
Die deutsche Rhythmische Sportgymnastik zeigt sich in Stuttgart von ihrer freundlichsten Seite: Jana Berezko-Marggrander und Laura Jung genossen ihre Auftritte vor heimischem Publikum sichtlich und lächelten aus ihren perfekt geschminkten Gesichtern um die Wette. Für beide hat sich in den vergangen Monaten viel verändert. Laura Jung: "Ja, seit vor der EM dieses Jahr haben wir eine neue Trainerin, Natalia Raskina und ja, unser Team ist super, wir verstehen uns alle gut, sie ist wie eine Mama für uns."
Auch das Training mache Spaß, sagt die 20-Jährige - offenbar ein Novum: "Ne, auf jeden Fall war das in letzter Zeit, in den letzten Jahren nicht so, aber das ist Vergangenheit, das ist abgeschlossen und da will ich auch nicht mehr so viel drüber reden."
Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt
Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt
Es gibt einige Dinge, über die hier in Stuttgart lieber keiner mehr reden mag. Zur Erinnerung: Die Aussagen der ehemaligen Gymnastin Katerina Luschik hatten den Deutschen Turner-Bund im vergangenen Sommer dazu veranlasst, sich von Gruppen-Teamchefin Karina Pfennig zu trennen, die zweite beschuldigte Trainerin Natalia Stepanova blieb im Amt. Es geht um Tätlichkeiten, Beleidigungen und die Verabreichung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Wenig später folgte die Cheftrainerin für das Einzel Galina Krilenko, auch hier lautete der Vorwurf auf Körperverletzung. Das Verfahren wurde im Juli wegen Geringfügigkeit eingestellt, ohne Verurteilung, aber auch ohne Freispruch für Krilenko.
Laura Jung selbst war gegen ihre langjährige Trainerin in den Zeugenstand getreten. Temchefin, Cheftrainerin und Gesamtverantwortliche für alle Belange am Schmidener Zentrum ist nun Katja Kleinveldt, allerdings von Berlin aus, wo sie auch Verbandstrainerin ist: "Wir haben halt die Schulsituation, die Internatssituation, die Ernährungssituation, Physiotherapie, Psychologie, Sportpsychologie, trainingswissenschaftliche Steuerung, Zusammenarbeit mit dem OSP, all das deutlich verbessert."
Laura Jung selbst war gegen ihre langjährige Trainerin in den Zeugenstand getreten. Temchefin, Cheftrainerin und Gesamtverantwortliche für alle Belange am Schmidener Zentrum ist nun Katja Kleinveldt, allerdings von Berlin aus, wo sie auch Verbandstrainerin ist: "Wir haben halt die Schulsituation, die Internatssituation, die Ernährungssituation, Physiotherapie, Psychologie, Sportpsychologie, trainingswissenschaftliche Steuerung, Zusammenarbeit mit dem OSP, all das deutlich verbessert."
Ruhiger Ton, ruhige Art
Mit anderen Worten: Alles. Über die neue Trainerin der Einzelgymnastinnen Natalia Raskina sagt die promovierte Medizinerin Kleinveldt: "Sie ist eine sehr ruhige, bedachte Frau, sehr professionell, hat sehr viel technisches Wissen, ist sehr nett mit den Mädchen, also insofern ist das eine wirkliche Bereicherung."
Laura Jung hat den direkten Vergleich - die Art ihrer neuen Trainerin beschreibt sie so: "Sie erklärt sehr genau, was sie will und wie sie es will und wir machen viele Übungen, sehr viele Übungen, sehr viele Wiederholungen. Aber sie macht es mit einem ruhigen Ton und einer ruhigen Art und dann ist es auch okay."
Unabhängige Ombudsfrau ernannt
Natalia Raskina, die zuletzt eine Zypriotin trainierte, ist eigentlich Chemikerin, ausgebildete Trainerin ist sie nicht, aber Ehrentrainerin ihrer weißrussischen Heimat, denn sie brachte ihre eigene Tochter Yulia im Jahr 2000 bis zur olympischen Silbermedaille. Sie kennt die entlassene Krilenko, ebenfalls Weißrussin, nur allzu gut, noch aus sowjetischen Zeiten. Von den Vorwürfen will sie zunächst gar nichts gewusst haben, sagt dann aber, ja man habe ihr da was erzählt, aber das sei kein Thema für sie.
Raskina, deren Tochter nun auch als Trainerin in Schmiden tätig ist, lobt die russische Schule der Sportgymnastik und sagt über Schreiereien von Trainerinnen: "Manchmal hilft das, aber ich schreie nie. Ich sage: Mach das bitte so! Wenn sie es nicht so macht dann reicht es meistens, wenn sie mein Gesicht sieht. Dann gehorcht sie."
Die Gymnastin müsse selber wissen, was sie tut, fügt sie hinzu. Der Deutsche Turner-Bund sorgt inzwischen vor. Eine unabhängige Ombudsfrau wurde ernannt, an sie können sich die Gymnastinnen jederzeit vertraulich wenden. Außerdem hat der Schwäbische Verband eine neue Stelle geschaffen: Die ehemalige Trainerin aus dem Kunstradfahren und ausgebildete Erzieherin Kathrin Igel, ist die neue Stützpunktleiterin, sie ist permanent in Schmiden vor Ort. Wohl auch zur Kontrolle.
Ermittlungen noch nicht abgeschlossen
Auf die Frage, ob sie im Rückblick die mutigen Aussagen der beiden Gymnastinnen gutheißt, sagt Katja Kleinveldt, dass man ohne diese "das System nicht optimiert" hätte. "Da ist jetzt ein Riesen-Team beschäftigt und infolgedessen gehe ich davon aus, dass da entsprechende Vorkommnisse nicht mehr passieren können."
Und sie ist zuversichtlich, "dass da insgesamt sich alle deutlich wohler fühlen, besser aufgehoben und unterstützt und auch natürlich, diese Sachen macht man vorrangig auch, um die Leistung zu steigern, nicht nur das Wohlfühlgefühl."
Die Ermittlungen im Fall Katerina Luschik sind übrigens noch nicht abgeschlossen. Hier geht es auch um Natalia Stepanova, die Luschik geohrfeigt haben soll. Der Verband hat der Trainerin hundertprozentiges Vertrauen ausgesprochen. Stepanova ist auch in Stuttgart Trainerin der deutschen Gruppe.