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Reportage Juckreiz

Dem Juckreiz auf der Spur, das ist man beispielsweise in der Juckreiz-Ambulanz der an der Universitäts-Hautklinik Münster.

Von Renate Rutta |
    "Guten Tag, Herr Dagoje, seit wann haben Sie Beschwerden, seit wann besteht der Juckreiz?"

    Dienstagvormittag, Juckreizambulanz an der Universitäts-Hautklinik Münster.

    "Circa ein halbes Jahr.

    Ein halbes Jahr und wo überall am Körper?

    Kann man sagen überall, überall, also Kopf, Arme, Beine – bis Zehe unten"

    Hautärztin Dr. Quan Phan fragt Victor Dagoje, wie es bei ihm mit dem Juckreiz angefangen hat.

    "Ist der Juckreiz jeden Tag dagewesen bei Ihnen oder nicht jeden Tag?

    Jeden Tag, aber nachmittags schlimmer und abends auch.

    Attackenartig?

    Attackenartig, ja!

    Und war es nur ein Jucken oder ist da auch ein Kribbeln, Stechen?

    Jucken und Brennen auf der Stelle."

    Wie stark ist der Juckreiz, fragt die Hautärztin dann.

    "Auf einer Skala von 0 bis 10 , 0 ist kein Juckreiz, 10 der stärkste für Sie vorstellbare, wie stark ist dieser Juckreiz?

    Zuletzt war es kurz vor 10.

    Gibt es Faktoren, die den Juckreiz besser oder schlechter machen, Kälte, Wärme, Druck?

    Kälte hat besser gepasst als Wärme.

    Dann zeigen Sie mir doch mal die Haut bitte, machen Sie mal den Oberkörper frei. Sehr gut, dann schau ich mir erst mal Ihre Arme an. Also wir sehen ein paar vereinzelte Kratzexkuriationen, die sehen wir auch auf dem Rücken, dann haben Sie vereinzelte Altersflecken aber das ist normal."

    Victor Dagoje wird nun eine Woche lang in der Klinik weiter untersucht, um die Ursachen für seinen Juckreiz herauszufinden. Der nächste Patient hat die verschiedenen Untersuchungen bereits hinter sich. Er soll morgen entlassen werden.

    "Gut Herr Pak, Sie waren ja eine Woche bei uns gewesen. Da haben wir einmal das Blut untersucht, das Blutbild auf Leberwerte, Nierenwerte. Das war unauffällig bei Ihnen. Dann haben wir einen Ultraschall gemacht von den Bauchorganen, ein Röntgenbild vom Brustkorb. Das war auch unauffällig. Dann haben wir geschaut, ob Sie vielleicht eine Nahrungsmittelunverträglichkeit haben, sowas wie Laktose-, Fruktose-, Sorbitintoleranz. Da war der Sorbitatemtest positiv gewesen. Sie haben eine Sorbitintoleranz, haben auch eine Ernährungsberatung erhalten. Solche Dinge können auch eine Rolle beim chronischen Juckreiz spielen."

    Dr. Quan Phan empfiehlt nun, für vier bis sechs Wochen eine sorbitfreie Diät einzuhalten, um herauszufinden, ob sich der Juckreiz dann bessert.


    "Bei der Ernährungsberatung hat man mir aufgezeigt, welche Lebensmittel da betroffen sind, welche ich auslassen sollte. Das ist bei der Sorbitunverträglichkeit noch recht überschaubar, das betrifft Kernobst, das betrifft Zuckeraustauschstoffe, es betrifft ne Reihe von Bonbons, Schokolade. Aber alles Sachen, ohne die man gut zurechtkommen kann. Kaugummi fällt auch da drunter. Darauf zu verzichten geht im Alltag, ist recht unproblematisch."

    Danach, so Dr. Phan, kann Herr Pak probeweise wieder Kernobst essen.

    "Falls der Juckreiz dann schlechter werden sollte, kann es sein, dass das die Ursache Ihres Juckreizes ist.

    Wenn ich jetzt ein Kilo Äpfel essen würde, müsste es dann sofort jucken oder wann kommen solche Reaktionen in der Regel?

    Also das ist unterschiedlich. Manche Patienten berichten, dass sie es relativ zügig danach haben, jetzt nicht in Sekunden aber schon am selben Tag. Manche sagen, dass sie dann am nächsten Tag verstärkten Juckreiz haben. Aber wenn Sie erst nächste Woche wieder Juckreiz haben, dann gibt es keinen zeitlichen Zusammenhang."