Alle möglichen Dinge habe er gesammelt, gesteht Henri Langlois vor laufender Kamera und präsentiert wie eine Trophäe die Schuhbänder des amerikanischen Stummfilmstars Louise Brookes.
Das Interview mit dem Gründer der französischen Cinémathèque, die von ihm 1936 in Paris ins Leben gerufen und bis zu seinem Tod 1977 in eines der weltweit bedeutendsten Institute für die Erhaltung von historischem Filmmaterial und die Geschichte des Kinos verwandelt wurde, flimmert jetzt anlässlich der Eröffnung der Cinémathèque an ihrem neuen Pariser Standort im Halbdunkel des Filmmuseums über einen der Monitore. Hinter Glas bauscht sich dramatisch Vivien Leigh’s Kostüm aus "Vom Winde verweht" neben Greta Garbo’s enggeschnittener schwarzer Filmgarderobe auf.
Aber außer viel Taft gibt es auch Technik zu bestaunen wie etwa eine Londoner "Laterna Magica" vom Ende des 18. Jahrhunderts oder die "Bibel" der ganz frühen Projektionstechnik, das Buch "Die große Kunst von Licht und Schatten" des Athanasius Kircher von 1646. Doch es verirren sich erstaunlich wenig Liebhaber der Filmgeschichte in die 2. und 3. Etage des einst für das amerikanische Kulturinstitut von Stararchitekt Frank O. Gehry errichteten, dann aber lange verwaisten Baus im Pariser Stadtviertel Bercy, den die Cinémathèque jetzt bezogen hat.
Der Grund hierfür ist offenbar zwei Stockwerke höher zu suchen. "Renoir / Renoir" lautet der Titel der hier gezeigten Wechselausstellung, in der sich jetzt passionierte Kino- aber eben auch Kunstliebhaber drängeln. Da "der Apfel" bekanntlich "nicht weit vom Stamm fällt" dreht sich die Schau um den Malervater Pierre-Auguste und den Regie führenden Sohn Jean Renoir.
Beide sind zweifellos zu den Stars ihres jeweiligen Genres zu zählen. Die Ausstellung versucht zu ergründen, wie es um die künstlerische Verwandtschaft von Vater und Sohn bestellt war. Ganz privat standen sie sich zumindest sehr nahe wie Matthieu Orléans, einer der Organisatoren der Schau einräumt:
"Jean Renoir hatte einen engen Kontakt mit seinem Vater vor allem kurz vor dessen Tod. Später in den 1960er Jahren wird er in einem Buch über dieses Verhältnis schreiben. Beeinflusst haben ihn die philosophischen Betrachtungen seines Vaters über das Leben im Allgemeinen, über die Frauen, die Farbe in der Malerei, aber auch über die Lust und die Freude am Leben. "
Den über 30 Originalgemälden des großen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir sind kurze Ausschnitte aus den Filmen seines Sohnes Jean zur Seite gestellt. So schwingt etwa die junge polnische Prinzessin Elena Sorokowska, gespielt von Ingrid Bergman, im Paris der 1880er Jahre mit Mel Ferrer in der Rolle des Henri de Chevincourt das Tanzbein in Jean Renoirs Film "Weiße Margeriten" von 1956. Daneben hängt das 80 Jahre zuvor von seinem Vater gemalte, großformatige Gemälde "Bal du Moulin de la Galette", das ausschnitthaft das Treiben beim Tanzfest am Montmartre schildert.
Das Spiel von Licht, Schatten und verschmelzenden Farbtönen hatte es Pierre-Auguste Renoir angetan. Die gegenübergestellte Umsetzung desselben Motivs in Gemälde und Film ist reizvoll. Doch was will sie dem Besucher deutlich machen? In einem anderen Bild portraitiert Renoir seinen noch jungen Sohn Jean als stolzen Jäger.
Daneben wiederholen sich in Endlosschleife Ausschnitte aus Jean Renoirs Film "Die Spielregel" von 1939. Thema ist die Jagd in der Sologne. Einen der Jäger spielt hierin der Regisseur Jean Renoir selbst. Matthieu Orléans begründet diese Gegenüberstellung:
"Hier geht es um die Frage nach Portrait und Selbstportrait in der Kunst bei der Familie Renoir. Pierre-Auguste hat ständig Mitglieder seiner Familie gemalt, er war besessen davon. Sein Sohn Jean übernimmt dieses Motiv im Film, denn er tritt hier selber als Darsteller auf. "
Die Begründung überzeugt, wird Jean Renoirs Film vielleicht formal, aber kaum inhaltlich gerecht. Das Motiv der Jagd ist in der Rückschau als Anspielung auf den bevorstehenden Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Renoir eingesetzt worden. Das den Jägern zu getriebene Wild versinnbildlicht die Rolle der Menschen als Kanonenfutter für die Kriegstreiber im damaligen Europa.
Die Ausstellung "Renoir/ Renoir" will sicher nichts Erhellendes zur Malerei Pierre-Auguste Renoirs beitragen. Über den Regisseur Jean Renoir und seine Filmkunst erfährt der Besucher allerdings auch ziemlich wenig. Doch wann bekommt man schon mal so viele originale Renoirgemälde auf einmal zu sehen? Die Schau lockt also Besucher in die neu eröffnete Cinémathèque, die sonst vielleicht nicht so schnell den Weg hierin gefunden hätten. Und das ist ja auch eine Leistung.
