Montag, 29. April 2024

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Reportage: Harnweginfektionen bei Kindern

An Harnwegsinfektionen leiden vor allem erwachsene Frauen. Seltener betroffen sind Säuglinge und Kinder, doch auch sie finden – natürlich in Begleitung ihrer Eltern – im Fall der Fälle den Weg zum Kinderarzt oder in eine Urologische Fachpraxis.

Von Mirko Smiljanic | 03.04.2012
    Da sitzt das Mädchen neben seiner Mutter, schaut etwas unglücklich drein – wer geht schon gerne zur Ärztin, und dann noch mit diesen Symptomen ...

    "Also, ich habe eine Tochter, die ist sechs Jahr alt, und sie klagt häufiger über Bauchschmerzen, der Urin riecht teilweise sehr streng."

    ... außerdem müsse sie ständig zu Toilette ...

    "Und ist Ihnen denn aufgefallen, dass die Hose vielleicht wieder feucht geworden ist oder dass sie wieder ins Bett gemacht hat?"

    Fragt Dr. Christina Grund, Fachärztin für Urologie in Köln.

    "Also, es kam des Öfteren vor, dass sie nachts wieder ins Bett gemacht hat."

    Was für die Urologin ein deutlicher Hinweis ist, dass die Sechsjährige an einer Harnwegsinfektion leidet. Als Ursache kommen in der Regel zwei Auslöser in Betracht. Einmal, …

    "... dass Kinder sich nicht richtig hinsetzen beim Wasserlassen und den Beckenboden entspannen, bei manchen Kindern merkt man das daran, dass sie beim Wasserlassen die Blase nicht richtig entleeren und damit die Anfälligkeit für Blasenentzündungen vorhanden ist."
    Außerdem – das ist die zweite häufige Ursache von Harnwegsinfektionen bei Kindern – finden die Keime über Schmierinfektionen den Weg in die Harnröhre. Die Behandlung bei Kindern unterscheidet sich nur unwesentlich von der bei Erwachsenen. Unbedingt erforderlich ist ein Antibiotikum, Alternativen gebe es nicht, sagt Dr. Christina Grund, alles andere sei verschwendete Zeit und mitunter auch gefährlich.

    "Das Kind wird nicht trocken, das ist das Harmloseste vielleicht, aber diese Bakterien können natürlich auch in die Nieren aufsteigen und zu einer fieberhaften, das heißt, komplizierten Harnwegsinfektion werden, damit hat man dann die mögliche Narbenbildung an den Nieren."

    Was zu einem partiellen Funktionsverlust der Niere führen kann. Und wie können Eltern ihre Kinder vor Harnweginfekten schützen? Indem ihre Kleinen viel trinken, was aber nicht immer ausreicht.

    "Die Eltern müssen noch einmal darauf hingewiesen werden, dass sie die Toilettenhygiene erklären und auch kontrollieren, weil, mit dem Erklären ist das ja alleine nicht getan. In der Regel braucht man eine Toilettenerhöhung, das heißt, dass die Füße erhöht werden, damit die Kinder wirklich entspannt beim Wasserlassen sitzen, die Kinder müssen sich Zeit lassen beim Wasserlassen."

    Wenn auch das nicht hilft, gibt es noch spezielle Trainingsmethoden, sogenannte Biofeedback-Geräte, mit denen die Kinder spielerisch den Unterschied zwischen "Anspannen" und "Entspannen" lernen. Nur wenn sie sich richtig entspannen, können sie die Blase restlos leeren.

    "Seit wir dieses Biofeedback angewandt haben, ist es mit den Blasenentzündungen besser geworden."