Friedrich: Nein, man hat mir leider diese Autographe nicht zum Kauf angeboten. Ich hatte auch bis heute Mittag von dieser Sache keinerlei Kenntnis.
Koldehoff: Hätten Sie denn die Manuskripte gern?
Friedrich: Natürlich. Ich habe immer alles gerne, was mit Wagner zu tun hat, erst Recht, wenn es von Wagner stammt, denn wir haben hier das Nationalarchiv der Wagner-Stiftung und hier gehören die Sachen her.
Koldehoff: Nun sind 1,5 Millionen Euro ein stolzer Preis. Ist es denn für eine Einrichtung wie die Ihre überhaupt möglich, in dieser Liga mitzuspielen?
Friedrich: Na, das Geld haben wir natürlich in der Portokasse. Nein, Scherz beiseite. Das ist eben der zweite traurige Punkt, dass sich natürlich Summen in diesen Bereichen im Grunde genommen außerhalb jeder Diskussion bewegen. Also, zumindest, wenn ich jetzt über mein Haus, die Richard-Wagner-Stiftung spreche, das ist etwas, was wir uns mit Hausmitteln sowieso nicht leisten könnten. Da müsste eine konzertierte Aktion von verschiedensten Geldgebern her. Das müsste bis in die allerhöchsten Ebenen laufen, und ob das in dieser Kurzfristigkeit herzustellen ist, das ist auch noch die große Frage.
Koldehoff: Es gibt ja Vermutungen, dass diese Manuskripte aus dem Besitz entweder des Schott-Verlages oder der Schott-Eigentümer kommen, mit denen Richard Wagner ja ursprünglich einmal eng befreundet gewesen ist. Wäre es denn üblich gewesen, dass die sich bei Ihnen vorher gemeldet hätten und gesagt hätten: 'Wir haben da etwas und möchten es gerne loswerden. Seht ihr irgendeine Möglichkeit, als Wagner-Archiv das zu erwerben?'
Friedrich: Na ja, eine Rechtsvorschrift gibt es da natürlich nicht. Also, jeder Eigentümer kann natürlich mit seinem Eigentum tun und lassen was er will. Er kann es verschenken, er kann es verbrennen, er kann es versteigern lassen, er kann es verkaufen. Das ist völlig klar. Ich muss aber auch sagen, dass ich dieses Vorgehen schon etwas ungewöhnlich finde, dass also offenbar niemand so genau gewusst hat, dass dieser Verkauf bevorsteht. Ich möchte fast sagen, Ausverkauf, denn meines Wissens hat die Firma Schott auch schon Beethoven-Autographe in diesem Jahr auf den Markt geworfen und es wäre dann doch zumindest einmal eine freundliche Geste, das mal anzukündigen. Wenn schon nicht uns, dann vielleicht auch der Gesamtausgabe, die ja immerhin im Hause Schott angesiedelt ist. Mir ist auch nicht bekannt, dass die Gesamtausgabe davon Kenntnis erhalten hätte.
Koldehoff: Werden Sie denn jetzt in irgendeiner Weise tätig werden? Macht es überhaupt Sinn, es noch zu versuchen, Gelder zusammenzubekommen?
Friedrich: Ich glaube nicht. Wenn sich das in diesen Dimensionen bewegt, dann ist das erfahrungsgemäß wirklich sehr schwierig, zumal man ja auch sagen muss, dass mir persönlich diese Preise sehr hoch angesetzt erscheinen. Auch vergleichsweise hoch angesetzt erscheinen, oder um es auf Bayrisch zu sagen: Es ist a weng zu teuer. Und zum zweiten ist, zumindest was die Tristan-Dichtung angeht, die wissenschaftlich-philologische Wichtigkeit auch nicht so gegeben, denn sowohl die Urschrift als auch eine Abschrift des Librettos befinden sich bei uns im Hause. Hier handelt es sich um die Reinschrift, die nach der Erstschrift von Wagner gemacht worden ist, und es ist nicht zu erwarten, dass da im Text nun allzu große Differenzen sind, die philologisch interessant sein könnten. Bei den Wesendonck-Liedern verhält es sich leider etwas anders. Da gibt es ja verschiedene Fassungen. Die Handschriften der Erstfassung sind bei uns, aber hier handelt es sich um die Zweit- beziehungsweise Drittfassung – das sind auch die, die üblicherweise aufgeführt werden -, und da ist es natürlich schon ein philologischer Verlust, der hier ins Haus steht. Das muss man einfach so sagen.
Koldehoff: Die Auktion wird am 6. Dezember, am Nikolaus-Abend, stattfinden. Was glauben Sie denn, wer sich die Wagner-Schriften dann in den Stiefel stecken wird? Wer kauft so etwas?
Friedrich: Ja, das ist natürlich immer eine ganz spannende und interessante Frage. Im Regelfall erfährt man das auch nicht, weil es da ja auch das Berufsgeheimnis der Auktionatoren gibt. Das ist ganz schwer zusagen, wer es will und auch in der Lage ist, diese nicht unbeträchtlichen Summen aufzubringen. Ich sage Ihnen auch ganz offen und ehrlich: Meine stille Hoffnung ist, dass die Sachen liegen bleiben und dann vielleicht irgendwann wieder zu einem etwas marktgemäßeren Preis angeboten werden.
