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Reportage
Schwindel

Schwindel kann viele Ursachen haben. So kann der Schwindel auch Symptom für einen Schlaganfall sein. Die Patienten leiden weder unter den typischen Lähmungen oder Sprechstörungen, dafür dreht sich in ihrem Kopf alles.

Von Mirko Smiljanic | 27.01.2015
    Eine Frau hält den Kopf in den Händen.
    Schwindel kann ein Hinweis auf einen Schlaganfall sein. (imago / Science Photo Library)
    Marienkrankenhaus Bergisch Gladbach, Klinik für Neurologie. Chefarzt Professor Thomas Els sitzt neben dem Bett eines seiner Patienten. Wirklich krank wirkt der 75-Jährige nicht, eher wie ein rüstiger Herr kurz vor der Entlassung. Zehn Tage zuvor sah das aber ganz anders aus. Alles begann mittags beim Essen.
    "Ich wurde zu Tisch gerufen, setzte mich hin, meine Frau geht in die Küche. Und als die mit dem Teller reinkam und stellte den vor mich hin, ich nahm mein Besteck, will anfangen. Um Gottes willen, was ist mit mir los, ich klappe zusammen, das dreht sich alles."
    Der 75-Jährige erleidet eine so heftige Schwindelattacke, dass er vornüber auf den Tisch stürzt, seine Beine versagen ihren Dienst, aus eigner Kraft kann er sich nicht mehr halten.
    "Und da ist meine Frau schnell gekommen, hat mich gestützt. Ich drohte den Tisch runterzurutschen, ich stöhnte dauernd und versuchte, mich irgendwo zu halten, hatte dann nur noch einen Halt bei meiner Frau. Mit der anderen Hand griff die zum Telefon und rief den Notarzt an."
    Akuter Schwindel kann Hinweis auf Schlaganfall sein
    Der brachte den Patienten umgehend in die neurologische Klinik mit dem Hinweis "Akuter Schwindel".
    "Er hatte sonst keine weiteren Symptome außer der Schwindelsymptomatik, als er zu uns kam. Es ist aber ein ganz akuter Schwindel gewesen, sodass wir die ganze Differentialdiagostik des Schwindels natürlich in Betracht zogen."
    Professor Thomas Els hatte aber sofort etwas im Blick, was kaum jemand mit Schwindel in Zusammenhang bringt: einen Schlaganfall:
    "Da zeigte er in den sogenannten Zeigeuntersuchungen, wo er den Finger auf die Nase führen muss bei geschlossenen Augen, dass da eine Unsicherheit war, was dann darauf hindeutete, dass ein Schlaganfall im Kleinhirnbereich vorhanden war, was sich dann auch in der Bildgebung entsprechend bestätigte."
    Weder Lähmungen oder Sprechstörungen
    Der Patient litt weder unter Lähmungen oder Sprechstörungen, ihm war einfach nur schwindelig. Jetzt zahlte sich die geistesgegenwärtige Reaktion der Ehefrau aus, die ihren Mann sofort ins Krankenhaus brachte: Bei Schlaganfällen zählt jede Minute. Als die Diagnose bestätigt war, begann Thomas Els sofort eine Behandlung mit durchblutungsfördernden Mitteln:
    "Dass dieses Areal natürlich möglichst wieder mit Blut versorgt wird. Im Weiteren suchen wir jetzt nach der Ursache, woher kam es, dass dort ein Gefäß verstopft war."
    Glücklicherweise hatte der Patient einen vergleichsweise kleinen Schlaganfall erlitten, was sich auch darin zeigte, dass seine Schwindelattacken rasch verschwanden:
    "Jetzt habe ich keinen mehr gehabt, in letzter Zeit nicht mehr."
    "Wenn ein größerer Schlaganfall im Kleinhirnbereich vorhanden ist, kann diese Schwindelsymptomatik deutlich länger bleiben, dass muss dann trainiert werden, bis das wieder verschwindet."
    Professor Thomas Els rät: Unklare heftige Schwindelattacken sollte möglichst sofort ein Neurologe untersuchen – dahinter könnte sich ein Schlaganfall verbergen.