach seinem ersten Auftreten unter Menschen ist dieses Virus für den menschlichen Körper kein Unbekannter Feind mehr – und auch nicht mehr für die Wissenschaftler, die es erforschen.