Archiv


''Rent a cowboy”

Der gelbe Truck ist 12 Meter lang. Hier ist wirklich alles drin, was so ein Team für seine Arbeit braucht. Vom Stromaggregat über die kompletten Pferchanlagen bis hin zu Pferden und Hunden. Auch Peitschen und Lassos fehlen nicht beim so genannten Cowboyworking. "Kuhjunge" Harald Fedder zeigt einige Hilfsmittel:

William Vorsatz |
    Der Klauenstand ist mit einem Selbstfang-Headgate ausgerüstet. Wir warten jetzt, bis das Tier den Kopf durchsteckt. Wenn es mit der Schulter gegen das Headgate läuft, löst es oben die Verriegelung, und das Headgate fällt von selber zu, das Tier ist jetzt hier fest, jetzt wird das Tier angegurtet, die Beine hochgenommen, und dann kann die Klauenpflege beginnen.
    Die ausgeklügelte Anlage hilft genauso wie die speziell gezüchteten Arbeitstiere. Zwei Jahre hat Fedder gebraucht, um seiner Quarter-Horse-Stute die wichtigsten Grundlagen des Zusammentreibens beizubringen. Nur der einjährige Australien-Shepardrüde muss erst noch lernen, nicht in die Herde zu laufen, sondern die Tiere mit Abstand zu umkreisen und zu dirigieren. Für den stürmischen jungen Hund keine leichte Aufgabe.

    Mutterkühe sind besonders schwierig. Die mögen es überhaupt nicht, wenn ihr Kalb Ohrmarken bekommt oder abgesetzt wird. In den USA, dem Land mit Cowboytradition und großen Herden auf Riesenflächen, wird seit 200 Jahren auf gutes Benehmen gezüchtet. In Deutschland leider noch nicht, klagt das Cattle Drive Team. Zuhause ist das Duo in Friedrichsbrück in Hessen, so ziemlich in der Mitte Deutschlands. So kommt es gut zu den Kunden, die sich über ganz Deutschland verteilen:

    Wir fahren zu jedem, der uns bezahlt, egal wo. Zum Beispiel sind wir von unserem Standort in Nordhessen bis nach Bayreuth gefahren, um 20 Bullen zu kastrieren. Der Landwirt in der Nähe von Bayreuth hatte das Problem, mit seinem Hoftierarzt nicht die Tiere so fixiert zu bekommen, um mit ihnen arbeiten zu können. Und wir haben die notwendige Technik mitbringen können, um auch diese sehr flüchtigen panischen Tiere fixiert zu bekommen, um sie zu kastrieren.

    So brachten es die beiden einmal gar auf 40 kastrierte Bullen in einer Zehnstundenschicht. Da das Team im Truck übernachten kann, legt Fedder die Routen normalerweise so, dass sich mehrere Kunden die Anfahrtskosten teilen. Der Preis pro Arbeitsstunde und Person liegt bei 40 Euro. Darin sind sogar die Leistungen einer Tierärztin enthalten, die von Birgitt Frohmann nämlich, der zweiten Hälfte des Cattle Drive Teams:

    Wenn wir die Tiere durch die Pferchanlage treiben, legen wir in der Regel auch einen Wiegebogen ein, das hat den Vorteil, dass, wenn wir gleichzeitig entwurmen, wir auch das tatsächliche Gewicht der Tiere aktuell haben. Weil, in der Regel werden die Tiere Pi mal Daumen geschätzt und das Wurmmittel irgendwie da drauf geschüttet, d. h. die eine oder andere Kuh wird leichter geschätzt, d. h. sie kriegt zu wenig Wurmmittel drauf, es wird das Tier nicht entwurmt, und eventuell bilden sich auch Resistenzen durch die Applikation, oder es wird zuviel raufgegeben, was letztendlich der Umwelt schadet und dem Landwirt zusätzliche Kosten macht.

    Bislang betreuen die beiden 55 Herden mit einer Stärke von drei bis 250 Kühen. Zum Service gehören auch Koppelbau, Trächtigkeitsuntersuchungen, Treiben von Herden sowie das Einfangen einzelner Tiere. Immer mehr Landwirte geben diese Jobs in die professionellen Hände der hoch spezialisierten Dienstleister und minimieren so das eigene Risiko bei der täglichen Arbeit.