Viele Patienten mit rheumatischen Beschwerden wollen nicht gleich zu cortisonhaltigen Präparaten greifen. Nicht zuletzt deshalb sind cortisonfreie, so genannte "nichtsteroidale Rheumamittel" – kurz NSAR – wohl auch bei deutschen Ärzten überaus beliebt. Fast alle befragten Allgemeinmediziner – nämlich 94 Prozent – verschreiben solche Präparate als "Therapie der ersten Wahl". Diclofenac rangiert mit 64 Prozent Anteil ganz vorn, gefolgt von Ibuprofen - aber auch Acetylsalicylsäure, enthalten u.a. in Aspirin, zählt zur der Gruppe der antirheumatischen NSAR-Präparate. Ergebnis der Umfrage: Jeder zweite Hausarzt in Deutschland zeigt sich bei der Ausgabe der Präparate nur wenig oder gar nicht besorgt. Doch dazu hätten sie nach Meinung Prof. Jürgen Frölich von der Medizinischen Hochschule Hannover allen Grund.
Auch in der Gruppe der Ärzte, die von den gefährlichen Nebenwirkungen wissen, gibt es schwerwiegende Fehleinschätzungen. Die Mehrheit – nämlich 62 Prozent – ist der Meinung, dass schwere Nebenwirkungen durch entsprechende Warnzeichen rechtzeitig angekündigt werden. Auch dies – so der Pharmakologe – ist völlig falsch. Jeder 20. Patient – der die verschreibungspflichtigen Rheuma-Mittel einnimmt – besorgt sich zusätzlich in der Apotheke weitere, frei verkäufliche NSAR-Präparate wie zum Beispiel Aspirin und erhöht damit die Gefahr schwerwiegender Komplikationen.
Die leben in besonderer Weise gefährlich, denn durch solche Präparate wird die Gefahr von Magenwanddurchbrüchen erheblich gesteigert. Patienten gaben an, dass es die Ärzte waren, die eine Einnahme eines weiteren Präparates empfohlen haben.
Seit 1999 gibt es Medikamente mit hochselektiven Wirkstoffen, die den empfindlichen Magen-Darm-Trakt kaum noch beeinflussen. Ihr Name: "COX-2-Hemmer". Einziger Nachteil: COX-2-Hemmer sind rund fünfmal so teuer wie herkömmliche NSAR-Präparate. Insbesondere deshalb – aus Kostengründen – verordnen deutsche Ärzte die COX-2-Hemmer ausgesprochen zurückhaltend, urteilt Frölich. Nur fünf Prozent der Allgemeinmediziner in Deutschland – so das Ergebnis seiner Studie - verschreiben COX-2-Hemmer wie Rofecoxib oder Celecoxib von Anfang an. Ganz anders die Situation auf der britischen Insel.
Die Engländer nehmen in 50 Prozent der Fälle ein Schmerzmittel, und erst wenn das preiswerte Schmerzmittel nicht hilft, dann kommen die Medikamenten der neuesten Generation, die COX-2-Inhibitoren, an die Reihe, die wesentlich weniger Nebenwirkungen haben.
Fazit: Ausgerechnet in Groß Britannien, wo das Geld im Gesundheitswesen an allen Ecken und Enden fehlt, werden die nicht gerade preiswerten COX-2-Hemmer häufiger verordnet als in Deutschland. Teurer ist diese Strategie deswegen aber nicht. Denn: jedes zweite Rheumapräparat in England fällt unter die kostengünstige Kategorie "Schmerzmittel". Das heißt: in der Summe aller Präparate wird am Ende gespart. Das britische Beispiel zeigt: durch den intelligenten Griff zum Rezeptblock profitieren alle: Gesundheitssystem und Patienten.
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030211-rheuma.ram
Auch in der Gruppe der Ärzte, die von den gefährlichen Nebenwirkungen wissen, gibt es schwerwiegende Fehleinschätzungen. Die Mehrheit – nämlich 62 Prozent – ist der Meinung, dass schwere Nebenwirkungen durch entsprechende Warnzeichen rechtzeitig angekündigt werden. Auch dies – so der Pharmakologe – ist völlig falsch. Jeder 20. Patient – der die verschreibungspflichtigen Rheuma-Mittel einnimmt – besorgt sich zusätzlich in der Apotheke weitere, frei verkäufliche NSAR-Präparate wie zum Beispiel Aspirin und erhöht damit die Gefahr schwerwiegender Komplikationen.
Die leben in besonderer Weise gefährlich, denn durch solche Präparate wird die Gefahr von Magenwanddurchbrüchen erheblich gesteigert. Patienten gaben an, dass es die Ärzte waren, die eine Einnahme eines weiteren Präparates empfohlen haben.
Seit 1999 gibt es Medikamente mit hochselektiven Wirkstoffen, die den empfindlichen Magen-Darm-Trakt kaum noch beeinflussen. Ihr Name: "COX-2-Hemmer". Einziger Nachteil: COX-2-Hemmer sind rund fünfmal so teuer wie herkömmliche NSAR-Präparate. Insbesondere deshalb – aus Kostengründen – verordnen deutsche Ärzte die COX-2-Hemmer ausgesprochen zurückhaltend, urteilt Frölich. Nur fünf Prozent der Allgemeinmediziner in Deutschland – so das Ergebnis seiner Studie - verschreiben COX-2-Hemmer wie Rofecoxib oder Celecoxib von Anfang an. Ganz anders die Situation auf der britischen Insel.
Die Engländer nehmen in 50 Prozent der Fälle ein Schmerzmittel, und erst wenn das preiswerte Schmerzmittel nicht hilft, dann kommen die Medikamenten der neuesten Generation, die COX-2-Inhibitoren, an die Reihe, die wesentlich weniger Nebenwirkungen haben.
Fazit: Ausgerechnet in Groß Britannien, wo das Geld im Gesundheitswesen an allen Ecken und Enden fehlt, werden die nicht gerade preiswerten COX-2-Hemmer häufiger verordnet als in Deutschland. Teurer ist diese Strategie deswegen aber nicht. Denn: jedes zweite Rheumapräparat in England fällt unter die kostengünstige Kategorie "Schmerzmittel". Das heißt: in der Summe aller Präparate wird am Ende gespart. Das britische Beispiel zeigt: durch den intelligenten Griff zum Rezeptblock profitieren alle: Gesundheitssystem und Patienten.
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