
Die Korsage. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Die Rückenansicht einer Frau. Sie lehnt an einem Bord. Trägt nur ein Korsett, dessen Bänder ein wenig gelöst sind. Der Kopf leicht gewendet, die Arme erhoben und vor dem Körper verschränkt, sie scheint ihren Kopf darauf ausruhen zu wollen.
"Ich kannte einige Aufnahmen. Also es ist ja eher so, dass man die Bilder kennt und dann, ach so, das war ja HP Horst."
Genau so. Alain Bieber, künstlerischer Leiter des NRW Forums Düsseldorf.
"HP Horst war einfach einer der ganz großen Ikonen der Modefotografie. Er hat unheimlich viele Vogue Cover gemacht, und sehr, sehr interessant, weil er eben durch verschiedene Epochen gegangen ist, inspiriert vom Bauhaus, inspiriert vom Surrealismus, Auftragsarbeiten gemacht eben für die Magazine aber auch sehr viele künstlerische Projekte, die hier zum ersten Mal zu sehen sind."
Vier Jahre brauchte die Kuratorin, um alles zu sichten
Als HP Horst in den 1930 Jahren anfängt zu fotografieren, gibt es noch nicht mal Belichtungsmesser. Er ist in Paris gestrandet, arbeitet als Assistent bei dem Architekten Le Corbusier, doch der hat zu wenig Arbeit für ihn.
"Ich hatte Glück. Der Art Director der amerikanische Vogue war in Paris, wir aßen zusammen mit Freunden und er meinte: Warum versuchst du es nicht mit Fotografie? Ich sagte: Ich weiß nichts über Kameras, ich habe nie ein Foto gemacht, ich habe nie in meinem Leben eine elegante Frau gesehen, weiß nichts über Kleidung, über Mode, nichts. Er meinte: Du machst das."
Und ab da tut er es. 60 lange Jahre.
"Because Horst has such a long carrier and never seemed to take a day off work, we could have made 10 exhibitions."
Susanna Brown, die Kuratorin der Ausstellung in Düsseldorf. Vier Jahre brauchte sie um all das Material zu sichten, zu ordnen und thematisch zusammenzufassen.
"I was really amazed to discover works by Horst that I’d never seen before."
Unbekannt: Seine Studien zur Natur, seine Stillleben, seine männlichen Aktaufnahmen, die in Besitz von Sir Elton John sind. Oder seine Reiseaufnahmen.
Jeder wollte von ihm fotografiert werden
Persepolis, Isfahan, Iran. Dokumentarische Aufnahmen, getaucht in Schwarz Weiß. Wandreliefs und Paläste. Ein Mädchen mit Schafen in einem Zelt, ein junger Turkmene in der Steppe, im Hintergrund Kamele. Bilder, die aussehen, als hätte sie ein anderer, als der berühmte Vogue Fotograf, gemacht.
Marlene Dietrich, Salvador Dalí, Coco Chanel, Rita Hayworth. In den 1940er-Jahren wird HP Horst zu dem Porträtfotografen der Stars und Sternchen, aber auch der US-Präsidenten. Jeder und jede will von ihm fotografiert werden. Weil er genau ist, weil er sich Zeit nimmt und sich einlässt auf die Menschen.
"Ich liebe Menschen, ich liebe es Menschen zu fotografieren, ihnen nahe zu kommen, ihren Qualitäten. Das interessiert mich sehr. Das interessiert mich am meisten."
Nichts überlässt HP Horst in seiner Arbeit dem Zufall. Davon erzählen seine Skizzenbücher. Bevor er das erste Bild aufnimmt, probiert er es mit dem Zeichenstift aus, macht Entwürfe, entwirft Posen, spielt herum, bis er genau weiß, was er will.
Er machte seine Bilder vorher im Kopf, erzählt Kuratorin Susanna Brown. Und schwärmt von dem Meister des Lichts, der manchmal zwei Tage damit verbrachte nur Licht zu machen, bevor er mit den Aufnahmen begann. Das macht seine Bilder unverwechselbar und museumsreif. Fühlte auch er sich als Künstler?
"Jeder hat mich das gefragt - aber das ist mir wirklich egal, aber es ist ein Gespür, ein Gefühl für Kunst, das man haben muss."
HP Horst hatte dieses Gefühl. Jetzt zu entdecken in den mehr als 250 Fotos, im NRW-Forum Düsseldorf.