Insulin ist der Stoff, um den sich alles dreht – zumindest beim Thema Diabetes. Denn Insulin reguliert den Blutzucker und senkt ihn, wenn er zu hoch ist. Der Körper bildet dieses Hormon in den so genannten Betazellen der Bauchspeicheldrüse, wo je nach Bedarf mehr Insulin produziert wird oder weniger. Beim Diabetes-Kranken sterben diese Betazellen ab. Das Problem dabei: man merkt den Diabetes erst, wenn schon die Hälfte aller Beta-Zellen verloren ist.
"Insgesamt ist es immer weniger Insulin, das produziert wird, das ist das Hauptphänomen, und man geht davon aus, dass es eine Kombination ist von einerseits den Zellen, die das Insulin produzieren, dass die absterben, und andererseits, dass die nicht in der Lage sind, mehr zu produzieren. Also es wird zu wenig produziert und freigesetzt, und andererseits die Zellen sterben ab."
Die Ursache für dieses Absterben der Betazellen war bislang unklar. Erst jetzt hat der Diabetologe Marc Donath von der Zürcher Universitätsklinik einen Stoff entdeckt, der diesen Zelltod erklären kann. Sein Name: Interleukin 1 Beta. Donath:
"Wenn etwas Blutzucker erhöht ist, dann muss sich die Betazelle anpassen, das macht sie, indem dass sie das Interleukin 1 Beta freisetzt, und das gibt dann ein Signal für die Zellvermehrung und für die Mehrinsulinproduktion, und dadurch kommt es zu einer Zunahme der Betazellen, das findet statt in der Schwangerschaft, wo mehr Insulin gebraucht wird, und das findet auch statt bei Übergewichtigen im Anfangsstadium. Das ist die Normalsituation."
Wenn aber weiterhin zu viele Nährstoffe da sind, schlägt das ganze System um. Die Betazellen bilden plötzlich immer mehr Interleukin 1 Beta, und diese Menge an Interleukin 1 Beta zerstört sie irgendwann. Selbstmord sozusagen. Die Folge ist wieder zu wenig Insulin im Blut und damit wiederum ein zu hoher Blutzucker. Und der wird auch bei gesünderer Lebensweise langsam immer schlechter.
"Es scheint so, dass es immer fortschreitet, auch wenn man den Lebenswandel macht, dann kann man es mindestens verzögern, aber es scheint irgendwie weiterzugehen, und da denken wir, dass da gewisse Teufelskreise da sind, die müssen unterbrochen werden, damit es nicht weiter fortschreitet","
erklärt Marc Donath. Deshalb hat er nach einem Medikament gesucht, das die Wirkung von Interleukin 1 Beta aufheben kann. Fündig wurde er bei dem Rheuma-Mittel Anakinra, einem sogenannten Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten. Das ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt und wird von Rheuma-Patienten bislang gut vertragen. Ob es aber auch bei Diabetes Typ 2 hilft, musste erst eine Studie an 70 Patienten zeigen. Um ganz sicherzugehen, hat der Wissenschaftler das Rheuma-Mittel mit einem Placebo verglichen. Die eine Hälfte der Patienten bekam also Spritzen ohne Wirkstoff, die andere Hälfte welche mit. Donath:
""Am Anfang der Studie und nach drei Monaten haben wir einen spezifischen Test gemacht, wo die Produktionsfähigkeit von Insulin untersucht wird vom Körper und konnten zeigen, dass sich bei der Placebo das verschlechtert hat über drei Monate, und Patienten, die behandelt waren, da war mehr Insulin als am Anfang wieder vorhanden."
Am Ende der Studie hatte sich nicht nur der Blutzucker gebessert, sondern es gab noch einen anderen positiven Effekt. Das Medikament erhöhte nämlich nicht nur das Insulin. Es senkte auch noch bestimmte Entzündungsfaktoren im Blut, die üblicherweise bei Herz-Kreislauf-Komplikationen des Diabetes auftreten. Dennoch wird die Hemmung des Interleukin 1 Beta noch lange kein Standard in der Diabetes-Therapie sein. Als nächstes sollen vier größere Studien den Effekt an mehreren hundert oder sogar tausend Patienten zeigen. Dabei sollen auch andere Substanzen mit derselben Wirkung getestet werden, die der Patient nicht mehr täglich spritzen muss, sondern nur noch zwei bis drei Mal im Monat. Aber selbst dann wird die Behandlung der Krankheit immer nur die zweitbeste Lösung sein. Marc Donath:
"Diabetes kann man vergleichen mit einer Epidemie, und bei jeder Epidemie ist schlussendlich das Wichtigste die Prävention, also das Vorbeugen. Und es wäre natürlich Unsinn, wenn wir dieses Medikament produzieren und die Leute würden in dieser Art und Weise weiterleben. Also es braucht eine dramatische Änderung in unserer Lebensweise, sonst wird das ganze noch weiter eskalieren, und es darf nicht sein, dass wir dazu beitragen, dass es noch weiter in diese Richtung geht."
