Brüssel, Boulevard de l’Abattoir. Die breite Verkehrsader verbindet den Südbahnhof mit dem Kanal. Stattliche Häuser säumen den Boulevard. Große Toreinfahrten, hier und da eine Autowerkstatt oder eine Reifenhandlung erinnern noch daran, dass dies einmal das Handwerkerviertel der Stadt war. Heute leben in den oft schäbigen Häusern durchweg Zuwanderer. Haus Nummer 16 sieht allerdings adrett aus. In einer von fünf Wohnungen hinter der frisch getünchten neoklassizistischen Fassade lebt der kongolesische Flüchtling Luedi Yangama mit seiner Frau und seinem Sohn:
"Wir fühlen uns wohler hier, seit das ganze Haus renoviert worden ist. Dabei zahlen wir dieselbe Miete wie vorher. Diese Miete ist ziemlich niedrig. Auch das gefällt uns."
Die drei geräumigen Zimmer sind in schönen Pastelltönen gehalten, die Türen weiß lackiert. Auf dem Boden liegt Laminat. Doppelglasfenster schützen vor dem Straßenlärm.
"Bis vor kurzem war die Wohnung nicht gerade gut für unsere Gesundheit. Wir hatten keine Heizung, der Keller war feucht und voller Mäuse, die Toiletten funktionierten nicht mehr. Sehr viel war hier nicht in Ordnung."
Die Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse verdankt die Familie Yangama dem Projekt X des Brüsseler Sozialamtes. Direktor Yvan Mayeur:
"In diesem Teil von Brüssel ist die Immobilienspekulation besonders extrem. Manche Eigentümer lassen ihre Häuser verkommen, weil sie sie mit dem größtmöglichen Gewinn verkaufen möchten. Wir standen vor der Wahl: Entweder bringen wir die Mieter in unseren Sozialwohnungen unter, dann setzen wir ein Karussell in Bewegung, weil die Eigentümer sich neue Mieter suchen, und wir wieder einschreiten müssen. Oder wir lassen uns etwas Fantasievolles einfallen – was wir getan haben."
Das Sozialamt schließt mit den Eigentümern einen Vertrag ab. Das Amt lässt die Wohnungen ordnungsgemäß renovieren. Danach überweist es neun Jahre lang die Mieten, von denen die Materialkosten abgezogen werden. Die Arbeitskosten teilen sich das Amt und die Stadt, die – ein weiterer Clou bei der Sache – überwiegend Arbeitslose einsetzen. Während der Renovierungsarbeiten beschafft das Sozialamt den Mietern provisorische Unterkünfte. Anschließend beziehen sie ihre alte Wohnung wieder, zum alten Mietpreis, neun Jahre lang. Der Eigentümer von Haus Nummer 16 am Boulevard de l’Abattoir, Alan-Philip Hitter:
"Dank dieses Projektes X muss ich mich nicht mehr um das Haus kümmern. Der Neunjahresvertrag stört mich nicht. Auch die niedrigere Miete reicht noch aus, um meine Hypothek zurückzuzahlen. Also langfristig lohnt sich diese Abmachung, und genauso meine Investition."
Monsieur Hitter ist mit dem Ergebnis der Renovierungsarbeiten sehr zufrieden. Das sieht richtig gut aus, meint er, und er hat ein gutes Gefühl. Dafür sorgt eine weitere Garantie des Sozialamtes. Projektleiterin Barabara Gilson:
"Jedes Vierteljahr besuchen wir die Mieter, um zu kontrollieren, ob sie die Wohnung gut in Stand halten. Wir prüfen, ob alles noch gut funktioniert. Wir gehen ihren Beschwerden und Bemerkungen nach und sorgen wo nötig für Abhilfe."
Seit Anfang letzten Jahres sind 52 Wohnungen renoviert worden, in 80 weiteren wird derzeit gearbeitet. Auf der schwarzen Liste des Sozialamtes stehen noch rund 500. Die Verhandlungen mit den Eigentümern verlaufen durchweg gut:
"Wir besichtigen eine renovierte Wohnung, lassen deren Eigentümer und Mieter über ihre Erfahrungen reden. Das schafft Vertrauen."
