
Es seien aber noch einige technische Details zu klären, betonte der Sprecher. Morgen sollen Bundeskanzler Scholz, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (alle SPD) bei einer Betriebsversammlung sprechen, kündigte der Betriebsratsvorsitzende der Werft, Hensen, an. Auch Vertreter der Gewerkschaft IG Metall werden erwartet.
Einstieg von Bund und Land bei Werft sowie Erhöhung des Eigenkapitals
Im Gespräch ist eine Beteiligung von Bund und Land an der Werft, die auch für eine Erhöhung des Eigenkapitals um 400 Millionen Euro sorgen soll. Außerdem benötigt die Werft Bürgschaften, um Kredite für den Bau von Schiffen zu bekommen. Das für seine Kreuzfahrtschiffe bekannte Unternehmen beziffert den Bedarf bis Ende 2027 auf mehr als 2,7 Milliarden Euro.
Aus Berliner Regierungskreisen heißt es, es gebe noch keine finale Entscheidung, aber den Willen, die Werft zu retten. Demnach könnten der Bund und das Land Niedersachsen mit jeweils rund 900 Millionen Euro bürgen und vorübergehend 80 bis 90 Prozent der Werft übernehmen. Darüber hatten das "Handelsblatt" und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet. Einer solchen Lösung müssten demnach aber unter anderem noch der Haushaltsausschuss des Bundestags und die EU-Kommission zustimmen. Laut NDR soll die Familie Meyer im neuen Aufsichtsrat mit einem Sitz vertreten sein und auch ein Rückkaufsrecht für die Anteile haben.
Energie- und Rohstoffpreise drastisch gestiegen
Die Meyer-Werft in Papenburg beschäftigt rund 3.300 Menschen. Hintergrund der finanziellen Schieflage ist, dass einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe vor der Corona-Pandemie abgeschlossen wurden und keine Anpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vorsehen. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt. Hinter den Kulissen wurde deshalb bereits seit Wochen über einen staatlichen Einstieg verhandelt.
Anfang Juli einigte sich die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept. 340 Stellen sollen demnach abgebaut werden. Zudem sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden.
Erst vor wenigen Tagen verzeichnete die Werft einen neuen Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den größten Auftrag in der Geschichte der Meyer Werft.
Diese Nachricht wurde am 22.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.