Am Ende, und das ist keine Überraschung bei einem "Alien"-Film, hat einer überlebt.
"Und dann war ich wieder allein."
Der Mensch? Unwahrscheinlich? Das Monster? Oder wer?
Am Anfang, bevor wir den Raumfahrern in der Leere des Alls begegnen, bevor sie auf die unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt stoßen, also vor dem Genreüblichen, mit dem Ridley Scott uns in "Alien: Covenant" natürlich auch "bedient", droht, lockt: Vor all dem sehen wir einen riesigen weißen Raum vor einem gigantischen Seepanorama. Kalt, erlesen, leer. Ein Stuhl. Ein Beistelltisch. Ein paar wenige Kultur-Artefakte. Weyland, Milliardär und Bioingenieur, befindet sich mit seinem Androiden David in einem existenzialistischen Diskurs über Schöpfung, Gott und Künstliche Intelligenz. Dann stellt das Geschöpf seinem Schöpfer die Frage: "Wenn Sie mich erschaffen haben, wer hat dann Sie erschaffen?" Verärgert kann Weyland seinem Androiden nur noch befehlen, Tee einzuschenken. Schnitt. Das All, das Raumschiff, die Astronauten. Mit feuchten Händen werden wir in den nächsten zwei Stunden erfahren, was ein Gotteskomplex für tödliche Folgen haben kann.
"Lass mich raus!"
Existenzielle Fragen
Was ist der Mensch? Was unterscheidet ihn von Gott? Wer hat das Böse geschaffen? Kommt es wirklich von draußen, aus der Tiefe des unbekannten Alls? - Oder sind das zu tief schürfende Fragen an eine Kino-Reihe, die sich wie die Superhelden-Franchises in gequälter Unendlichkeit verlängert? Mit Sequels, Prequels oder Spin-offs, die das erzählen, was keiner wirklich noch wissen wollte?
Bei "Alien" ist das allerdings anders. Die Besonderheit der Saga lag nicht nur immer in ihrer visuellen Brillanz, sondern auch darin, dass sie zwar gnadenlosen Science-Fiction-Horror, aber immer auch einen philosophischen Unterton bot, der zur sinnlichen Angst-Erfahrung im Kinosessel wurde. Gespeist eben aus unseren Urängsten, die sich in diesen schwarzen Märchen sichtbar wurden und dabei immer wie ein Reflex auf aktuelle Zeitläufe schienen.
Wenn die Raumfahrer im Ur-"Alien" 1979 durchs All fahren und auf ein tödliches Monster treffen, das in das scheinbar sichere Raumschiff, den Panzer, eindringt und die Crew tötet, ist das natürlich auch eine böse Metapher auf die Hybris des Menschen, der meint, er könne die Natur mit Wissenschaft und Technik in Schach besiegen. Ende der 1970er Jahre klang das wie ein Kommentar zur beginnenden Öko-Debatte.
Angst vor der künstlichen Existenz
Einen nicht weniger düsteren Blick bot zwanzig Jahre später der vierte Teil der Saga. In der grandiosen Albtraum-Szene in "Alien - Die Wiedergeburt" sieht Sigourney Weaver als Ripley, die Monstertöterin aus Teil Eins, nun geklont, im Gen-Labor die missglückten erste Ergebnisse des Experiments, und eines der grauenhaft deformierten, unvollendeten Wesen, das sie selbst ist, fleht sie an:
"Töte mich! Töte mich!" Bilder, bei denen uns das Blut gefriert, weil dieser vierte "Alien"-Film quasi getränkt ist von unserer Angst vor einer Frankenstein-Wissenschaft im Dienst von Militär und Industrie, die jenseits von ethischen Grundsätzen agiert und Wesen schafft, die sich als nicht beherrschbar erweisen.
Mit dem Diskurs zwischen Weyland und David im weißen, leeren Raum vor dem Seepanorama am Anfang von "Alien: Covenant" ist das Grundthema des jüngsten Films der Horror-Reihe gesetzt. Es geht um die Angst vor der künstlichen Intelligenz, die mächtiger wird als ihr Schöpfer, dabei aber der gleichen Hybris, dem gleichen Gottes-Komplex wie der Mensch folgt. Nur rationaler, kälter, gnadenloser, perfekter. Ungemein effizienter. Sozusagen ungestört von menschlichen Anwandlungen. Das Böse, das Monster, der Horror, sie erweisen sich konsequenterweise am Ende von "Alien: Covenant" als Schöpfung von David, dem Androiden, der künstlichen Intelligenz. Und die wurde erschaffen vom menschlichen Bio-Ingenieur. Die Geister, die wir riefen!