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Renaissancemusik in Prag
Spanische Mariengesänge und Gregorianik

Tomás Luis de Victoria, bedeutender spanischer Renaissancekomponist, wirkte lange als Kapellmeister in einem Nonnenkonvent. In der Prager Simon-und-Judas-Kirche rekonstruierten das Tiburtina Ensemble und die Capella de la Torre, wie sich der Gesang der Nonnen damals angehört haben könnte.

Am Mikrofon: Rainer Baumgärtner |
    Neun Sängerinnen stehen in einem Halbkreis in einem Keller-Gewölbe und tragen schwarze Kleidung. Eine von ihnen, vorne in der Mitte, pustet bunte Blätter in die Luft.
    Das Ensemble Tiburtina wurde 2008 in Prag gegründet und wird von Barbora Kabátková geleitet (Vojtěch Havlík)
    Die politische Wende im Europa der 199oer Jahre hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Kultur. In der Prager Altstadt etwa renovierte man die ehemalige Spitalkirche St. Simon und Judas, die seit etwa 1950 als Warenlager genutzt worden war. Nun dient das barocke Gebäude als Konzertkirche für das Prager Symphonieorchester, aber auch für freie Gruppen. Das einheimische Tiburtina Ensemble, eine reine Frauenformation, lud im vergangenen Jahr das Berliner Bläserensemble Capella de la Torre zu einem spanischen Programm mit Musik der Spätrenaissance ein.
    Im Mittelpunkt standen liturgische Kompositionen zu Ehren der Jungfrau Maria vom bedeutenden Komponisten Tomás Luis de Victoria, der viele Jahre lang als Kapellmeister und Organist eines Madrider Nonnenklosters wirkte. Auch in seiner Zeit war es in Frauenkonventen üblich, dass bei polyphoner Musik die tiefen Stimmen von Instrumenten übernommen wurden. Victorias kunstvolle Vertonungen kombinierten die Ensembles mit passenden gregorianischen Gesängen und Instrumentalsätzen der Zeit.
    Tomás Luis de Victoria und anonyme Komponisten
    Mariengesänge und gregorianischer Choral
    Tiburtina Ensemble
    Leitung: Barbora Kabátková
    Capella de la Torre
    Leitung: Katharina Bäuml