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Revolution oder Hysterie?

Anfang der 90er Jahre kommt zum ersten Mal das Wort vom "elektronischen Buch" auf. Zunächst noch eher als Utopie gehandelt, haben sich die Zeiten geändert: Momentan stehen über 180.000 Werke bei Amazon zum Herunterladen bereit. Jedes zehnte Exemplar wird mittlerweile mit dem sogenannten Amazon-Kindle gelesen. Das Herunterladen dauert selten länger als eine Minute - und preisgünstiger als ein "normales" Buch ist es auch noch.

Von Florian Felix Weyh und Arndt Reuning | 14.10.2008
    Lesen ist Sinnentnahme aus geschriebenen oder gedruckten Sprachzeichen.

    So steht es in einem Fachlexikon des Jahres 1991. Schon damals war diese Definition unzulänglich. Denn seit den 70er Jahren entnehmen immer mehr Menschen den Sinn niedergelegter Gedanken ungedruckten Sprachzeichen. Mit dem Siegeszug des Computers entsteht eine Parallel-Lesewelt am Bildschirm ...

    Im Sinne einer Definition spräche man am besten von "elektronischen Sprachzeichen ohne dauerhafte Gestalt".

    ... die als so kulturfremd, ja kulturfeindlich empfunden wird, dass die Buchbranche sie gleich ganz ausgrenzen will. Im selben Fachlexikon steht nämlich ein paar Zeilen weiter unten:

    Das 'Lesen'...

    In Gänsefüßchen gesetzt!

    ... via Kassette, Diskette oder CD-ROM kann die Lesefähigkeit verringern und das Buch weitgehend verdrängen.

    Untergangsängste anno 1991. Wie immer, wenn neue Technologien eine traditionsreiche Branche erschüttern, herrscht Aufregung, Panik, Hysterie. Die älteren Branchenteilnehmer reden die Entwicklung klein; die jüngeren überschätzen den zivilisatorischen Sprung und schüren ein Strohfeuer. Anfang der 90er Jahre kommt so zum ersten Mal das Wort vom "elektronischen Buch" auf und die Buchmessen-Megathemen heißen "CD-ROM" und "interaktives Lernen".

    Scott Garretson ist ein Büchernarr. Deshalb hat er sich auf den Weg gemacht von seiner Heimatstadt in Maryland nach Washington - wo einer seiner Lieblingsautoren, Tony Horwitz, aus seinem neuen Werk liest. In dem roten Rucksack, den Scott über der Schulter trägt, hat er ein kleines Gerät verstaut. Seit zwei Monaten schon begleitet es ihn überall hin: der Amazon-Kindle.

    Ich habe schon immer Bücher geliebt - und ich liebe meinen Kindle. Zuhause bei mir liegen noch fünfzehn normale Bücher herum, die ich gar nicht gelesen habe. Die habe ich mir im Juli gekauft, als ich das Gerät noch nicht hatte. Es fällt mir schwer, die überhaupt noch in die Hand zu nehmen - weil sie nicht auf meinem Kindle sind. Und deshalb stapeln die sich jetzt bei mir auf.

    Dann packt Scott das gut 350 Dollar teure Gerät aus. Es steckt in einem Ledereinband, der an einen großformatigen Terminplaner erinnert. Innen befindet sich ein flacher, weißer Kasten, der etwas größer ist als ein Taschenbuch. Ein Schwarz-Weiß-Bildschirm zeigt das Portrait der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Die Anzeige erinnert an Papier und Druckfarbe - denn im Gegensatz zu den Displays der meisten Mobiltelefone und Taschencomputer kommt sie ohne Hintergrundbeleuchtung aus.

    "Man braucht schon von irgendwo her Licht. Das ist wie bei einem ganz normalen Buch. Und man gewöhnt sich wirklich schnell daran. Ich lese so drei bis fünf Bücher pro Woche - und das schon seit ungefähr dreißig Jahren. Und ab und zu, wenn ich den Kindle lese, erwische ich mich dabei, wie ich die Seite umblättern will. Und dabei muss ich doch einfach nur mit dem Daumen leicht auf einen Knopf drücken."

