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Richard Wagner ruft

Auch Richard Wagner erholte sich gerne in Graupa, kam dort auf dem Schäferschen Gut unter. Ein Museum, das Lohengrin-Haus, erinnert daran. Und nebenan eröffnet bald ein Wagner-Museum.

Von Katrin Kühne |
    Wagner ruft - nicht nur auf dem Grünen Hügel während der Festspiele in Bayreuth -, sondern auch in Graupa. Das idyllische Graupa mit seinen bekannten Ausflugszielen wie dem romantischen Liebethaler Grund oder dem Borsberg war vor rund 160 Jahren wie heute eine beliebte Sommerfrische der Dresdener. Als einer der ersten Sommerfrischler überhaupt kam der junge Dresdener Hofkapellmeister Richard Wagner im Mai 1846 in den kleinen Ort. Er wohnte auf einem größeren Bauernhof, dem Schäferschen Gut - das heutige Lohengrin-Haus.

    "Das war also der Kuhstall, wollen sie mit reinkommen, dann zeige ich es ihnen. Sie sehen auch noch die Mittelschiene hier und wie die Kühe gestanden haben. Das war also von dem Schäferschen Gut, hier unten, wie das früher war. Dort war das Wohnzimmer und oben waren also nun die Wagner-Räume."

    Ganz ohne Umstände bittet mich die sportlich-elegant gekleidete Dame gleich hinein in die Richard-Wagner-Gedenkstätte, als ich in der Sonne vor dem Lohengrin-Haus im sächsischen Graupa stehe. Der schlichte hellverputzte Bau mit Fachwerk an der Seite des oberen Stockwerks war nach der Restaurierung 2009 wieder eröffnet worden. Barbara Krug ist ehrenamtlich für das Museum tätig, Mitglied des Wagner-Förderkreises von Graupa und singt im örtlichen Wagner-Chor.

    Von Mitte Mai bis Ende Juli 1846 weilte der damals 33-jährige Dresdener Hofkapellmeister mit seiner ersten Frau Minna und Hund Peps zur Sommerfrische im Wohnhaus des Bauerngutes des Familie Schäfer. Im ehemaligen Kuhstall ist heute eine Ausstellung über Wagners Dirigententätigkeit in Dresden untergebracht.

    "Und wir gehen mal hoch. Das war alles ganz anders. Die Treppe war also in der Mitte hoch. Hier hat Wagner gewohnt, in diesen beiden Räumen, das bleibt als Gedenkräume und hier war ein großer Vorhang und da stand Wagners Klavier. Hier hat also Wagner seine Lohengrin-Konzeption gemacht."

    An der Wagner-Büste vorbei, ein Abguss der Bayreuther Skulptur, geht es nun in die "geheiligten Räume". Hier war bereits 1907 ein erstes kleines Wagner-Museum von Verehrern des Künstlers eingerichtet worden. 2009 nun wurden die Zimmer nach den 1873 publizierten Erinnerungen des Bildhauers Gustav Adolf Kietz gestaltet. So, wie der lebenslange Freund und Porträtist des Komponisten sie bei seinem Besuch im Sommer 1846 gesehen hatte. Beide Zimmer, Wohn-und Schlafraum, sind heute mit musealen Möbeln ausgestattet.

    "Es ist der Zeit gemäß natürlich nachempfunden, aber nicht mehr das, auch das Bett, dort hat also Wagner wirklich nicht drin geschlafen."

    Vom originalen Interieur hat sich durch die wechselvollen 'Zeitläuffte' nichts erhalten. Auch nicht das Klavier oder der rote Samtvorhang im Flur. In der ehemaligen Stube ist nun ein Hammerklavier aus der Zeit um 1800 museales Schmuckstück des Raums. Auf seinem Notenständer das Faksimile der ersten Seite von Wagners Kompositionsentwurf zur Oper "Lohengrin" von 1846.

    "Drei Monate Sommerurlaub. Endlich an Compositionsskizzen von Lohengrin: Sehr flüchtig entworfen. Ausflüge: Borsberg, Liebethaler Grund. Pirna - zum Baden. Pilgerchor gepfiffen. Besuche. Mit den Skizzen ganz zu Ende.- August zurück nach Dresden."

    So schreibt Wagner stichwortartig aus der Erinnerung in das Tagebuch, das ihm seine zweite Frau Cosima 1865 geschenkt hatte.

    "Wagner ist wahnsinnig viel gewandert. Also, er hat Kilometer zurückgelegt. Er war auch im Sommer, wie er hier war, jeden Tag in der Elbe baden. Er ist auch auf den Borsberg gelaufen. Da gab es eine Gastwirtschaft, die hab ich noch erlebt in den 70er-Jahren. Leider ist das dann verkommen."

    Den im Tagebuch erwähnten Liebethaler Grund hat er auch später gern besucht, unter anderem 1881 mit Cosima und den Kindern. Unter der Hakenkreuzfahne wurde dort im Mai 1933 ein heroisches Wagnerdenkmal - der Meister als Gralsritter - aufgestellt. Allerdings hatte der Bildhauer und Wagner-Verehrer Richard Guhr die Statue im Stil der späten Kaiserzeit bereits 1913 in Hinsicht auf den 100. Geburtstag des Komponisten entworfen und 1928 gießen lassen.

    Ein paar Schritte vom Lohengrin-Haus entfernt, am Parkeingang des spätbarocken Jagdschlosses Graupa, wacht Wagner in Form einer Steinstele, ebenfalls von Guhr entworfen.

    Das Schlossensemble mit Remise und Reitstall, das der Sohn von August dem Starken errichten ließ, wird zurzeit mit Landes- und EU-Mitteln wieder hergestellt.

    "Das ist ja dann Sporthalle gewesen, dann rechts, das gelbe hier, das war mal die Werkstatt von Herrn Böhme, das war das Waschhaus, von den Leuten, die hier gewohnt haben. Wir hatten ja hier Wohnungen."

    Rechtzeitig zu Beginn des Jubiläumsjahres anlässlich des 200. Geburtstages des Musikgenies soll das Jagdschloss Graupa Januar 2013 als neues Richard-Wagner-Museum mit Konzertsaal neben dem Lohengrin-Haus als Gedenkstätte eröffnet werden.

    Informationen:
    Das Jagdschloss Graupa als zukünftiges Wagner-Museum (neben dem Lohengrin-Haus) hat am Tag des Offenen Denkmals, dem 9. September, als Baustelle geöffnet. Im Januar 2013 (zu Wagners 200. Geburtstag) soll es eröffnet werden.