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RFID im Gesundheitswesen

Elektronische Gesundheitskarten und der Einsatz von Telematik in Diagnose und Therapie sind nur zwei populäre Beispiele für den Strukturwandel im deutschen Gesundheitswesen. Weniger bekannt sind RFID-Anwendungen, wie sie sich mittlerweile im Handel verbreiten. Das Fraunhofer Institut Software und Systemtechnik hat Mitte dieser Woche Experten zu einem Symposium geladen, um das Einsatzspektrum dieser winzigen Transponder abzustecken.

Von Mirko Smiljanic |
    Klinikbett 658 ist verschwunden. Untergetaucht irgendwo in den weitläufigen Kellern und Katakomben einer Universitätsklinik. Bett 658 wird aber gebraucht – und zwar sofort! Früher dauerte es mitunter ziemlich lange, bis das Bett gefunden war, heute reicht ein Mausklick und schon weiß die Schwester: Das begehrte Bett hat sich vor 38 Minuten eine andere Station unter den Nagel gerissen. Möglich macht diese Transparenz Radio Frequency Identification, kurz RFID. Das System besteht aus einem Transponder inklusive Chip – auch Tec genannt, der in diesem Fall am Bett angebracht ist, und Sendeeinheiten an den Türen der Klinik.

    "Die Datenübermittlung, das heißt, das Auslesen des Inhalts dieses Chips, geschieht nicht initial durch den Tec selbst sondern auf Abruf des Senders, das heißt der Sender schickt elektromagnetische Wellen in Richtung des Transponders, dort wird via Induktion über die Antenne Strom erzeugt und es besteht dann die Möglichkeit die Inhalte des Chips zu übermitteln,... "

    …und – sagt Oliver Koch vom Fraunhofer Institut Software und Systemtechnik, Dortmund – in einem so genannten Backend-System zu verarbeiten. Klinikbetten können so…

    " …aktiv über einen Chip geroutet werden in einem Krankenhaus, ich kann Betten frühzeitig verfügbar machen, kann auch Aufzugssteuerungen so einstellen, dass Betten, die benötigt werden, bevorrechtigt sind bei der Aufzugsführung. "

    Auf diese Weise lassen sich nicht nur die Bewegungsprofile von Dinge nachvollziehen, ins Visier der Fraunhofer-Forscher gerät zunehmend der Patient. Dabei steht weniger das Tracking im Vordergrund – also die Frage, wo der Patient gerade herumläuft – weit wichtiger sind Sicherheitsaspekte. Wenn ein Arzt Medikamente verteilt,…

    "…dann möchte ich eigentlich sicher sein, dass ich sie dem richtigen Patienten in der richtigen Menge gebe. "

    Die immer wieder vorkommenden Entführungen von Neugeborenen ließen sich mit RFID-Technik ebenfalls verhindern. Amerikanische Klinken versehen Mütter und Kinder mit Transpondern, die so geschaltet sind, dass Türen sich nur öffnen, wenn Mutter und Kind gemeinsam hindurch gehen. Diese Technik steht zwar zur Verfügung, wird aber noch lange nicht flächendeckend eingesetzt. Zukunftsmusik ist für Oliver Koch das Thema Vernetzung. Wenn etwa ein Patient verlegt wird, könnte der neue Arzt einfach den Chip auslesen.

    " Auf diesem Chip könnte dann ein Verweis auf seine medizinischen Daten auf einem Server sein und es wäre so möglich, dass der nachbehandelnde Arzt direkt Zugriff zu Informationen bekommt, die beispielsweise das Krankenhaus über diesen Patienten abgelegt hat. "

    Für diese Anwendungen gibt es noch keine wirklich sicheren Technologien, immerhin muss sichergestellt sein, dass sensible Krankendaten nicht in die falschen Hände geraten.

    " Ich kann das verschlüsseln, ich kann die Informationen, die auf dem Chip sind, so weit schützen, dass ein Auslesen nicht möglich ist. "

    Zumindest so lange, bis der erste Hacker im Krankenhaus beim Abspeichern von Patientendaten erwischt wird.