Richter und Anwälte in den Hörsaal
Ulrich Goll (FDP), Justizminister von Baden-Württemberg, findet sich in den Reformvorschlägen der Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin wieder, obwohl er noch deutlichere Strukturänderung als federführendes Mitglied der Arbeitsgruppe anstrebte. Bisher war er ein Verfechter des einstufigen Ausbildungsmodells, auch hält er zwei Examina für nicht notwendig. Es wird bei dem zweistufigen Modell, universitäres Studium und Referendariat, bleiben. Zu den Änderung innerhalb der zwei Ausbildungsabschnitten: "Im ersten Teil halte ich die stärkere Anwaltsorientierung für wichtig, die stärkere Beteiligung von Praktikern und die stärkere Durchführung des Studiums in Kleingruppen und das alles ist in den Vorschlägen enthalten." In den Bundesländern gäbe es innerhalb der Richterschaft genügend qualifizierte Praktiker, die bereit wären zu lehren. Bei der Anwaltschaft sieht Goll Probleme, diese für Ausbildungszwecke zu begeistern. "Aber ich glaube bei der Anwaltschaft herrscht aber auch das klare Bewusstsein, dass die anwaltsorientierte Veränderung der Ausbildung ohne ihre Beteiligung nicht geht." Die Praxis stelle die Wissenschaftlichkeit in keiner Weise in Frage. Wechselseitige Ressentiments sprechen dafür, dass es notwendig sei, festangestelltes Personal mit Praktiker von außen zu kombinieren. In vielen erfolgreichen Studiengängen werde nach diesem Modell gearbeitet und gerade wegen den hervorragenden Praktikern kämen die Studierenden. Durch die Anonymität des Studiums entwickelte sich ein Schattenmarkt von Ausbildungseinrichtungen, sprich Repetitorien. "Die Hälfte der Studierenden pro Kopf der Lehrenden, das wäre eine Relation, mit der man wirklich gut arbeiten könnte." Die verbesserte Betreuung der Studierenden kann nur erreicht werden, wenn die Studierendenzahl verringert oder mehr Lehrpersonal eingestellt wird. Goll zufolge müssen beide Wege beschritten werden. "Wir müssen ein deutlichen Schritt unternehmen, was das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden angeht."