Es sind keine besonders spektakulären Tiere, die in den Bächen des Biosphärenreservats ein geschütztes Rückzugsgebiet gefunden haben. Aber hier und nirgendwo sonst auf der Welt ist die Rhön-Quellschnecke zuhause. Auch die Larven der Zweigestreiften Quelljungfer, einer Libellenart, die durch die gelben Ringe um ihren schmalen Leib leicht erkennbar ist, lieben die sauberen Quellen. Larven der Steinfliegen locken die Bachforelle, die im Oberlauf der Bäche in kiesigen Böden laicht. Auf den Kiesbänken brütet der Flussuferläufer. Auch der Feuersalamander fühlt sich hier wohl. Doch die Idylle ist bedroht:
Oberflächlich betrachtet scheint die Natur noch sehr in Ordnung zu sein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch sehr naturferne Abschnitte, die ausgebaut sind mit Steinen, die festgelegt sind, Abschnitte, in denen eben, weil die Flächen sehr intensiv nutzbar sind, die Wiesen und zum Teil die Äcker unmittelbar bis an die Oberkante der Böschung gehen, und dort ist eben die Möglichkeit der Gewässer, sich zu verändern, ihren Lauf zu ändern und als Lebensraum zu dienen, sehr eingeschränkt. Es gibt noch einige Wehre, Querverbauungen, die für Fische und andere Gewässerorganismen nicht überwunden werden können.
Fehlen die puffernden Baum bestandenen Uferbereiche, schwemmen Gewitterregen nicht nur Gülle, giftige Pestizide und Kunstdünger in das Gewässer, sondern auch den Ackerboden. Die Kiesbänke verschlammen, die Fische verlieren ihre Laichgründe. Das zu ändern hat sich das Projekt "Rhön im Fluss" vorgenommen:
Wir wollen mit zahlreichen, wenig kostenaufwendigen Maßnahmen versuchen, mehr Dynamik in die Aue zu bringen. Die Schlüsselvoraussetzung dafür ist, dass die Uferrandstreifen sich in öffentlichem Eigentum befinden, dass es also niemanden stört, wenn der Bach am Ufer knabbert und etwas abreißt und anderenorts wieder anlagert, das heißt. wir werden in geringem Umfang Flächen in der Aue kaufen, die ohnehin frei werden.
10 bis 15 Meter breite Randstreifen reichen aus, um die Bäche zu schützen. Wo man das Uferland nicht aufkaufen kann, hofft man die Bauern davon zu überzeugen, freiwillig auf eine Bewirtschaftung zu verzichten. Um die Bevölkerung zu gewinnen, sollen Vereine, Schulen, Gemeinden, Verbände Patenschaften für einen bestimmten Flussabschnitt übernehmen. Und zum ersten Mal werden die drei Ländernaturschutzbehörden zusammenarbeiten. Wenn das kein Fortschritt ist.