    Dafür gibt es links und rechts der Anzeige drei große Tasten - für das Vor- oder Zurückblättern, wahlweise mit einer Hand oder mit beiden Händen. Ein kleines Drehrädchen hilft Scott dabei, Bücher aus seiner handlichen Bibliothek auszuwählen.

    "Wenn ich einschalte, komme ich zuerst auf meine eigene Homepage. Da sind alle Bücher aufgelistet, die ich auf dem Gerät abgelegt habe. Wenn man den Kindle bekommt, sind nur 180 Megabytes Speicher frei. Das reicht für zirka zweihundert Bücher. Ich habe zusätzlich noch eine SD-Speicherkarte drin mit zwei Gigabyte. Da ist dann wohl Platz für mehr Bücher als ich je in meinem Leben lesen werde."

    Im Moment stehen über 180-tausend Werke bei Amazon zum Herunterladen bereit. Diese Bücher gibt es in beiden Versionen zu kaufen - gedruckt oder elektronisch. Amazon liefert bereits jedes zehnte Exemplar für das Lesegerät aus. Dazu kommen noch etliche Zeitungen, Magazine und Blogs. Scott Garretson bestellt die Dateien am liebsten vom heimischen Computer aus - weil er am Rechner besser nach Titeln oder Autoren suchen kann. Aber darauf angewiesen ist der Buchliebhaber aus Maryland nicht. Er kann alle Bücher auch von unterwegs ordern, denn das elektronische Buch ist über UMTS-Mobilfunk mit den Amazon-Servern verbunden. Allerdings wirkt es etwas umständlich, die Suchbegriffe über die winzige Tastatur am unteren Rand des Kindle einzutippen. Hat man es trotzdem geschafft, werden - dann auch wieder per UMTS - die Bücher auf das Gerät herunter geladen - ganz ohne Computer. Ein Handy-Vertrag ist dafür nicht nötig. Die Netzkosten sind im Kaufpreis des Buches enthalten.

    "Die aktuellen Bestseller kosten alle neun Dollar neunundneunzig - oder weniger. Aber viele Bücher kann man von anderen Internetseiten auch umsonst bekommen. Das sind dann meistens ältere Werke, bei denen die Rechte abgelaufen sind."

    ... sagt Scott und wählt mit seinem Kindle die Seite "Feedbooks" an. Dort sind genau solche elektronischen Bücher zu finden.

    "Ich glaube, den 'Grafen von Monte Christo' habe ich schon, aber: 'Ja, ich will diese Datei herunterladen.' Hier sehe ich jetzt, wie lange es dauert, bis das ganze Buch auf mein Gerät überspielt ist. Und der 'Graf von Monte Christo' ist nicht gerade ein dünnes Bändchen. So, und schon ist es fertig. Normalerweise dauert es nie länger als eine Minute."

    In jedem seiner Bücher kann Scott nach bestimmten Schlagworten suchen. Er kann Lesezeichen setzen und die Schriftgröße ändern. Wenn er wollte, könnte er auch Musik und Hörbücher abspielen. Und per UMTS im Internet surfen.

    Gedruckte Bücher haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem elektronischen Lesegerät. Das muss nämlich regelmäßig an die Steckdose. Ungefähr einmal pro Woche, falls man den Mobilfunkempfang nur kurzzeitig einschaltet. Denn der ist ein wahrer Energiefresser. Wer ständig verbunden bleiben will, der muss den Akku jeden zweiten Tag aufladen.
    Weiterer Nachteil: Die bei Amazon gekauften Dateien unterliegen zudem einem "Digitalen-Rechte-Management". Das verhindert, dass die Dateien weitergegeben werden können.

    "Man kann sie nicht verleihen. Man kann seine Bücher nicht mit Freunden teilen. Und es ist nicht möglich, ein elektronisches Buch zu verschenken - höchstens als Geschenkgutschein. An meinen Vater und meinen Schwiegervater gebe ich oft Krimis weiter, von denen ich denke, dass sie ihnen gefallen. Aber mit dem Kindle ist das nicht möglich."

