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Reportage
Reiseimpfung im Outdoor-Laden

Das Geschäftsmodell liegt auf der Hand: Erst den Rucksack kaufen, anschließend sich gegen Tollwut impfen lassen. Auch in Outdoor-Geschäften gibt es immer wieder reisemedizinische Beratungsstellen. Für viele eine praktische Einrichtung, wie die steigenden Kundenzahlen zeigen.

Von Mirko Smiljanic | 05.05.2015
    Eine Patientin wird in der Praxis eines Hausarztes (r) vor einer Reise ins Ausland von der Sprechstundenhilfe geimpft.
    Reisemedizin ist eine typische IGel-Leistung (Individuelle Gesundheitsleistung), die der Patient selbst zu bezahlen hat. (picture alliance / dpaweb / Klaus Rose)
    Köln, ein großer Outdoor-Laden. Rucksäcke und Wanderschuhe, Reiseklamotten und Klappmesser, Zelte und Anti-Mücken-Spray - hier lassen sich Reisen bis ins Detail vorbereit - sei es nun der Dreiwochen-Pauschalurlaub auf Teneriffa oder die Dreimonate-Backpacker-Tour durch Lateinamerika. Inklusive der reisemedizinischen Beratung, die etwas abseits im zweiten Stock untergebracht ist. Die Kunden - Patient passt in dieser konsequent auf Abenteuerurlaub getrimmten Umgebung nicht so recht - die Kunden sitzen auf bequemen Sesseln und füllen schon mal blaue Beratungsbögen aus.
    "Ja, in einem Monat geht es los, nach Marokko", erzählt eine junge Frau, die ihre erste Rucksacktour plant. Das Beratungsgespräch hat sie schon hinter sich, heute bekommt sie die letzte Tollwut-Impfung - die übrigens nicht jeder Marokko-Reisende braucht.
    "Also, es kommt darauf an, was man dort vorhat, wenn man nur in den großen Touristenstädten bleibt, dann braucht man glaube ich keine zusätzliche Impfung, aber wenn man vorhat eine Backpacking-Tour zu machen wie ich, dann braucht man einige Impfungen, wie Hepatitis A und B, Tollwut oder Cholera und noch ein paar andere."
    Ein paar Impfungen haben auch Mutter und Tochter hinter sich, die eine Tour nach Tansania planen. "Was haben wir gemacht, Meningitis, Hepatitis, Malaria, Gelbfieber muss man machen, sonst kommt man nicht ins Land, und Tollwut."
    Der Besuch bei der Reisemedizinerin im Outdoor-Laden sei ausgesprochen praktisch, schwärmt sie, rein - raus, das war's. Wobei das mit dem "rein - raus" natürlich so nicht stimmt, sagt die verantwortliche Ärztin, Beratung braucht Zeit, zumal manche Kunden eher ahnungslos in die Kölner Outdoor-Außenstelle des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin stolpern und der Medizinerin mit strahlenden Augen erzählen, sie möchten mit dem Rucksack durch Südindien wandern.
    "Dann sage erst mal, schön, freu ich mich für Sie, wann geht's denn los? Weil, wenn wir wissen, wann es losgeht, dann können wir auch ein bisschen abschätzen, hat man noch Zeit? Wieviel Zeit hat man, um, wenn Impfungen anstehen, die durchzuführen? Dann schauen wir uns noch mal genau an, was haben die vor, wie lange sind sie unterwegs, wie kommen sie unter, ist ein Backpacker, wie in dem Fall, dann ist das individuelle Reiserisiko natürlich auch höher und dementsprechend auch die Empfehlungen."
    Bei Bedarf werden sofort erste Impfungen vorgenommen, was aber voraussetzt, dass die Kunden ihren Impfpass mitgebracht haben. Wer ihn nicht hat, muss leider wiederkommen, dann aber kann es losgehen.
    "Wir haben alles im Kühlschrank drin, es gibt praktisch nichts, was wir nicht impfen können. Alles was wir beraten an Reiseimpfungen, haben wir auch im Kühlschrank vorrätig da, sodass, wenn die Reisenden das wünschen, vor allem wenn die Zeit knapp ist, sodass wir direkt anfangen zu impfen, wenn die Leute das wünschen."
    Die Kunden müssen nicht zur Apotheke laufen und Impfampullen abholen. Reisemedizin betrachten sie als Serviceleistung rund um den nächsten Urlaub, vergleichbar mit dem Abschluss einer Reiserücktrittsversicherung. Ein Angebot, das immer mehr Reisende nutzen, die Kundenzahlen wiesen steil nach oben. Bei so viel Arbeit ist natürlich auch die Ärztin mal urlaubsreif: Wann geht's los und wohin? Vor allem: Ist der Impfstatut okay?
    "Am Samstag geht es los, nach Panama, ich bin komplett durchgeimpft, hab alles gemacht schon."