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Koldehoff: Hätten Sie denn die Manuskripte gern?
Friedrich: Natürlich. Ich habe immer alles gerne, was mit Wagner zu tun hat, erst Recht, wenn es von Wagner stammt, denn wir haben hier das Nationalarchiv der Wagner-Stiftung und hier gehören die Sachen her.
Koldehoff: Nun sind 1,5 Millionen Euro ein stolzer Preis. Ist es denn für eine Einrichtung wie die Ihre überhaupt möglich, in dieser Liga mitzuspielen?
Friedrich: Na, das Geld haben wir natürlich in der Portokasse. Nein, Scherz beiseite. Das ist eben der zweite traurige Punkt, dass sich natürlich Summen in diesen Bereichen im Grunde genommen außerhalb jeder Diskussion bewegen. Also, zumindest, wenn ich jetzt über mein Haus, die Richard-Wagner-Stiftung spreche, das ist etwas, was wir uns mit Hausmitteln sowieso nicht leisten könnten. Da müsste eine konzertierte Aktion von verschiedensten Geldgebern her. Das müsste bis in die allerhöchsten Ebenen laufen, und ob das in dieser Kurzfristigkeit herzustellen ist, das ist auch noch die große Frage.
Koldehoff: Es gibt ja Vermutungen, dass diese Manuskripte aus dem Besitz entweder des Schott-Verlages oder der Schott-Eigentümer kommen, mit denen Richard Wagner ja ursprünglich einmal eng befreundet gewesen ist. Wäre es denn üblich gewesen, dass die sich bei Ihnen vorher gemeldet hätten und gesagt hätten: 'Wir haben da etwas und möchten es gerne loswerden. Seht ihr irgendeine Möglichkeit, als Wagner-Archiv das zu erwerben?'
Friedrich: Na ja, eine Rechtsvorschrift gibt es da natürlich nicht. Also, jeder Eigentümer kann natürlich mit seinem Eigentum tun und lassen was er will. Er kann es verschenken, er kann es verbrennen, er kann es versteigern lassen, er kann es verkaufen. Das ist völlig klar. Ich muss aber auch sagen, dass ich dieses Vorgehen schon etwas ungewöhnlich finde, dass also offenbar niemand so genau gewusst hat, dass dieser Verkauf bevorsteht. Ich möchte fast sagen, Ausverkauf, denn meines Wissens hat die Firma Schott auch schon Beethoven-Autographe in diesem Jahr auf den Markt geworfen und es wäre dann doch zumindest einmal eine freundliche Geste, das mal anzukündigen. Wenn schon nicht uns, dann vielleicht auch der Gesamtausgabe, die ja immerhin im Hause Schott angesiedelt ist. Mir ist auch nicht bekannt, dass die Gesamtausgabe davon Kenntnis erhalten hätte.
Koldehoff: Werden Sie denn jetzt in irgendeiner Weise tätig werden? Macht es überhaupt Sinn, es noch zu versuchen, Gelder zusammenzubekommen?
Friedrich: Ich glaube nicht. Wenn sich das in diesen Dimensionen bewegt, dann ist das erfahrungsgemäß wirklich sehr schwierig, zumal man ja auch sagen muss, dass mir persönlich diese Preise sehr hoch angesetzt erscheinen. Auch vergleichsweise hoch angesetzt erscheinen, oder um es auf Bayrisch zu sagen: Es ist a weng zu teuer. Und zum zweiten ist, zumindest was die Tristan-Dichtung angeht, die wissenschaftlich-philologische Wichtigkeit auch nicht so gegeben, denn sowohl die Urschrift als auch eine Abschrift des Librettos befinden sich bei uns im Hause. Hier handelt es sich um die Reinschrift, die nach der Erstschrift von Wagner gemacht worden ist, und es ist nicht zu erwarten, dass da im Text nun allzu große Differenzen sind, die philologisch interessant sein könnten. Bei den Wesendonck-Liedern verhält es sich leider etwas anders. Da gibt es ja verschiedene Fassungen. Die Handschriften der Erstfassung sind bei uns, aber hier handelt es sich um die Zweit- beziehungsweise Drittfassung – das sind auch die, die üblicherweise aufgeführt werden -, und da ist es natürlich schon ein philologischer Verlust, der hier ins Haus steht. Das muss man einfach so sagen.
Koldehoff: Die Auktion wird am 6. Dezember, am Nikolaus-Abend, stattfinden. Was glauben Sie denn, wer sich die Wagner-Schriften dann in den Stiefel stecken wird? Wer kauft so etwas?
Friedrich: Ja, das ist natürlich immer eine ganz spannende und interessante Frage. Im Regelfall erfährt man das auch nicht, weil es da ja auch das Berufsgeheimnis der Auktionatoren gibt. Das ist ganz schwer zusagen, wer es will und auch in der Lage ist, diese nicht unbeträchtlichen Summen aufzubringen. Ich sage Ihnen auch ganz offen und ehrlich: Meine stille Hoffnung ist, dass die Sachen liegen bleiben und dann vielleicht irgendwann wieder zu einem etwas marktgemäßeren Preis angeboten werden.
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