Noch vor kurzem wurde in den Hallen des Hamburger Bahnhofs die Auswahl für den Preis der Neuen Nationalgalerie präsentiert, und mit schöner Regelmäßigkeit lassen die Staatlichen Museen darauf Ausstellungen von Künstlern folgen, deren Werk man viel eher einmal mit diesem höchstdotierten deutschen Kunstpreis bedacht sehen möchte. Vielleicht ist es ja ein Nachteil, dass Ulrike Grossarths Arbeiten nicht schrill oder kettenrasselnd im trendigen Fetisch-Outlook daherkommen, sondern zurückhaltend, fast grazil in all ihrer Radikalität, von eher poetischer Raffinesse. Exemplarisch eines ihrer jüngsten Werke, die stille Videoinstallation "16 Moving Things". Auf einer großen Leinwand sieht man drei Gestalten in bunten, archaischen Fantasiegewändern majestätisch nebeneinander sitzen, Grossarth bezeichnet die drei als "Königsfiguren". Das einzige, was sie bewegen, sind ihre Hände, in denen sie lange Stäbe halten, und mit diesen wiederum tasten sie über eine glatte weiße Bodenfläche, auf der sechzehn bunte Gegenstände liegen. Die Bewegungen haben etwas Meditatives, wirken nicht unbedingt gezielt, eher gleichmütig, die ganze Szenerie wirkt geradezu entrückt. Die Künstlerin betont selbst, man solle gewissermaßen auch die leeren Flächen zwischen den Dingen spüren können, nicht allein jene Momente, wenn einer der Stäbe einen Gegenstand verschiebt.
Fast ist es minimalistisches Theater, das Grossarth hier mit beckettscher Lakonie inszeniert. Hinzu kommt , gewissermaßen als auratisierende Dreingabe, dass der Betrachter räumlich auf Distanz gehalten wird und das Video nur durch kleine Löcher in einer Wand betrachten kann, durch die er in einen großen leeren Saal blickt, in der das Video einsam auf einer Projektionsfläche läuft.
Zuweilen soll in Grossarths Arbeiten aber auch der Betrachter selbst die Hauptrolle übernehmen; dann stellt die Künstlerin gleichsam nur die Bühne und die Requisiten zur Verfügung, und das Publikum sieht sich unversehens als Teil der Installation. So in ihrer vielleicht bislang berühmtesten Arbeit, der Rauminstallation "Bau I", die 1997 auf der documenta X in Kassel Premiere hatte. Auf neun schlichten, im Raum verteilten Tischen hat Grossarth verschiedene Alltagsdinge zu kleinen Assemblagen zusammengestellt, die sie mit verschiedenen Lichtquellen erleuchtet. Nicht von ungefähr verwendet sie dabei auch Diaprojektoren oder auch antiquierte selbstleuchtende Bildschirme, die in dem abgedunkelten Raum nicht nur eine geheimnisvoll kühle Atmosphäre erzeugen, sondern auch gleitende Schatten des Publikums an die Wände werfen. Nie weiß man, woher die Silhouette gerade stammt, die man von sich selbst an der Wand sieht. Grossarth spricht hierbei von "Faszinationsspendern", und sie meint damit sowohl das Spiel der Schatten als auch der herrenlosen Gegenstände auf den Tischen, deren Herkunft immer ein wenig unklar ist wie diejenige mythischer Objekte.
Bei alldem ist zu spüren, dass die 1952 in Oberhausen geborene Künstlerin ursprünglich von einer tänzerischen Ausbildung herkommt. Seit achtzehn Jahren jedoch setzt sie sich intensiv mit plastischen und bildnerischen Formen aller Art auseinander, sie nutzt neben Installationen und Videos auch Fotografie, Zeichnung und Collagen und durchforstet dabei immer wieder das kunstgeschichtliche Erbe auf einer beständigen Suche nach der für ihr eigenes Werk bestimmenden Linie. Marcel Duchamp, René Magritte und den Fluxus-Künstler Marcel Broodthaers bezeichnet sie als ihre künstlerischen "Väter", denen sie hier in Berlin ein eigenes imaginäres Museum errichtet hat. Für eine Kunst der poetischen Moderne also, die sich gerade nicht in Fortschrittsparolen und dem modischen Zwang nach permanenter Erneuerung ergeht. Behutsam versucht sie, den künstlerischen Blick von den Tagesaktualitäten zu lösen, die Fragen nach Herkunft und Geschichte aus ihren eingefahrenen Beurteilungszusammenhängen herauszubrechen. So auch bei einem Projekt in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, bei dem sie Gesten, Kleidungsstücke oder Körerhaltungen untersuchte, in denen man als Besucher dieses Ortes eben nicht auftauchen soll. Beispielsweise in grellen Farben, mit lauter Stimme oder ausladenden Bewegungen. Vorsichtig nähert sich Grossarth so immer wieder den eingeübten kulturellen Praktiken und Traditionen, die wir geistig und körperlich schon unbewußt ausführen.
