Wie schnell der halbstaatliche Energieriese CEZ aus Prag reagiert hat, das kam selbst für Branchenkenner überraschend: Gerade hat eine hochkarätige Wissenschaftler-Kommission den Ausbau der Atomkraft für Tschechien empfohlen, da legte der Stromversorger ein paar Tage später detaillierte Pläne für neue Kraftwerke vor. Bis 2020 will das Unternehmen zwei zusätzliche Reaktorblöcke bauen. Jetzt werde man das Genehmigungsverfahren einleiten, sagt Eva Novakova vom tschechischen Energieversorger.
"Wir haben schon lange gesagt, dass wir eine Erweiterung unseres Portfolios planen und auch der Neubau von Atomkraftwerken war immer eine Option. Wir haben jetzt vier Alternativen vorgestellt mit einer Leistung zwischen 1000 Megawatt und 1700 Megawatt."
Noch ist das Ansinnen in der Startphase, mit einem Baubeginn wird frühestens für das Jahr 2013 gerechnet. Aber schon jetzt sorgt das Projekt für erbitterten Widerstand - die Energiegesellschaft CEZ nämlich will ausgerechnet den bestehenden Reaktor in Temelin ausbauen, das umstrittenste Atomkraftwerk in Mitteleuropa. Vor allem aus Österreich kommt seit Jahren Kritik am Kraftwerk Temelin. Die Spitzenpolitiker aus dem Nachbarland beschränken sich dabei nicht auf diplomatische Kontakte: Das Bundesland Oberösterreich etwa unterhält seit mehr als zehn Jahren ein eigenes Büro in Prag, in dem ausschließlich der Widerstand gegen Temelin koordiniert wird. Marta Heveryova, eine promovierte Physikerin, zählt zu den Mitarbeitern.
"Temelin steht bedenklich nahe an der österreichischen Grenze. Es gibt Szenarien, dass bei einem schweren Atomunfall die ganze Stadt Linz ausgelöscht werden könnte. Deshalb ist man in Österreich so empfindlich."
Tatsächlich kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen im Kraftwerk Temelin, das noch zu sowjetischen Zeiten geplant wurde. Jedes Mal sorgte das für einen diplomatischen Krach zwischen Tschechien und Österreich. Bei der Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks wiegelt man allerdings ab: Temelin sei auch im internationalen Vergleich einer der sichersten Reaktoren, sagt Sprecherin Eva Novakova - und der Ausbau sei allein schon aus Kapazitätsgründen dringend nötig.
"Derzeit exportieren wir zwar Strom ins Ausland, aber das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Der Bedarf steigt, und die Kohlekraftwerke werden immer weiter zurückgefahren. Alle Experten gehen deshalb davon aus, dass Tschechien um 2015 herum den eigenen Strombedarf nicht mehr decken kann."
Mit dem Ausbau von Temelin wolle man dem zuvorkommen. In Österreich allerdings hält man solche Kapazitätsargumente für vorgeschoben. Marta Heveryova aus der Prager Vertretung:
"Ich habe das Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt. Schon beim Bau von Temelin hieß es, dass man sich ohne das Atomkraftwerk bald mit Kerzen Licht machen müsse. Und heute produziert Tschechien so viel Strom, dass viel davon gleich wieder exportiert wird. Trotzdem würde hier fast niemand etwas gegen Temelin sagen, weil es immer wieder als nationales Symbol, als Stolz des Landes präsentiert wird."
Quer durch die Parteien findet deshalb der Vorstoß zum Ausbau des Atomkraftwerks rege Unterstützung. Einzig die Grünen sind dagegen - und das macht die Sache besonders kompliziert. Sie sind nämlich an der konservativ-bürgerlichen Regierung in Prag beteiligt, ihr Parteivorsitzender Martin Bursik ist Umweltminister.
"Wenn die Entscheidung zur Erweiterung von Temelin in unserer Regierungszeit fallen sollte, hielte ich das für einen Wortbruch und eine Aufkündigung aller Vereinbarungen. Dann bliebe mir nichts anderes übrig, als die Grünen aus der Regierung wieder herauszuführen."
