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Rekordarbeitslosigkeit in den EU-Ländern

Während Deutschland für den April eine Arbeitslosenquote von gut sieben Prozent meldet, sind es EU-weit mehr als zwölf Prozent. Besonders viele junge Menschen in Griechenland und Spanien sind ohne Job. Die Kommission bezeichnet die Werte als "unakzeptabel hoch".

Von Jörg Münchenberg |
    Die Rezession hält Europa weiter fest im Griff und treibt die Arbeitslosenzahlen in der Eurozone weiter nach oben. Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat waren im März 19,2 Millionen Menschen ohne Job – die Quote stieg damit von 12 Prozent im Vormonat auf 12,1 Prozent. Eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote – allerdings auf hohem Niveau – ergibt sich laut Eurostat mit 10,9 Prozent für alle 27 EU-Mitgliedsländer.

    Die schlechten Zahlen sorgen zunehmend auch bei der EU-Kommission für Unruhe. Längst gibt es eine Debatte über den bisherigen Spar- und Reformkurs, der eigentlich aus der Wirtschaftskrise führen soll. So hatte erst gestern Sozialkommissar Laszlo Andor in einem Interview betont, sparen allein schaffe kein Wachstum. Stattdessen seien zusätzliche Investitionen und Nachfrage notwendig. Heute ließ der Sozialkommissar seinen Sprecher Jonathan Todd die jüngste EU-Arbeitslosenstatistik so kommentieren:

    "Die Arbeitslosigkeit in Europa bleibt unakzeptabel hoch. Die neuen Negativrekorde beschädigen das Vertrauen in die wirtschaftlichen und politischen Systeme in Europa. Die Wiederherstellung dieses Vertrauens – das ist die zentrale Aufgabe für Mitgliedsstaaten und EU."

    Allerdings ist die Europäische Union auch arbeitsmarktpolitisch weiter tief gespalten. So liegen die Arbeitslosenquoten nach der Rechenmethode von Eurostat in Österreich, Deutschland und Luxemburg zwischen 4,7 und 5,7 Prozent. Umgekehrt markieren die Krisenstaaten Portugal, Spanien und Griechenland mit Quoten zwischen 17,5 und 27,2 Prozent die Höchststände innerhalb der Eurozone. Zumal in allen drei Staaten im März jeweils mehr Menschen ohne Job waren als noch im Februar.

    Schlüsselt man die Arbeitsmärkte weiter auf, sind die Perspektiven für viele junge Arbeitnehmer in der Europäischen Union weiterhin besonders schlecht. Demnach lag die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen in der Eurozone bei 24 Prozent. Die höchsten Quoten meldeten ebenfalls Griechenland mit 59,1 und Spanien mit 55.9 Prozent. Umgekehrt weisen Deutschland und Österreich erneut die niedrigsten Zahlen aus. Gerade aber an dieser Stelle, so der Sprecher von Sozialkommissar Andor, müssten die Mitgliedsstaaten gegenhalten:

    "Wir wollen, dass die zuständigen Minister die Jobgarantie für Jugendliche umsetzen, der sie Ende Februar zugestimmt haben. Das würde bedeuten, dass jeder Jugendliche spätestens vier Monate nach der Ausbildung oder eines Arbeitsplatzverlustes weitere Qualifizierungsmaßnahmen oder ein Praktikum angeboten bekommt."

    Es gehe darum, eine verlorene Generation zu verhindern. Doch angesichts der schlechten Wirtschaftslage in vielen Euroländern – am Freitag wird dazu auch die EU-Kommission neue Zahlen vorlegen – dürfte auch die Situation auf den Arbeitsmärkten in absehbarer Zeit weiterhin schwierig bleiben.