Es gehört zur inneren Konsequenz dieser Arbeiten, dass sie sich gerade nicht für die großen Schlagzeilen eigenen. Gerade das aber macht die Ausstellung und Grossarths künstlerisches Anliegen zu einem Zeichen, das über seine Zeit hinausweist.
Fast ist es minimalistisches Theater, das Grossarth hier mit beckettscher Lakonie inszeniert. Hinzu kommt , gewissermaßen als auratisierende Dreingabe, dass der Betrachter räumlich auf Distanz gehalten wird und das Video nur durch kleine Löcher in einer Wand betrachten kann, durch die er in einen großen leeren Saal blickt, in der das Video einsam auf einer Projektionsfläche läuft.
Zuweilen soll in Grossarths Arbeiten aber auch der Betrachter selbst die Hauptrolle übernehmen; dann stellt die Künstlerin gleichsam nur die Bühne und die Requisiten zur Verfügung, und das Publikum sieht sich unversehens als Teil der Installation. So in ihrer vielleicht bislang berühmtesten Arbeit, der Rauminstallation "Bau I", die 1997 auf der documenta X in Kassel Premiere hatte. Auf neun schlichten, im Raum verteilten Tischen hat Grossarth verschiedene Alltagsdinge zu kleinen Assemblagen zusammengestellt, die sie mit verschiedenen Lichtquellen erleuchtet. Nicht von ungefähr verwendet sie dabei auch Diaprojektoren oder auch antiquierte selbstleuchtende Bildschirme, die in dem abgedunkelten Raum nicht nur eine geheimnisvoll kühle Atmosphäre erzeugen, sondern auch gleitende Schatten des Publikums an die Wände werfen. Nie weiß man, woher die Silhouette gerade stammt, die man von sich selbst an der Wand sieht. Grossarth spricht hierbei von "Faszinationsspendern", und sie meint damit sowohl das Spiel der Schatten als auch der herrenlosen Gegenstände auf den Tischen, deren Herkunft immer ein wenig unklar ist wie diejenige mythischer Objekte.
Bei alldem ist zu spüren, dass die 1952 in Oberhausen geborene Künstlerin ursprünglich von einer tänzerischen Ausbildung herkommt. Seit achtzehn Jahren jedoch setzt sie sich intensiv mit plastischen und bildnerischen Formen aller Art auseinander, sie nutzt neben Installationen und Videos auch Fotografie, Zeichnung und Collagen und durchforstet dabei immer wieder das kunstgeschichtliche Erbe auf einer beständigen Suche nach der für ihr eigenes Werk bestimmenden Linie. Marcel Duchamp, René Magritte und den Fluxus-Künstler Marcel Broodthaers bezeichnet sie als ihre künstlerischen "Väter", denen sie hier in Berlin ein eigenes imaginäres Museum errichtet hat. Für eine Kunst der poetischen Moderne also, die sich gerade nicht in Fortschrittsparolen und dem modischen Zwang nach permanenter Erneuerung ergeht. Behutsam versucht sie, den künstlerischen Blick von den Tagesaktualitäten zu lösen, die Fragen nach Herkunft und Geschichte aus ihren eingefahrenen Beurteilungszusammenhängen herauszubrechen. So auch bei einem Projekt in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, bei dem sie Gesten, Kleidungsstücke oder Körerhaltungen untersuchte, in denen man als Besucher dieses Ortes eben nicht auftauchen soll. Beispielsweise in grellen Farben, mit lauter Stimme oder ausladenden Bewegungen. Vorsichtig nähert sich Grossarth so immer wieder den eingeübten kulturellen Praktiken und Traditionen, die wir geistig und körperlich schon unbewußt ausführen.
Es gehört zur inneren Konsequenz dieser Arbeiten, dass sie sich gerade nicht für die großen Schlagzeilen eigenen. Gerade das aber macht die Ausstellung und Grossarths künstlerisches Anliegen zu einem Zeichen, das über seine Zeit hinausweist.