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Reportage
Ein Alkoholiker erzählt

Probleme im Job, im Privatleben, psychische Probleme oder ein mangelndes Selbstwertgefühl sind mögliche Auslöser für eine Alkoholsucht. Soziale Kontakte zerbrechen und der Teufelskreis tiefer hinein in die Sucht beginnt. Ein anonymer Alkoholiker berichtet über seine Suchterfahrungen, seinen Ausstieg, dem Tag, an dem er nichts mehr trinken konnte.

    Ein Mann trinkt aus einer Flasche Whisky.
    Alkoholismus beginnt schleichend und wird oft zu spät erkannt. Betroffene und Angehörige können sich in anonymen Selbsthilfegruppen Hilfe suchen. (picture alliance / ZB)
    "Also, mein erstes Bier überhaupt habe ich so mit 13, 14 getrunken, das sehe ich aber nicht als meinen Einstieg zu meinem Alkoholismus, der lag etwas später, der begann so mit 17, 18, mangelndes Selbstbewusstsein, sehr selbstkritisch, und sah es dann ein Stück weit als ein Gebot der Männlichkeit, abends ein Bier zu trinken, beim Rausgehen insbesondere Bier zu trinken, und aus diesem Anfänglichen, wenn ich jetzt eine Menge angebe, zwei Flaschen, drei Flaschen beim Rausgehen abends oder entsprechend in Gläser umgerechnet, entwickelte sich so über Jahresfrist ein tägliches Trinken."
    Umstieg auf "Hochprozentiges"
    "So mit 27, 28 bin dann aber auf Korn umgestiegen, weil mir der Alkoholgehalt im Bier nicht mehr reichte, ich merkte, ich brauchte mehr, musste dann entweder relativ viel Bier auf einmal trinken oder in relativ kurzer Zeit, vier Flaschen innerhalb von einer halben Stunde oder sowas trinken, habe dann aber gemerkt, wenn ich Korn im Colaglas zwei, drei Finger hoch trinke, dann hat das dieselbe Wirkung wie drei Flaschen Bier, und so bin ich dann auf Schnaps umgestiegen."
    Partnerschaften scheitern
    "Nach meiner ersten Entgiftung war ich dann noch sechs Wochen, acht Wochen trocken, dass ich bereits wieder einen Rückfall gebaut habe, und da wurde es dann auch über eine Jahresfrist betrachtet also dramatischer, also dass ich immer mehr Korn trinken musste, also wenn ich aus meiner Anfangszeit meiner Kornzeit, sage, bin ich mit einer Flasche zwei Tage hingekommen, so hat sich der Pegel auch da gesteigert, so dass ich nachher eine Flasche am Tag getrunken haben, anderthalb Flaschen am Tag, und da wurde es dann kritisch, im privaten Umfeld, dass sich meine damalige Partnerin von mir getrennt hat."
    Der Weg zur Selbsthilfegruppe - Ausstieg aus der Sucht
    "Den Ausstieg habe ich geschafft über die Anonymen Alkoholiker. Bei den anonymen Alkoholikern habe dann mal einen Freund gehört, der schon viele Jahre trocken war, und der sagte, meine Erfahrung mit den anonymen Alkoholkern ist, wer dauerhaft und regelmäßig kommt, für den kommt der Tag, da kann der nicht mehr trinken. Ich war ziemlich überrascht, ich denke, was erzählt der jetzt denn, es kommt der Tag, da kann man nicht mehr trinken, ich dachte, es kommt der Tag, da bist Du stark genug, die Flasche stehen zu lassen, und dann kannst Du die Zähne zusammenbeißen und mit einer Faust in der Tasche sagen, ich trinke heute nicht, also, ich hatte so das Nichttrinken als Kampfsituation gesehen, innerer Kampf, ich muss stark sein, ich muss Selbstdisziplin halten, und der sagte, eine, komm einfach regelmäßig hierhin und dauerhaft, dann kommt der Tag, dann kannst Du nicht mehr trinken. Ich kann es bis heute nicht erklären, aber für mich ist der Tag vor jetzt über sechs Jahren eingetreten."