Derzeit allerdings laviert der tschechische Umweltminister zwischen grünen Idealen und dem Zusammenhalt der Regierung - und geht dabei denkbar ungewöhnliche Kompromisse ein: Sein Ministerium, hat Martin Bursik jetzt angekündigt, werde zwar die Gutachten erstellen, die der späteren Baugenehmigung den Weg ebnen. Der Genehmigung selbst allerdings könne seine Partei unmöglich zustimmen.
"Wir haben schon lange gesagt, dass wir eine Erweiterung unseres Portfolios planen und auch der Neubau von Atomkraftwerken war immer eine Option. Wir haben jetzt vier Alternativen vorgestellt mit einer Leistung zwischen 1000 Megawatt und 1700 Megawatt."
Noch ist das Ansinnen in der Startphase, mit einem Baubeginn wird frühestens für das Jahr 2013 gerechnet. Aber schon jetzt sorgt das Projekt für erbitterten Widerstand - die Energiegesellschaft CEZ nämlich will ausgerechnet den bestehenden Reaktor in Temelin ausbauen, das umstrittenste Atomkraftwerk in Mitteleuropa. Vor allem aus Österreich kommt seit Jahren Kritik am Kraftwerk Temelin. Die Spitzenpolitiker aus dem Nachbarland beschränken sich dabei nicht auf diplomatische Kontakte: Das Bundesland Oberösterreich etwa unterhält seit mehr als zehn Jahren ein eigenes Büro in Prag, in dem ausschließlich der Widerstand gegen Temelin koordiniert wird. Marta Heveryova, eine promovierte Physikerin, zählt zu den Mitarbeitern.
"Temelin steht bedenklich nahe an der österreichischen Grenze. Es gibt Szenarien, dass bei einem schweren Atomunfall die ganze Stadt Linz ausgelöscht werden könnte. Deshalb ist man in Österreich so empfindlich."
Tatsächlich kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen im Kraftwerk Temelin, das noch zu sowjetischen Zeiten geplant wurde. Jedes Mal sorgte das für einen diplomatischen Krach zwischen Tschechien und Österreich. Bei der Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks wiegelt man allerdings ab: Temelin sei auch im internationalen Vergleich einer der sichersten Reaktoren, sagt Sprecherin Eva Novakova - und der Ausbau sei allein schon aus Kapazitätsgründen dringend nötig.
"Derzeit exportieren wir zwar Strom ins Ausland, aber das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Der Bedarf steigt, und die Kohlekraftwerke werden immer weiter zurückgefahren. Alle Experten gehen deshalb davon aus, dass Tschechien um 2015 herum den eigenen Strombedarf nicht mehr decken kann."
Mit dem Ausbau von Temelin wolle man dem zuvorkommen. In Österreich allerdings hält man solche Kapazitätsargumente für vorgeschoben. Marta Heveryova aus der Prager Vertretung:
"Ich habe das Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt. Schon beim Bau von Temelin hieß es, dass man sich ohne das Atomkraftwerk bald mit Kerzen Licht machen müsse. Und heute produziert Tschechien so viel Strom, dass viel davon gleich wieder exportiert wird. Trotzdem würde hier fast niemand etwas gegen Temelin sagen, weil es immer wieder als nationales Symbol, als Stolz des Landes präsentiert wird."
Quer durch die Parteien findet deshalb der Vorstoß zum Ausbau des Atomkraftwerks rege Unterstützung. Einzig die Grünen sind dagegen - und das macht die Sache besonders kompliziert. Sie sind nämlich an der konservativ-bürgerlichen Regierung in Prag beteiligt, ihr Parteivorsitzender Martin Bursik ist Umweltminister.
"Wenn die Entscheidung zur Erweiterung von Temelin in unserer Regierungszeit fallen sollte, hielte ich das für einen Wortbruch und eine Aufkündigung aller Vereinbarungen. Dann bliebe mir nichts anderes übrig, als die Grünen aus der Regierung wieder herauszuführen."
Derzeit allerdings laviert der tschechische Umweltminister zwischen grünen Idealen und dem Zusammenhalt der Regierung - und geht dabei denkbar ungewöhnliche Kompromisse ein: Sein Ministerium, hat Martin Bursik jetzt angekündigt, werde zwar die Gutachten erstellen, die der späteren Baugenehmigung den Weg ebnen. Der Genehmigung selbst allerdings könne seine Partei unmöglich zustimmen.