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Reportage Endometriose

Häufig, oft unerträgliche Schmerzen: Frauen, die an Endometriose leiden, wissen oft jahrelang nichts von der Erkrankung.

Von Marieke Degen |
    "Dann in der Nacht habe ich so doll Krämpfe gekriegt, dass ich nicht mehr schlafen konnte, es haben auch keine Tabletten mehr geholfen, gar nichts, keine Wärmflasche, nix."

    "Also das sind für mich Wehen gewesen, die ich hatte und ich hatte immer das Gefühl, ich krieg jeden Monat ein Kind."

    Grit F. und Maren S. teilen das gleiche Schicksal. Sie leiden an Endometriose.

    "Dadurch, dass ich die Pille oft abgesetzt habe und angefangen habe, ist es entstanden. Weil dieses Absetzen, Anfangen, Absetzen, Anfangen oder mal vergessen oder so ist ganz schädlich."

    "Ich habs an der Blase, am Darm, an den Bändern, an der Gebärmutter, an den Eierstöcken."

    Die Folge: Krämpfe im ganzen Unterleib, in der Blase, im Darm. Während der Regel ist es am schlimmsten, aber bei vielen Frauen bleibt der Schmerz dauerhaft. An Sex ist nicht mehr zu denken.

    "Ich hatte einfach Angst, dass was kaputt gehen könnte, dass da vielleicht irgendwas platzen könnte, dass es so verwachsen ist, und dass das beim Sex kaputt gehen könnte."

    Bei Grit F. tauchen die Schmerzen kurz nach dem 13. Geburtstag auf. Immer wieder, Monat für Monat.

    "Ich wurde ständig von der Schule heimgeschickt, weil ich nicht mehr konnte, weil ich da nicht sitzen konnte vor Schmerzen."

    Heute ist sie 41 Jahre alt.

    "Als meine Oma und meine Mutter nicht mehr so genau wussten, was sie mit mir machen sollten, dann haben sie mich zum Frauenarzt geschickt, und dieser Arzt hatte mich untersucht und hat gesagt, es ist alles in Ordnung, das gehört halt zum Frausein dazu, und ich soll mich nicht so haben."

    Bauchschmerzen hab ich auch während der Regel, sagen die Freundinnen. Sie sind kerngesund, sagt der Frauenarzt. Machen Sie sich keine Sorgen.

    "Und von dem Moment an hatte ich mich nicht mehr so, aber ich glaub ich wollte auch keine Frau sein. Diese Schmerzen, die konnte ich einfach nicht annehmen."

    Ihre Endometriose wird eher zufällig entdeckt. Grit F. hat eine Zyste im Eierstock und lässt eine Bauchspiegelung machen.

    "Und der Arzt, der das gemacht hat, der hat dann zu mir gesagt: 'Dass Sie Bauchschmerzen haben, das glaub ich Ihnen'. Und das war im Prinzip der erste Arzt, der das zu mir gesagt hat, und das war so ne Erleichterung, ich hab da im Prinzip Rotz und Wasser geheult."

    Grit F. wird zweimal operiert, die Verwachsungen werden teilweise entfernt. Doch die Schmerzen bleiben. Auch Maren S. kommt in einer Nacht- und Nebelaktion ins Krankenhaus, Notoperation.

    "Das war auch hart an der Grenze. Paar Tage, dann hätte ich auch wahrscheinlich keine Kinder mehr kriegen können."

    Maren S. geht es heute wieder besser. Seit einem halben Jahr nimmt sie die Pille, durchgehend. Sie legt also nicht wie andere Frauen nach drei Wochen eine Pillenpause ein und bekommt deshalb auch keine Regel mehr.

    "Ist eine ungewohnte Situation. Manchmal möchte ich – ich möchte eigentlich schon diesen normalen Naturrhythmus haben. Durch so eine Krankheit geht es natürlich nicht."

    Auch Grit F. versucht es immer wieder mit der Pille, muss sie aber absetzen. Die Nebenwirkungen sind zu heftig. Sie nimmt starke Schmerzmittel, die ihren Magen ruinieren. Sie habe keine Kraft mehr, sagt sie. Und sich dafür entschieden, die Gebärmutter entfernen zu lassen.

    "Ich glaub nicht, dass dann auf einmal alles gut und schön ist, aber schon allein diese Regel nicht zu haben, das wär für mich ein Wunsch."

    Für Grit F. ist es der letzte Ausweg. Sie will endlich die Schmerzen loswerden, die seit fast 30 Jahren ihr Leben bestimmen.

    "Heutzutage wird das bei Frauen festgestellt, die sind Anfang 20, 25, – wo ich dann denke, schade, warum wurde das damals nicht bei mir festgestellt. Dann wär das Leben vielleicht auch anders verlaufen."