Die Geschichte vom friedlichen Urzustand der Welt, wie der Zwerg Alberich das Rheingold stiehlt, sich den Ring der Macht schmiedet, um die Weltherrschaft zu erlangen, wie der Götterchef Wotan sich von den Riesen seine Burg Walhall bauen lässt und das Gold und den Ring Alberich entreißen muss, um die Riesen bezahlen zu können - das alles fächerte Thielmann klanglich bestens auf. Auch wenn seine Sänger nicht alle das hohe Niveau des Orchesters erreichten. Vor allem Falk Struckmann als Wotan nicht. Man ahnte, dass sein Bass das richtige Timbre hat, aber es fehlte an Präsenz. Schönen geschmeidigen Gesang boten die Rheintöchter, Arnold Bezuyens Feuergott Loge legte viel Ironie in die Stimme, überdrehte aber etwas, doch aus dem insgesamt oberen Mittelmaß ragte fast nur Andrew Shore als Alberich heraus.
Großartig aber die Bühne, die Bilder, die optischen Erlebnisse dieser Rheingold-Inszenierung, wie die Anfangs-Szene im Rhein. Der Strom fließt aus der Tiefe des Raums über koboldblaue Felsbuckel, die Oberfläche des Flusses schimmert am Bühnenhimmel, nackte tauchende Frauenkörper sind darauf projiziert. Und die Götter der alten Mythen erscheinen an Orten unserer heutigen Zivilisation, an einer heruntergekommenen, mit Graffiti beschmierten Promenade, und dann, wenn Wotan und Loge nach Nibelheim hinabsteigen, um Alberich das Rheingold zu rauben, in einem bunkerartigen Hochsicherheitstrakt - vielleicht eines Kraftwerkes. Doch mit einer Berührung durch Wotans Speerspitze bricht die weiße Wand auf, und eine archaische dunkle Höhle voller Gold wird sichtbar.
Der Mythos, die alte Mär, das vorwissenschaftliche Erzählen über Mensch und Gesellschaft ist unter der dünnen Schicht aus aufgeklärter Moderne und technischer Zivilisation lebendig. Dieses Ring-Konzept des Regisseurs Tankred Dorst wird im Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann sehr schön deutlich.
Tankred Dorst ist als Theaterdichter mit dem Mythos bestens vertraut. In vielen seiner Arbeiten hat er das Wissen der Menschheit über sich selbst und die Welt, wie es im Mythos verborgen ist, diesem entlockt. So will er nun auch mit dem "Ring des Nibelungen" verfahren. Damit könnte er Wagners Gesamtkunstwerk aus der eindimensionalen politischen Deutung der vergangenen Jahrzehnte befreien. Wotan müsste nicht mehr nur der Kapitalist sein, die Riesen nicht mehr nur Gewerkschafter, Hagen nicht mehr nur Faschist. Gelänge das Projekt, würde Dorst zugleich den Zuschauer wieder als mündigen Kunstbetrachter etablieren. Seine Phantasie könnte den Sinn des Mythos selbst ausloten. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das Ergebnis beim Rheingold leider ernüchternd.
Die in weiße Phantasiekleidung gehüllten Götter haben den Charme von Playmobil-Figuren. Von der Tragik Wotans, der alle Macht hat, aber alles falsch macht, ist ihm nichts anzusehen. Schlimmer noch als ihr Erscheinungsbild ist ihre Bewegungslosigkeit. Von Personendramaturgie ist nichts zu spüren. Die Rheintöchter sitzen während des gesamten ersten Aufzugs brav nebeneinander, und Alberich hampelt ziellos herum. Freia und Froh verharren reglos auf einer Treppe wie Stillsteher in einer Fußgängerzone. Ungelenk winkt Donner das Unwetter herbei, obwohl der Wolkendunst schon längst in den Bühnen-Raum geblasen wurde. Richtige Anfängerfehler unterlaufen dieser Inszenierung. Das Gold in Nibelheim sieht anders aus als das, womit die Riesen bezahlt werden, obwohl es eigentlich dasselbe sein sollte. Auch die Idee, Menschen der Jetztzeit, die die Götter gar nicht sehen, hin und wieder über die Bühne laufen zu lassen, wirkt unbeholfen. So bleibt zu hoffen, dass das eigentlich starke Potenzial dieses Konzeptes ab heute abend mit der Walküre zur Geltung kommt.