Das Interview mit dem Gründer der französischen Cinémathèque, die von ihm 1936 in Paris ins Leben gerufen und bis zu seinem Tod 1977 in eines der weltweit bedeutendsten Institute für die Erhaltung von historischem Filmmaterial und die Geschichte des Kinos verwandelt wurde, flimmert jetzt anlässlich der Eröffnung der Cinémathèque an ihrem neuen Pariser Standort im Halbdunkel des Filmmuseums über einen der Monitore. Hinter Glas bauscht sich dramatisch Vivien Leigh’s Kostüm aus "Vom Winde verweht" neben Greta Garbo’s enggeschnittener schwarzer Filmgarderobe auf.
Aber außer viel Taft gibt es auch Technik zu bestaunen wie etwa eine Londoner "Laterna Magica" vom Ende des 18. Jahrhunderts oder die "Bibel" der ganz frühen Projektionstechnik, das Buch "Die große Kunst von Licht und Schatten" des Athanasius Kircher von 1646. Doch es verirren sich erstaunlich wenig Liebhaber der Filmgeschichte in die 2. und 3. Etage des einst für das amerikanische Kulturinstitut von Stararchitekt Frank O. Gehry errichteten, dann aber lange verwaisten Baus im Pariser Stadtviertel Bercy, den die Cinémathèque jetzt bezogen hat.
Der Grund hierfür ist offenbar zwei Stockwerke höher zu suchen. "Renoir / Renoir" lautet der Titel der hier gezeigten Wechselausstellung, in der sich jetzt passionierte Kino- aber eben auch Kunstliebhaber drängeln. Da "der Apfel" bekanntlich "nicht weit vom Stamm fällt" dreht sich die Schau um den Malervater Pierre-Auguste und den Regie führenden Sohn Jean Renoir.
Beide sind zweifellos zu den Stars ihres jeweiligen Genres zu zählen. Die Ausstellung versucht zu ergründen, wie es um die künstlerische Verwandtschaft von Vater und Sohn bestellt war. Ganz privat standen sie sich zumindest sehr nahe wie Matthieu Orléans, einer der Organisatoren der Schau einräumt:
"Jean Renoir hatte einen engen Kontakt mit seinem Vater vor allem kurz vor dessen Tod. Später in den 1960er Jahren wird er in einem Buch über dieses Verhältnis schreiben. Beeinflusst haben ihn die philosophischen Betrachtungen seines Vaters über das Leben im Allgemeinen, über die Frauen, die Farbe in der Malerei, aber auch über die Lust und die Freude am Leben. "
Den über 30 Originalgemälden des großen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir sind kurze Ausschnitte aus den Filmen seines Sohnes Jean zur Seite gestellt. So schwingt etwa die junge polnische Prinzessin Elena Sorokowska, gespielt von Ingrid Bergman, im Paris der 1880er Jahre mit Mel Ferrer in der Rolle des Henri de Chevincourt das Tanzbein in Jean Renoirs Film "Weiße Margeriten" von 1956. Daneben hängt das 80 Jahre zuvor von seinem Vater gemalte, großformatige Gemälde "Bal du Moulin de la Galette", das ausschnitthaft das Treiben beim Tanzfest am Montmartre schildert.
Das Spiel von Licht, Schatten und verschmelzenden Farbtönen hatte es Pierre-Auguste Renoir angetan. Die gegenübergestellte Umsetzung desselben Motivs in Gemälde und Film ist reizvoll. Doch was will sie dem Besucher deutlich machen? In einem anderen Bild portraitiert Renoir seinen noch jungen Sohn Jean als stolzen Jäger.
Daneben wiederholen sich in Endlosschleife Ausschnitte aus Jean Renoirs Film "Die Spielregel" von 1939. Thema ist die Jagd in der Sologne. Einen der Jäger spielt hierin der Regisseur Jean Renoir selbst. Matthieu Orléans begründet diese Gegenüberstellung:
"Hier geht es um die Frage nach Portrait und Selbstportrait in der Kunst bei der Familie Renoir. Pierre-Auguste hat ständig Mitglieder seiner Familie gemalt, er war besessen davon. Sein Sohn Jean übernimmt dieses Motiv im Film, denn er tritt hier selber als Darsteller auf. "
Die Begründung überzeugt, wird Jean Renoirs Film vielleicht formal, aber kaum inhaltlich gerecht. Das Motiv der Jagd ist in der Rückschau als Anspielung auf den bevorstehenden Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Renoir eingesetzt worden. Das den Jägern zu getriebene Wild versinnbildlicht die Rolle der Menschen als Kanonenfutter für die Kriegstreiber im damaligen Europa.
Die Ausstellung "Renoir/ Renoir" will sicher nichts Erhellendes zur Malerei Pierre-Auguste Renoirs beitragen. Über den Regisseur Jean Renoir und seine Filmkunst erfährt der Besucher allerdings auch ziemlich wenig. Doch wann bekommt man schon mal so viele originale Renoirgemälde auf einmal zu sehen? Die Schau lockt also Besucher in die neu eröffnete Cinémathèque, die sonst vielleicht nicht so schnell den Weg hierin gefunden hätten. Und das ist ja auch eine Leistung.