    ... erläutert Scott Garretson, packt seinen Kindle ein und das neue Buch von Tony Horwitz aus. Das will er sich jetzt gleich von dem Schriftsteller signieren lassen. Auch etwas, das mit einem elektronischen Buch noch nicht funktioniert.

    Bislang lässt sich das Gerät in Deutschland nicht kaufen. Seine Einführung steht dem Branchengewisper zufolge jedoch fast täglich bevor. Thomas Minkus, Pressechef der Frankfurter Buchmesse:

    "Sony wird hier sein, Amazon wird hier sein. Darüber wurde in den letzten Wochen viel geschrieben. Aber die Geräte bis auf den Sony - also der Kindle ist hier nicht verfügbar, in Europa nicht verfügbar, nur in Amerika. Es ist ziemlich viel Hype, aber die Geräte sind noch nicht da oder zumindest noch nicht in großer Verbreitung hier, aber die Markteinführungen stehen unmittelbar bevor und deswegen setzen sich die Verlage damit natürlich auseinander. In Amerika haben wir gesehen, dass der Kindle einen Schub ausgelöst hat und Ähnliches ist wahrscheinlich auch in Europa zu erwarten.""

    Niemand kann sich vorstellen, dass Amazon sich das einträgliche Weihnachtsgeschäft hierzulande entgehen lassen will. Doch die Münchener Konzernzentrale hält sich bedeckt, gibt weder Interviews noch Testgeräte heraus.

    Zweierlei ist beim Kindle neu: ein technisches Detail und sein System. So verfügt der Kindle nicht über einen hintergrundbeleuchteten Flüssigkristallbildschirm, wie man ihn von Notebooks, Telefonen oder Organizern kennt. Stattdessen setzen die Erfinder auf die sogenannte e-Ink-Technik. Dabei strahlt kein Licht vom Bildschirm aus ins Auge des Lesers. Es wird vielmehr - wie beim Papier - schlicht von der Oberfläche reflektiert. Sinnesphysiologisch nähert sich dieser Vorgang also sehr dem gewohnten Lesen an. Zudem umgehen die Hersteller ein grundsätzliches Problem: nämlich, dass E-Book-Reader nur so viel wert sind wie das Angebot an elektronischen Büchern. Durch die Mobilfunkanbindung jedoch hat Amazon nun eine technische Lösung gefunden, die das Herunterladen nahezu unzähliger Werke ermöglicht.

    Zwangsläufig kommen an dieser Stelle die Verlage ins Spiel. Sie besitzen die Rechte an den begehrten Inhalten. Bislang haben sie dem elektronischen Buch stets die kalte Schulter gezeigt, mittlerweile jedoch klingen völlig neue, bislang ungehörte Töne durch. Noch einmal Thomas Minkus:

    "Ich glaube, die Mehrzahl der Verlage, egal ob in Deutschland oder international, sind dem E-Book gegenüber sehr positiv eingestellt. Das hat damit zu tun, weil es einen weiteren Vertriebskanal für bestehende Inhalte, für bestehende Rechte und Lizenzen bedeutet und die allgemeinen Erwartungen gehen in die Richtung, dass es genau wie eben beim Hörbuch nicht zu Lasten des gedruckten Buches geht, sondern parallel daneben weiter existieren wird."

    Als Verlag glauben wir daran, dass sie Erfolg haben werden und wünschen uns auch diesen Erfolg sehr, da wir unser Umsatzziel, das wir mit elektronischen Produkten erzielen wollen, für 2016 auf zehn Prozent hochgesetzt haben. Und daher glauben wir eigentlich an diesen Erfolg, dass es ein Massenprodukt werden wird.