"Insgesamt ist es immer weniger Insulin, das produziert wird, das ist das Hauptphänomen, und man geht davon aus, dass es eine Kombination ist von einerseits den Zellen, die das Insulin produzieren, dass die absterben, und andererseits, dass die nicht in der Lage sind, mehr zu produzieren. Also es wird zu wenig produziert und freigesetzt, und andererseits die Zellen sterben ab."
Die Ursache für dieses Absterben der Betazellen war bislang unklar. Erst jetzt hat der Diabetologe Marc Donath von der Zürcher Universitätsklinik einen Stoff entdeckt, der diesen Zelltod erklären kann. Sein Name: Interleukin 1 Beta. Donath:
"Wenn etwas Blutzucker erhöht ist, dann muss sich die Betazelle anpassen, das macht sie, indem dass sie das Interleukin 1 Beta freisetzt, und das gibt dann ein Signal für die Zellvermehrung und für die Mehrinsulinproduktion, und dadurch kommt es zu einer Zunahme der Betazellen, das findet statt in der Schwangerschaft, wo mehr Insulin gebraucht wird, und das findet auch statt bei Übergewichtigen im Anfangsstadium. Das ist die Normalsituation."
Wenn aber weiterhin zu viele Nährstoffe da sind, schlägt das ganze System um. Die Betazellen bilden plötzlich immer mehr Interleukin 1 Beta, und diese Menge an Interleukin 1 Beta zerstört sie irgendwann. Selbstmord sozusagen. Die Folge ist wieder zu wenig Insulin im Blut und damit wiederum ein zu hoher Blutzucker. Und der wird auch bei gesünderer Lebensweise langsam immer schlechter.
"Es scheint so, dass es immer fortschreitet, auch wenn man den Lebenswandel macht, dann kann man es mindestens verzögern, aber es scheint irgendwie weiterzugehen, und da denken wir, dass da gewisse Teufelskreise da sind, die müssen unterbrochen werden, damit es nicht weiter fortschreitet","
erklärt Marc Donath. Deshalb hat er nach einem Medikament gesucht, das die Wirkung von Interleukin 1 Beta aufheben kann. Fündig wurde er bei dem Rheuma-Mittel Anakinra, einem sogenannten Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten. Das ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt und wird von Rheuma-Patienten bislang gut vertragen. Ob es aber auch bei Diabetes Typ 2 hilft, musste erst eine Studie an 70 Patienten zeigen. Um ganz sicherzugehen, hat der Wissenschaftler das Rheuma-Mittel mit einem Placebo verglichen. Die eine Hälfte der Patienten bekam also Spritzen ohne Wirkstoff, die andere Hälfte welche mit. Donath:
""Am Anfang der Studie und nach drei Monaten haben wir einen spezifischen Test gemacht, wo die Produktionsfähigkeit von Insulin untersucht wird vom Körper und konnten zeigen, dass sich bei der Placebo das verschlechtert hat über drei Monate, und Patienten, die behandelt waren, da war mehr Insulin als am Anfang wieder vorhanden."
Am Ende der Studie hatte sich nicht nur der Blutzucker gebessert, sondern es gab noch einen anderen positiven Effekt. Das Medikament erhöhte nämlich nicht nur das Insulin. Es senkte auch noch bestimmte Entzündungsfaktoren im Blut, die üblicherweise bei Herz-Kreislauf-Komplikationen des Diabetes auftreten. Dennoch wird die Hemmung des Interleukin 1 Beta noch lange kein Standard in der Diabetes-Therapie sein. Als nächstes sollen vier größere Studien den Effekt an mehreren hundert oder sogar tausend Patienten zeigen. Dabei sollen auch andere Substanzen mit derselben Wirkung getestet werden, die der Patient nicht mehr täglich spritzen muss, sondern nur noch zwei bis drei Mal im Monat. Aber selbst dann wird die Behandlung der Krankheit immer nur die zweitbeste Lösung sein. Marc Donath:
"Diabetes kann man vergleichen mit einer Epidemie, und bei jeder Epidemie ist schlussendlich das Wichtigste die Prävention, also das Vorbeugen. Und es wäre natürlich Unsinn, wenn wir dieses Medikament produzieren und die Leute würden in dieser Art und Weise weiterleben. Also es braucht eine dramatische Änderung in unserer Lebensweise, sonst wird das ganze noch weiter eskalieren, und es darf nicht sein, dass wir dazu beitragen, dass es noch weiter in diese Richtung geht."