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"Reporter ohne Grenzen"
Wo es mit der Pressefreiheit bergauf geht

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" zeigt in ihrem aktuellen Ranking, dass sich die Lage für Journalisten in vielen Ländern verschlechtert hat. Auf der Liste finden sich aber auch einige positive Überraschungen. Besonders mehrere afrikanische Länder machen Hoffnung.

Von Christoph Sterz | 18.04.2019
    Ein Schild weist auf einen Fahrstuhl zum Pressezentrum im Stade Louis II in Monaco hin, aufgenommen am 20.11.2017. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/ZB | Verwendung weltweit
    In einigen Ländern ging es für die Pressefreiheit in den vergangenen Monaten deutlich nach oben (dpa-Zentralbild)
    Auf der heute veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit stehen auf den ersten Plätzen die üblichen Verdächtigen: Norwegen, Finnland, Schweden und die Niederlande. Die größten Überraschungen gibt es dagegen weiter hinten, zum Beispiel auf Platz 36: Dort hat "Reporter ohne Grenzen" den westafrikanischen Staat Burkina Faso einsortiert. Damit liegt Burkina Faso noch vor Staaten wie Tschechien, Südkorea, Italien oder den USA.
    Die Nichtregierungsorganisation bezeichnet die Entwicklung in dem Land als "Erfolgsgeschichte". Burkina Faso habe inzwischen eine dynamische und diverse Medienlandschaft. Außerdem gebe es zum Beispiel Fortschritte in der juristischen Aufarbeitung des Mords am Journalisten Norbert Zongo.
    Äthiopien mit "spektakulären Fortschritten"
    Der größte Aufsteiger der diesjährigen Rangliste liegt ebenfalls auf dem afrikanischen Kontinent: Äthiopien hat innerhalb eines Jahres 40 Plätze gut gemacht und befindet sich aktuell auf dem 110. Platz.
    Das ostafrikanische Land mache "spektakuläre Fortschritte", seit der neue Regierungschef Abiy Ahmed Ali inhaftierte Journalisten und Blogger freigelassen habe. Damit habe sich zum ersten Mal seit über zehn Jahren kein Berichterstatter mehr im Gefängnis befunden. Außerdem seien inzwischen wieder über 200 News-Seiten und Blogs erreichbar, deren Zugang vorher jahrelang blockiert worden war.
    Öffentliche Kritik wieder möglich
    Der frühere Vize-Chef der äthiopischen Zeitung "Addis Zemen", Muluneh Tolesa, hatte vor einigen Wochen im Gespräch mit @mediasres gesagt, dass inzwischen "selbst die Regierungsmedien Kritik üben". Wenn etwas falsch laufe, "dann ist niemand davon ausgenommen, auch nicht der Premierminister selbst".
    Eine ähnliche positive Entwicklung wird Gambia attestiert. Dort sind laut "Reporter ohne Grenzen" nach einem Regierungswechsel ebenfalls viele inhaftierte Medienschaffende freigelassen worden. Der gambische Staat habe nun außerdem kein Medienmonopol mehr, weil es inzwischen mehrere private Radio- und Fernsehsender gebe. Gambia hat sich deshalb auf der Liste von "Reporter ohne Grenzen" innerhalb von zwei Jahren um mehr als 50 Plätze verbessert und liegt aktuell auf Rang 92.
    Regierungswechsel können Öffnung bringen
    Aber auch außerhalb von Afrika gibt es in Sachen Meinungsfreiheit Positives zu vermelden: Laut der Nichtregierungsorganisation sind auch Malaysia und die Malediven ein Beispiel dafür, "wie schnell sich ein Wechsel der politischen Führung positiv auf die Pressefreiheit auswirken kann".
    In Malaysia sei erstmals überhaupt öffentliche Kritik an der Regierung möglich, während auf den Malediven ein "drakonisches Verleumdungsgesetz" abgeschafft worden sei.
    Deutschland hat sich in der Rangliste übrigens ebenfalls nach vorne geschoben. Die Verbesserung um zwei Positionen auf Platz 13 geht allerdings laut "Reporter ohne Grenzen" darauf zurück, dass sich andere Länder verschlechtert haben. Die Situation in Deutschland habe sich ebenfalls geringfügig verschlechtert.