    ... meint Bibi Setayesh vom Frankfurter Campus-Verlag. Bei dieser Aussage bezieht sie sich nicht auf den Amazon-Kindle , sondern auf einen anderen Hersteller. Zwar hat Amazon es in den vergangenen Monaten geschafft, die Konkurrenz verblassen zu lassen. Doch gibt es sie durchaus. Bereits seit etlicher Zeit ist der "iLiad" im Handel, ein Lesegerät des Philips-Konzerns. Es ist allerdings in Deutschland nur über eine regionale Buchhandelskette zu beziehen und kostet immerhin 500 Euro. Weitere 100 Euro muss man drauflegen, will man ein Modell mit kabellosem Anschluss haben.
    Der "CyBook-Reader" eines französischen Anbieters kostet nur etwa die Hälfte davon, hat aber genauso wenig Abnehmer gefunden wie der "iLiad".

    Alle modernen E-Book-Reader verwenden die augenschonende E-Ink-Technik wie der Kindle.

    Und dennoch mangelt es diesen Geräten an dem Systemvorteil, den Amazon zumindest in den USA genießt: als größter Buchverkäufer gleichzeitig auch Inhalte liefern zu können. Es scheint aber, als wolle Amazons schärfster Konkurrent den deutschen Markt als erster erobern: Der Technik- und Unterhaltungsmulti Sony steht in den Startlöchern - mit einer durchaus guten Ausgangsposition.

    Der "Sony-Reader", in verschiedenen Modellstufen schon seit einigen Jahren auf dem asiatischen und nordamerikanischen Markt, ist dem Kindle technisch ebenbürtig. Sony hat ein Geschäftsmodell für den deutschen Markt entwickelt, das es auf der Buchmesse vorstellen wird. Deutet man die Signale in der Branche richtig, dann sucht Sony schon seit Monaten nach Verbündeten. Campus etwa - ein Vorreiter digitaler Bücher - redet ungern darüber, deutet allenfalls an, der Verlag sei an eine Schweigevereinbarung gebunden.

    Freimütiger verhält sich Thomas Dieffenbach, Marketingleiter des Kölner Kiepenheuer & Witsch Verlags. In seinem Hause nutzt man den Sony Reader bereits verlagsintern: Alle Lektoren und Vertreter lesen neue Manuskripte nur noch elektronisch, das spart Papier und Zeit. Ob dies eine massentaugliche Innovation sei, will Dieffenbach nicht mutmaßen, in der Qualität sieht er nach etlichen Monaten der Nutzung aber kaum Einbußen: "Es ist zwar kein Papier", sagt er, "aber nicht störend." Ein Schelm, wer da nicht an den Endkunden denkt!

    Überaus deutliche Signale sendet Ende vergangenen Monats der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Dabei geht es um die Preisgestaltung im neuen Medium.

    "Downloadprodukte bieten wir 15 Prozent abzüglich des Ladenpreises an. Also es ist nicht gleichpreisig wie die Printausgabe, sondern um 15 Prozent günstiger."

    ... erklärt Bibi Setayesh vom Campus-Verlag. Fast alle seiner gedruckten Bücher bietet er inzwischen als "Download" oder über einen bestimmten Online-Zugang an. Das könnte allerdings mit der gesetzlichen Buchpreisbindung kollidieren, genau wie bei den E-Books:

    "Das ist eine Grauzone, das ist schwierig, weil im Moment im Gesetz ist die Frage der Preisbindung nicht offen geklärt. Deshalb kann man jetzt nicht sagen, ob es eine Preisbindung für Downloadprodukte gibt oder nicht, aber wir als Verlage setzen uns sehr stark dafür ein, wir sind für eine Preisbindung im Gesetz. Und ich hoffe dass es auch in naher Zukunft das geben wird."

    Das Gesetz, obwohl erst 2002 geschmiedet, umfasst nicht die elektronischen Bücher. Der Börsenverein geht davon aus, dass die Gerichte aber auch E-Book-Dokumente als Bücher definieren könnten. Noch vor wenigen Jahren hatte der Börsenverein selbst diese als nicht preisbindungsrelevant eingestuft - ähnlich den Hörbüchern. Aber damals schien der Markt ja noch klein und unbedeutend.