Großartig aber die Bühne, die Bilder, die optischen Erlebnisse dieser Rheingold-Inszenierung, wie die Anfangs-Szene im Rhein. Der Strom fließt aus der Tiefe des Raums über koboldblaue Felsbuckel, die Oberfläche des Flusses schimmert am Bühnenhimmel, nackte tauchende Frauenkörper sind darauf projiziert. Und die Götter der alten Mythen erscheinen an Orten unserer heutigen Zivilisation, an einer heruntergekommenen, mit Graffiti beschmierten Promenade, und dann, wenn Wotan und Loge nach Nibelheim hinabsteigen, um Alberich das Rheingold zu rauben, in einem bunkerartigen Hochsicherheitstrakt - vielleicht eines Kraftwerkes. Doch mit einer Berührung durch Wotans Speerspitze bricht die weiße Wand auf, und eine archaische dunkle Höhle voller Gold wird sichtbar.
Der Mythos, die alte Mär, das vorwissenschaftliche Erzählen über Mensch und Gesellschaft ist unter der dünnen Schicht aus aufgeklärter Moderne und technischer Zivilisation lebendig. Dieses Ring-Konzept des Regisseurs Tankred Dorst wird im Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann sehr schön deutlich.
Tankred Dorst ist als Theaterdichter mit dem Mythos bestens vertraut. In vielen seiner Arbeiten hat er das Wissen der Menschheit über sich selbst und die Welt, wie es im Mythos verborgen ist, diesem entlockt. So will er nun auch mit dem "Ring des Nibelungen" verfahren. Damit könnte er Wagners Gesamtkunstwerk aus der eindimensionalen politischen Deutung der vergangenen Jahrzehnte befreien. Wotan müsste nicht mehr nur der Kapitalist sein, die Riesen nicht mehr nur Gewerkschafter, Hagen nicht mehr nur Faschist. Gelänge das Projekt, würde Dorst zugleich den Zuschauer wieder als mündigen Kunstbetrachter etablieren. Seine Phantasie könnte den Sinn des Mythos selbst ausloten. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das Ergebnis beim Rheingold leider ernüchternd.
Die in weiße Phantasiekleidung gehüllten Götter haben den Charme von Playmobil-Figuren. Von der Tragik Wotans, der alle Macht hat, aber alles falsch macht, ist ihm nichts anzusehen. Schlimmer noch als ihr Erscheinungsbild ist ihre Bewegungslosigkeit. Von Personendramaturgie ist nichts zu spüren. Die Rheintöchter sitzen während des gesamten ersten Aufzugs brav nebeneinander, und Alberich hampelt ziellos herum. Freia und Froh verharren reglos auf einer Treppe wie Stillsteher in einer Fußgängerzone. Ungelenk winkt Donner das Unwetter herbei, obwohl der Wolkendunst schon längst in den Bühnen-Raum geblasen wurde. Richtige Anfängerfehler unterlaufen dieser Inszenierung. Das Gold in Nibelheim sieht anders aus als das, womit die Riesen bezahlt werden, obwohl es eigentlich dasselbe sein sollte. Auch die Idee, Menschen der Jetztzeit, die die Götter gar nicht sehen, hin und wieder über die Bühne laufen zu lassen, wirkt unbeholfen. So bleibt zu hoffen, dass das eigentlich starke Potenzial dieses Konzeptes ab heute abend mit der Walküre zur Geltung kommt.