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Reportage: Gürtelrose

Visite einer Patientin mit Gürtelrose an der Berliner Charité.

Von William Vorsatz |
    " Gut, Frau Endruhn, ich schau mir das Ganze mal an, guck mal an den Kopf, okay, da sieht man schon, dass es überall so rote Stellen sind, mit kleinen Bläschen, am sonstigen Körper müssen wir noch mal schauen. Da ist nichts, nein. "


    Visite in der Hautklinik der Berliner Charité. Die Dermatologin Martina Ulrich untersucht Waltraut Endruhn:

    " Man sieht bei der Patientin streng einseitig auf der linken Seite im Bereich der Stirn, des Auges und auf der Kopfhaut so kleine Bläschen, die so auf gerötetem Grund wieder sind. Das ist immer das typische Zeichen einer Herpesinfektion. Was auffällig war, dass das Auge betroffen war, also das Augenlied auch geschwollen etwas am Anfang, und dass sie auch diese Schmerzen beschrieb, die dort in diesem Bereich sind. Die so ein bisschen sind wie Messerstiche, die immer wieder einschießen. "

    Im Moment liegen vier Patienten mit einer Gürtelrose in der Berliner Charité. Waltraut Endruhn ist eine davon. Vor einer Woche fing alles an:

    " Ich hab es eigentlich ganz locker genommen. Ich hab hier oben an der Stirn so ein paar Pickelchen gekriegt, und hab so gedacht, in der Pubertät hattest du keine Pickel, dann kriegst du sie im Alter. Na ja, und den nächsten Tag, morgens beim Waschen, denk ich, nanu, ist ja mehr geworden. Dann war es nachher schon so, die Pickel waren bis zur Augenbraue, und dann die Nacht über ging es dann aufs Auge. "

    Das linke Ohr tat ihr ebenfalls weh. Sie überlegte noch, ob sie zum Arzt sollte. Zwei Tage später war es so schlimm, dass sie zum Notarzt musste. Der schickte sie weiter zur Hautklinik der Charité:

    " Ich bin hier her gekommen und hab gedacht, na gut, dann krieg ich hier ein paar Medikamente, und dann gehe ich eben wieder nach Hause. Dann sagte man mir, es ist besser, wenn ich hier bleibe. Und da ich seit 41 Jahren nicht im Krankenhaus war, war ich natürlich sehr geschockt. "

    Die Ärzte verordneten ihr sofort dreimal täglich Infusionen, um die Herpesviren in Schach zu halten. Dazu Schmerzmittel und eine antibiotische Salbe, um das Auge zu schützen. Denn die Hornhaut des Augapfels kann sonst Vernarben und schlimmstenfalls bis zur Erblindung führen:

    " Es ist ganz wichtig, diese Herpes-zoster-Infektion im Gesichtsbereich zu behandeln, auch besonders, weil das Auge betroffen sein kann, und auch, weil später diese Neuralgien bleiben können. Neuralgien sind Schmerzen der Nerven, das heißt, wenn man den Virus nicht bekämpft, und kein Schmerzmittel gibt, dann kann es sein, dass die Schmerzen immer bleiben. "

    Das muss die Patientin Waltraut Endruhn jedoch nicht befürchten. Sie ist noch rechtzeitig behandelt worden:

    " Wenn wir jetzt mal so schauen, Frau Endruhn, das ist ja schon viel besser geworden. Nicht? Die Bläschen sind alle weg, eingetrocknet, ihr Auge ist nicht mehr geschwollen, nicht? Der Augenarzt hat ja auch gesagt, da ist alles in Ordnung, mit dem Auge, das haben wir ja gecheckt. Schmerzen sind jetzt gut, ich denke, dass Sie dann Ende dieser Woche, Anfang nächster Woche, auch nach Hause können. "