Inzwischen hat sich nämlich auch herumgesprochen, dass das Sozialamt gegen einen unwilligen Eigentümer einen Musterprozess angestrengt hat. Schließlich gibt es ein Wohnungsgesetz, das genau definiert, welchen Komfort und welche Sicherheitsstandards eine Wohnung bieten muss - auch in Einwanderervierteln.
"Wir fühlen uns wohler hier, seit das ganze Haus renoviert worden ist. Dabei zahlen wir dieselbe Miete wie vorher. Diese Miete ist ziemlich niedrig. Auch das gefällt uns."
Die drei geräumigen Zimmer sind in schönen Pastelltönen gehalten, die Türen weiß lackiert. Auf dem Boden liegt Laminat. Doppelglasfenster schützen vor dem Straßenlärm.
"Bis vor kurzem war die Wohnung nicht gerade gut für unsere Gesundheit. Wir hatten keine Heizung, der Keller war feucht und voller Mäuse, die Toiletten funktionierten nicht mehr. Sehr viel war hier nicht in Ordnung."
Die Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse verdankt die Familie Yangama dem Projekt X des Brüsseler Sozialamtes. Direktor Yvan Mayeur:
"In diesem Teil von Brüssel ist die Immobilienspekulation besonders extrem. Manche Eigentümer lassen ihre Häuser verkommen, weil sie sie mit dem größtmöglichen Gewinn verkaufen möchten. Wir standen vor der Wahl: Entweder bringen wir die Mieter in unseren Sozialwohnungen unter, dann setzen wir ein Karussell in Bewegung, weil die Eigentümer sich neue Mieter suchen, und wir wieder einschreiten müssen. Oder wir lassen uns etwas Fantasievolles einfallen – was wir getan haben."
Das Sozialamt schließt mit den Eigentümern einen Vertrag ab. Das Amt lässt die Wohnungen ordnungsgemäß renovieren. Danach überweist es neun Jahre lang die Mieten, von denen die Materialkosten abgezogen werden. Die Arbeitskosten teilen sich das Amt und die Stadt, die – ein weiterer Clou bei der Sache – überwiegend Arbeitslose einsetzen. Während der Renovierungsarbeiten beschafft das Sozialamt den Mietern provisorische Unterkünfte. Anschließend beziehen sie ihre alte Wohnung wieder, zum alten Mietpreis, neun Jahre lang. Der Eigentümer von Haus Nummer 16 am Boulevard de l’Abattoir, Alan-Philip Hitter:
"Dank dieses Projektes X muss ich mich nicht mehr um das Haus kümmern. Der Neunjahresvertrag stört mich nicht. Auch die niedrigere Miete reicht noch aus, um meine Hypothek zurückzuzahlen. Also langfristig lohnt sich diese Abmachung, und genauso meine Investition."
Monsieur Hitter ist mit dem Ergebnis der Renovierungsarbeiten sehr zufrieden. Das sieht richtig gut aus, meint er, und er hat ein gutes Gefühl. Dafür sorgt eine weitere Garantie des Sozialamtes. Projektleiterin Barabara Gilson:
"Jedes Vierteljahr besuchen wir die Mieter, um zu kontrollieren, ob sie die Wohnung gut in Stand halten. Wir prüfen, ob alles noch gut funktioniert. Wir gehen ihren Beschwerden und Bemerkungen nach und sorgen wo nötig für Abhilfe."
Seit Anfang letzten Jahres sind 52 Wohnungen renoviert worden, in 80 weiteren wird derzeit gearbeitet. Auf der schwarzen Liste des Sozialamtes stehen noch rund 500. Die Verhandlungen mit den Eigentümern verlaufen durchweg gut:
"Wir besichtigen eine renovierte Wohnung, lassen deren Eigentümer und Mieter über ihre Erfahrungen reden. Das schafft Vertrauen."
Inzwischen hat sich nämlich auch herumgesprochen, dass das Sozialamt gegen einen unwilligen Eigentümer einen Musterprozess angestrengt hat. Schließlich gibt es ein Wohnungsgesetz, das genau definiert, welchen Komfort und welche Sicherheitsstandards eine Wohnung bieten muss - auch in Einwanderervierteln.