Archiv


Reportage Gedächtnistest

Vergesslichkeit im Alter, für viele ein normales Zeichen der nachlassenden Fähigkeiten. Doch viele haben Angst vor Demenz. Ein Test erlaubt detaillierte Auskunft über die kognitive Flexibilität und das logische Gedächtnis.

Von Martin Winkelheide |
    "Bevor wir damit anfangen, würde ich gerne noch etwas über Sie erfahren ... . "

    Anna M. ist 83 Jahre alt. Sie macht noch den Haushalt für sich und ihren Mann.
    Das klappe alles noch sehr gut, sagt sie. Seit einem halben Jahr aber vergesse sie immer wieder Dinge. Nachher fielen sie ihr wieder ein.
    Ihr Hausarzt habe sie hier hingeschickt, in die Gedächtnissprechstunde am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim.
    Anna M. gegenüber sitzt die Psychologin Carolin Knorr.

    "Die erste Aufgabe erfasst das inhaltlich logische Gedächtnis. Dafür wird die Geschichte vorgelesen, und die Patientin versucht, so genau wie möglich, so viel wie möglich davon zu erinnern und nachzuerzählen."

    ... und dann ist sie überfallen worden. Und sie hatte vier kleine Kinder, und die haben nichts zu essen gehabt.

    "Sie versuchen, sich auch diese Geschichte so gut wie möglich zu merken. "

    Carolin Knorr liest eine zweite Geschichte. Diesmal geht es um einen Fahrer, der einen Unfall hat mit seinem LKW - eine Achse ist gebrochen.

    "Hund, Katze, Maus, Pferd ... ... "

    Anna M. soll Tiernamen nennen. So viele wie möglich - in einer Minute.

    "Na ja, so über 16 wäre schon gut in einer Minute. Aber die Auswertung, die erfolgt je nach Bildungsniveau und Alter.

    Was ist das?

    Das ist ein Baum.

    Carolin Knorr:
    "Das ist der "Boston naming test". Da geht es um das Benennen gezeichneter Objekte. "

    Anna M.:
    "Das ist eine Pfeife ... .. Eine Blume ... ... Ein Haus. "

    Carolin Knorr:
    "Und jetzt erscheinen auf diesem Blöckchen einzelne Worte. Zehn Worte nacheinander ... .."
    Die Patientin versucht, die Worte laut vorzulesen und sie sich dabei so gut wie möglich zu merken. Im Anschluss an die zehn Worte hat sie eineinhalb Minuten Zeit, zu erinnern, was ihr noch einfällt. Dabei interessiert mich, wie viele Worte erinnert werden, es interessiert mich, ob es einen Lernzuwachs über die drei Durchgänge gibt, also idealer Weise sollte man sich jedes Mal ein bisschen mehr merken können.

    Anna M.:
    " ... . ich weiß nicht mehr. Ich weiß schon, aber ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. "

    Anna M. soll geometrische Figuren nachzeichnen.
    Ein Kreis. eine Raute, zwei übereinandergelegte Vierecke, einen Würfel.

    Carolin Knorr:
    "Als nächstes bekommt die Patientin 20 Worte gezeigt, wovon zehn die Worte sind, die sie gelernt hat und zehn sind andere Worte, die sie nicht gesehen hat. Und da ist die Frage, ob sie die gesehenen korrekt wiedererkennt, und auch die nicht gesehenen auch korrekt als nicht gesehene identifiziert. "

    Der Uhr-Zeichen-Test. Dabei geht es darum, das komplette Zifferblatt einer Uhr einzuzeichnen mit allen Zahlen, die dazu gehören und da auch die Uhrzeit "zehn nach elf".

    Anna M.:
    "Das kann ich wieder. "

    Carolin Knorr:
    "Als nächstes kommt der "Trail making test A". Das ist ein Test, der erfasst die Arbeitsgeschwindigkeit: Wie schnell bin ich in der Lage, die Zahlen der Reihenfolge nach zu verbinden mit einer Linie?
    Und der "Trail making test B", der erfasst kognitive Flexibilität, geteilte Aufmerksamkeit. Das ist eine Fähigkeit, die bei Demenzen oft schon sehr früh eingeschränkt ist. Also Zahlen und Buchstaben abwechselnd der Reihenfolge nach miteinander verbinden. 1-A, 2-B, 3-C ... "

    Anna M.:
    "Ich muss das ein paar Mal hören. Ein Märchen oder so, was ist. Dann kann ich das auch. Seit einem halben Jahr ist das bei mir irgendwie ein wenig fort. Aber vorher habe ich das auch alles gekonnt.