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Richtgrößen statt Budgetierung

Heute Nachmittag ist es wieder so weit. Der Deutsche Ärztetag tritt zusammen. Das so genannte "Parlament der Ärzte" ist das oberste beschlussfassende Gremium der insgesamt etwa 370 Tausend Ärzte in Deutschland. Vier Tage lang diskutieren die Delegierten in Ludwigshafen neben berufsrechtlichen Fragen auch aktuelle gesundheitspolitische und sozialpolitische Themen. Wie stellen sich die Ärztevertreter in Zeiten knapper Finanzmittel eine optimale Patientenversorgung vor?

Klaus Herbst |
    So genannte innovative Arzneimittel sind ein Thema, das nach Meinung des Hauptgeschäftsführers der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages mit Sicherheit ab heute in Ludwigshafen zur Sprache kommt. Unter innovativen Arzneimitteln versteht Professor Christoph Fuchs Wirkstoffe, die in der Lage sind, beispielsweise das Leiden von Multipler Sklerose- oder Tumorpatienten erheblich zu verringern, die hierzulande aber nicht zum Einsatz kommen.

    "Es ist in der Tat so, dass eben neue Medikamente auf den Markt gekommen sind, die wenn sie eben nach Bedarf eingesetzt werden würden, das Gesundheitswesen dramatisch verteuern würden. Es ginge hier um Milliardenbeträge, und wir müssen jetzt wirklich dafür sorgen, dass diese wirklich chronisch kranken Patienten versorgt werden können. Und man kann dann eben natürlich auch überlegen, ob Bagatellerkrankungen dann eben ein gut Stück auch von den Patienten mitgetragen werden müssen."

    Diskutiert werden sollten solche Umschichtungen in Zukunft an einem Runden Tisch, regen Vertreter der Ärzteschaft an. Dieser soll sich aus Vertretern der Politik; Krankenkassen, Krankenhaus- und Ärzteverbände zusammensetzen. Die zur Zeit herrschende kollektive Budgetierung der Ärzte habe zwar dazu geführt, dass diese, wenn möglich, vermehrt preisgünstige Generika verordnet haben. Diese soll nun durch eine individuelle Kontrolle jeder einzelnen Arztpraxis ersetzt werden.

    Christoph Fuchs: "Die Budgetierung bedeutet ja letztlich eine Rasenmähermethode. Das heißt, unkritisch werden einfach Honorare gekappt. Es ist glaube ich schon besser, wenn man sich im Vorhinein überlegt, welchen Versorgungsbedarf denn eine bestimmte Praxis oder ein Krankenhaus hat, wenn man überlegt, was dann die Deckung dieses Bedarfes kostet, dass man da eher Richtgrößen im Vorhinein behandelt, die die Honorare sichern als dass im Nachhinein festgestellt wird, das war zu teuer."

    Mit dem Instrument Richtgrößen solle die allgemeine Rationierung gekippt, aber auch völlig neue Finanzierungsmodelle für das Gesundheitssystem gilt es zu entwickeln. Ähnlich wie beim Zahnarzt wird die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung in Zukunft nach einem Punktesystem belohnt, der Arztmuffel dagegen bestraft, erwartet Christoph Fuchs.

    "Ein ganz wichtiger Punkt ist zum Beispiel das Thema Prävention, also die Eigenverantwortung des Patienten möglichst schon früh zur Geltung kommen zu lassen, so dass er frühzeitig Vorsorgeuntersuchungen durchführt. Und dies könnte eben auch in der Beitragsgestaltung honoriert werden."