    Für die Kunden ist eine andere Frage dringender: Heißt Buchpreisbindung, dass das Herunterladen von E-Books überall dasselbe kostet, aber dennoch deutlich preiswerter sein darf als das gedruckte Buch? Oder darf der Abstand zur Druckausgabe nur mager ausfallen, etwa nahe des 15 Prozent-Prozent-Rabatts bei Campus? Stellt man dann noch die Anschaffungskosten für das Lesegerät in Rechnung, schafft ein solcher kärglicher Rabatt keinen Anreiz, aufs elektronische Buch umzusteigen.

    Letzteres ist die Systemfalle, die Amazon in den USA mit dem Einheitspreis von 9,99 Dollar umgangen hat. Übertragen auf hiesige Verhältnisse dürften aktuelle Bestseller dann kaum mehr als zehn oder 15 Euro kosten - schwerlich denkbar für eine Branche, die den Preiswettbewerb scheut wie der Teufel das Weihwasser. Kommt hinzu, dass das Geschäft mit Büchern fast ausschließlich über den stationären Buchhandel läuft. Die Verlage haben sich bisher nie getraut, eine technische Innovation gegen die Marktmacht des Buchhandels durchzusetzen. Doch mit dem als Zwischenhändler würde das für den Kunden viel zu teuer.

    Kann ein multinationaler Konzern wie Sony hier vielleicht trotz aller Hemmnisse für eine Revolution sorgen? Thomas Minkus kann sich das durchaus vorstellen:

    "Wenn ich im Deutschlandfunk eine Buchkritik höre und ich das Buch lesen möchte, gehe ich ins Internet und lade mir das E-Book - das geht zumindest in Amerika so - direkt auf meinen Kindle. Und das ist natürlich die sofortige Befriedigung meiner literarischen Wünsche, also für Buchliebhaber schon sehr attraktiv."

    Es bleibt also spannend, wie das angekündigte deutsche Geschäftsmodell die noch vorhandenen Fallstricke umgehen wird. Dieselbe Spannung begleitet das amerikanische Amazon-Modell auf dem hiesigen Markt. In den USA hingegen existieren weder Buchpreisbindung noch ein mittelständischer Buchhandel.

    Dessen ungeachtet nimmt der Verbraucher technische Neuerungen stets deutlich verzögert an. Ob von typografischen Erkenntnissen, die ein ausgewogenes Schriftbild bis in den Mikrometerbereich hinein festlegen, künftig ungestraft abgewichen werden kann, ...

    Die Lesegeräte kennen nur wenige Standardschriften und liefern kein typografisch schönes Bild.

    ... wird sich erst nach längeren Nutzungszeiten zeigen. Dasselbe gilt für den noch schwachen Kontrastumfang des elektronischen Papiers, die Bedienung per Tastendruck ...

    Schon jetzt weiß die Fachwelt, dass Geräte der nächsten Generation berührungsempfindliche Displays haben müssen.

    ... und den konsumentenfeindlichen Kopierschutz. Zusammen mit dem Wirrwarr unterschiedlicher Dateiformate wird er für wenig Freude beim Leser sorgen.

    Schließlich lässt sich auch die entscheidende Frage nicht am grünen Tisch klären: Bleiben E-Book-Reader Arbeitsgeräte für textlastige Branchen oder schaffen sie es, zum modischen Freizeitaccessoire für jedermann zu werden? Letzteres ist keineswegs ausgemacht. Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat sich in seinem jüngsten Buch "Technolution" mit scheiternden Innovationen beschäftigt. Vorsorglich zählt er E-Books schon mal dazu:

    Die Nutzung von Papier erzeugt eine Handlungskomplexität von nahezu null.

    heißt: Lesen von Papier ist einfach.

    ... lobt Horx das Urmedium und verbannt den elektronischen Text ins Kellergewölbe der Informationsgesellschaft:

    Content -

    - also Inhalt -

    mag in Datenspeichern und Suchmaschinen gelagert werden, Kontext

    -also Sinnzusammenhänge -

    sucht immer ein Regal.

    "Technolution" ist gerade im Campus-Verlag erschienen. Sollte es das erste Buch sein, das öfter im Download bezogen wird als im Hardcover gekauft, werden die Leser den Autor Lügen gestraft haben. Aber damit ist wohl kaum zu rechnen. Oder doch?