Atmo Seeadler- Durch ein Fernrohr kann man den Seeadler sitzen sehen, wo ihm am wohlsten ist. Auf alten hohen Buchen, von denen man im Bereich der holsteinischen Seenplatte noch viele findet. Der Kopf ist hell, das Gefieder dunkelbraun. Der Schnabel gelb. Im Flug hat der Seeadler eine Spannweite von zweieinhalb Metern und ist damit der größte der heimischen Greifvögel. Doch der Vogel vor uns bewegt sich kaum. Volker Latendorf von der Projektgruppe Seeadlerschutz weiß, daß das ganz normal ist.
Er kann sieben acht, neun Stunden da sitzen bleiben. Wenn er Hunger hat, dann jagt er. Wenn er keinen Hunger hat, wenn er heute morgen schon Beute gemacht hat, was häufig der Fall ist, daß sie im Morgengrauen schon die erste Beute machen, dann manchen sie den Rest des Tages Pause.
Natürlich hat der Greifvogel die Menschen gesehen. Doch die Fluchtdistanz ist bei einer Entfernung von ca. 500 Metern durchaus gewahrt. Seeadler halten Abstand zu den Menschen und zu ihren Artgenossen. Etwa vier Paare brüten im Kreis Plön auf 12.000 Hektar. Wichtig ist, daß die Wasserflächen mit 4500 Hektar ebenfalls groß genug sind. Denn genauso wichtig wie die alten Buchen ist das ausreichende Nahrungsangebot. Vor allem Fische aus den umliegenden Gewässern und Vögel. Aber auch die Qualität der Nahrung ist entscheidend. Als in der Land- und Forstwirtschaft noch DDT-haltige Insektizide eingesetzt wurden, hat dies auf die Greifvögel einen gravierenden Einfluß gehabt, erläutert Bernd Struwe-Juhl von der Universität Kiel.
Es zeigte sich anhand von Untersuchungen, daß das DDT letztlich beim Seeadler auch ankam. Er steht ja am Ende einer langen Nahrungskette und sammelte das DDT in seinem Körper an, was dazu führte, daß die Reproduktion beim Seeadler zusammenbrach. Das heißt, die Weibchen saßen auf Eiern, die aufgrund einer dünneren Kalkschale zusammenbrachen oder die Embryonen starben ab.
Als 1972 DDT verboten wurde, kam dies auch dem Seeadler zugute. Der heutige Bruterfolg von ein bis drei Tieren pro Horst ist darauf zurückzuführen. Und auf die Einstellung der Jagd in etwa derselben Zeit sowie die massiven Schutzmaßnahmen, von denen Werner von Eichel-Streiber, Leiter des Staatlichen Forstamtes Eutin und der dortigen Seeadlerschutzstelle, zu berichten weiß.
Das ist zum einen über die intensive Rundum-Bewachung während der Brut- und Aufzuchtzeit der Jungen erfolgt und zum anderen aber auch durch Horstbaumschutzmaßnahmen. Da wurde sogar Panzerstacheldraht mit eingesetzt, um den Horstbaum selber gegen Kletterer und Eierräuber menschlicher Natur zu sichern.
Die Eier waren kostbar. Auf dem schwarzen Markt für den Handel mit Tierarten wurden für ein Seeadlerei damals bis zu 1500 Mark bezahlt. 33 Brutpaare in diesem Jahr, von denen 30 erfolgreich gebrütet haben, ist ein Rekordergebnis. Fritz Heidemann vom NABU ist zufrieden, wenn auch die Landesmittel, die etwa 30 Prozent des Gesamtetats von rund 80.000 Euro ausmachen, knapp bemessen sind.
Der Seeadlerschutz, so als Flagschiff des Naturschutzes hat für viele Leute wirklich einen Symbolwert. Er hat ihnen eröffnet, um welche Dimensionen es auch im Naturschutz gehen kann. Und wir sehen es ja, der Bestand in Schleswig-Holstein ist steigend. In den Kernverbreitungsgebieten Ostdeutschlands kann man davon ausgehen, daß er als gesichert zu bezeichnen ist.
Bundesweit gibt es jetzt wieder rund 400 Paare. Doch der große Bruterfolg in Schleswig-Holstein zeigt, daß sich hier ein Kerngebiet befindet. Denn die Anzahl der Bruterfolge in Mecklenburg-Vorpommern ist trotz der 180 Paare nicht mit den schleswig-holsteinischen Zahlen vergleichbar. Und aus diesem Kerngebiet, haben sich Seeadler auch wieder auf den Weg in andere Bereiche aufgemacht. Nach Süden wie nach Norden. Werner von Eichel-Streiber:
Wir freuen uns heute kund zu tun, daß es in Niedersachsen erfolgreiche Seeadlerbruten ebenso schon gibt wie auch in Dänemark. Und unsere Hoffnung ist natürlich, daß er sich weiter in Westeuropa in Richtung Holland, in Richtung Frankreich verbreiten wird.